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14. Nacherntegespräch in Üplingen – Motto: Wetter-Wachstum-Wirtschaftlichkeit

 

„Bisher sieht die Herbstbestellung ganz gut aus; der Raps geht gut in den Winter hieß es. Bei einer Sache waren sich alle Fachleute einig: Die Landwirte sollten bei der jetzigen milden Witterung im aufgelaufenen Getreide die Blattläuse bekämpfen.“

Zum Ende ihrer Vorträge beim kürzlich veranstalteten traditionellen Nacherntegespräch des Stiftungsgutes Üplingen GbR präsentierten die fünf Vortragenden den rund 70 Landwirten und anderen Fachleuten interessante Thesen, gaben neue Versuchsziele bekannt oder eben solche Empfehlungen wie oben mit auf den Weg. 

Jörg Hartmann begrüßte die knapp 70 Teilnehmer

Eröffnet wurde die landwirtschaftliche Fachtagung im Stiftungssaal des Gutes von Jörg Hartmann, welcher mit Horst Düll Pächter des Stiftungsgutes Üplingen ist. Er begrüßte die Gäste im Namen der Feldtaggruppe und stellte Marc Deilmann als Moderator vor.

Dieser wiederum gab das Wort an den ersten Vortragenden, Matthias Klings, weiter. Der junge Mann ist Versuchsleiter im Stiftungsgut und fasste in seinem Eröffnungsvortrag beim traditionellen Nacherntegespräch die Besonderheiten des vergangenen Wirtschaftsjahres zusammen. Auf 17 Hektar sind 1550 Klein- und 1200 Großparzellen angelegt. Das regenerative Feld ist auf zwei Hektar angelegt. (Die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche des Gutes beläuft sich auf 472 Hektar. Davon entfallen 110 Hektar auf die Saatgutvermehrung, größtenteils Gerste und Weizen.) Klings sprach über die günstigen Aussaatbedingungen im Herbst 2024, über die kurzen strengen Fröste im Februar, die den Pflanzen wegen einer leichten Schneedecke aber nicht schaden konnten und den fehlenden Niederschlag im Frühling. Erst Ende April kam der langersehnte Regen, der die ausgebrachten Nährstoffe endlich auflöste und den Pflanzen somit erst spät zur Verfügung stand. Schädlinge und Blattkrankheiten traten auch verzögert auf. Hitzestress hatten die Kulturen wenig. Im Juli gab es dann wieder so viel und so oft Regen, dass für die Getreideernte nur wenige Tage zur Verfügung standen. „Wir haben am 2. Juli mit der Gerstenernte begonnen“, sagte Klings. Trotz allem sei man überrascht über die überdurchschnittlichen Erträge und den guten Proteingehalt im Getreide. „Auch mit den Fallzahlen gab es, anders als in anderen Teilen der Republik keine Probleme.“

Dann schloss ich der Vortrag von Johann Ehrenhorst an, der über das regenerative Feld der sgl GmbH berichtete, welches nun im siebenten Jahr auf den sechs Blöcken Blatt- und Halmfruchtwechsel, sowie den Wechsel von Sommerungen mit Winterungen umsetzt. Angebaut werden hier Winterroggen, Körnererbsen, Winterweizen, Wintergeste, Silomais und ab 2025 auch Winterraps. Untersaaten und Begrünungsmaßnahmen unterstützen den regenerativen Ansatz, der den Humusaufbau als ein Ziel hat. Die Bodenbearbeitung wird eingeschränkt. Herbizidanwendungen seien aber auch hier unverzichtbar, so Ehrenhorst. Die Bodendüngung werde mit Blattsaftanalysen kombiniert. Grundlage sei selbstverständlich die komplexe Bodenanalyse. Über die Jahre konnte so der Stickstoffeinsatz um 15,8 Prozent gesenkt werden. Der Humusgehalt hat sich von 2,8Prozent nun bei 3,3 Prozent stabilisiert.

Marleen Potthoff von der Firma „team“ erläuterte die Steuerungsmöglichkeiten zur optimalen Nährstoffausnutzung, die, wie sie sagte, in jedem Jahr aufgrund der Witterung anders ausfallen würden. Sie empfahl immer eine standortangepasste Düngestrategie. Stickstoff solle mit Schwefel ausgebracht werden, so Potthoff. „Profi Terra S“ – das Mittel welches im Versuch das Bodenleben aktivierte, das Wurzelwachstum, die Wasser- und Nährstoffaufnahme sowie die Stresstoleranz verbesserte, brachte an mehreren Standorten dann auch höhere Erträge und Qualitäten. Zwei weitere Prüfmittel, die an verschiedenen Stellschrauben im pflanzlichen Stoffwechsel drehen, seien noch in der Forschung, so Potthoff.

Von der Firma „Progress Agrar GmbH“ sprach Dorothee Schmidt zu den Ergebnissen beim Feldversuch mit Biostimulanzien. Hier wurden Gaben vom natürlichen Pflanzenhilfsstoff ComCat als, ProGrow Energy als organisches Biostimulanz auf Pflanzenbasis und ein organisches Schwefelprodukt getestet. Weiterhin bietet Progress Agrar Mittel zur Saatgutbehandlung und mikrobiologische Mischungen an. Die Versuche auf den Parzellen brachten hier mit verschiedensten Kombinationen von ComCat in Menge oder Zeitpunkt vermehrte Ährenzahlen, größere Blattflächen und Stressminderung. Eine gute Mischbarkeit ist wichtig für den Praxiseinsatz.

Michael Derwel vom Unternehmen „Lebosol“ für effiziente Pflanzenernährung und Blattdüngung begann seinen Vortrag mit allgemeinen Überlegungen: Der Klimawandel bedingt zunehmenden Hitzestress für die Pflanzen. Im Winter gibt es keine Wachstumspause. Höhere Erträge entziehen mehr Bodenwirkstoffe. Weniger Tierproduktion bringt weniger organischen Dünger. Minimale Bodenbearbeitung führt zur vermehrten Verwitterung. Deshalb sei eine komplexe Pflanzenanalyse notwendig, um den Kulturen zur jeweiligen Jahreszeit, entsprechend dem Witterungsverlauf und dem jeweiligen Bodenzustand mit speziellen Düngergaben zu helfen, sich optimal zu entwickeln.

In mehreren Beispielen fügte Derwel an, wie Mangel an bestimmten Elementen zu negativen Pflanzenwachstum führen können. Zum Beispiel Zinkmangel – der zeigt sich durch Blätterstreifigkeit oder -sprenkelung. Dieser Zinkmangel führt anstelle von Wachstum auch zu Einbußen bei der Keimfähigkeit, was sich besonders beim Nachbau von Getreide auswirken kann.

„Lebosol“ hat hier auf den Versuchsflächen im Winterweizen unter anderem das Mittel „Getreide-Mix SC“, ein Dünger mit Stickstoff, Magnesium und Mikronährstoffen, getestet und kam dabei zu erfreulichen Ergebnissen unter anderem bei Winterhärte, Ertrag und Stickstoffeffizienz. Auch bei „Lebosol“ laufen noch einige unterschiedliche Versuche, die zum Teil noch in der Experimentierphase sind.

Wie die anderen Firmen gehen die Tests auf den Parzellen überdies in Richtung Wirtschaftlichkeit, worauf natürlich auch einige Fragen von Landwirten abzielten. Die Veranstaltung schloss offiziell mit einem Mittagsbüfett aber die Diskussionen mit den Fachleuten waren da noch nicht am Ende.

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