Allgemein-Ländlicher Raum-Politik + Förderung

Noch immer reduziert sich die Agrarfläche in Deutschland täglich um mehr als 60 Hektar. Die Weltbevölkerung wächst. Standen im Jahr 1970 jedem Menschen noch 3.800 m² Acker für die Nahrungsmittelproduktion zur Verfügung, wird sich das mit den Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung auf 1.500 m² im Jahr 2050 verringern. Wir sind gehalten sorgsam mit unseren Böden umzugehen, denn eine Intensivierung der Nutzung ist technologisch kaum noch möglich und gesellschaftlich nicht gewollt.

Gewerbeansiedlungen verschlingen Agrarfläche

Der Flächenverlust in Deutschland wird zum großen Teil durch Versiegelung verursacht. Aktuell wird um neue Großgewerbegebiete im Umfeld der Landeshauptstadt Magdeburg diskutiert. Am südwestlichen Stadtrand sollen mit dem Eulenberg etwa 300 Hektar Gewerbeflächen entstehen. Mitte September wurde bekannt, dass für eine Großinvestition diese Fläche auf knapp 1.000 Hektar anwachsen könnte und dann auf die Gemeindeflächen der Stadt Wanzleben und der Gemeinde Sülzetal reichen würden. Ebenso wird für den Norden Magdeburgs wieder über die angestrebte Neuausweisung von Gewerbeflächen berichtet.

Ansiedlungen besser lenken

In bisherigen Verfahren zur Regionalplanung hat sich der Bauernverband „Börde“ dafür ausgesprochen, dass Ansiedlungspolitik einen Fokus auf die Regionen des Bundeslandes setzen muss, wo die Herausforderungen des Kohleausstiegs zu bewältigen sind. Ebenso wird mit der Autobahn A14 die Altmark besser angebunden, wo sich die Kommunalpolitik eine Stärkung der Region durch gezielte Ansiedlungsbemühungen wünscht.

Probleme konzentrieren sich

Kritiker sehen in der Konzentration von Gewerbe um die großen Zentren eine Gefahr für den ländlichen Raum. Die Zugkraft der Arbeitsplätze trägt zu weiterem Wegzug aus abgelegenen ländlichen Gebieten bei. Es fällt dort immer schwerer Angebote der Daseinsvorsorge oder der öffentlichen Infrastruktur zu erhalten. Gleichzeitig erlebt man mit der Konzentration der Gewerbeansiedlung eine Konzentration der damit einhergehenden Probleme. Das Ringen um Fachkräfte nimmt zu, die Städte und Gemeinden müssen bei Kindertagesstätten und Schulen nachplanen, der Bedarf nach Wohnbauflächen steigt. Zur Folge hat das oftmals den weiteren Entzug von Agrarflächen und damit eine fortschreitende Belastung der Landwirte.

Es gibt auch positive Effekte

Befürworter sehen zuvorderst das Arbeitskräftepotential, das oft sehr viel höher je Flächeneinheit ist als in der Landwirtschaft. Gerade wenn es um Zukunftstechnologien, Wertschöpfung und Steueraufkommen geht, können Gewerbeansiedlungen eine Region stärken. Für Grundeigentümer bedeutet eine Ausweisung als Gewerbegebiet oft auch eine Wertsteigerung ihrer Flächen. Mit dem Verkauf an Investoren lassen sich für manchen Eigentümer lang gehegte Wünsche erfüllen, manch einer hat noch Kredite abzuzahlen und auch einzelne Landwirte mit Grundeigentum bekommen so die Chance auf einen gesicherten Ruhestand, den sie ohne so eine Ansiedlung nur schwer hätten.

Folgen abmildern, Konflikte ausgleichen

Im Angesicht von Inflation und Steuerlast werden jedoch die meisten Landwirte versuchen, hinzukommendes Kapital aus Flächenverkäufen wieder in Grundeigentum zu investieren. Das treibt Befürchtungen für ein Anheizen des Bodenmarktes im weiteren Umfeld der Gewerbegebiete. Für das aktuelle Vorhaben am Eulenberg in Magdeburg ist die Interessenlage unter den Mitgliedern des Bauernverbandes sehr heterogen. So ist der Bauernverband „Börde“ gezwungen in der Sache neutral zu bleiben. Es wird künftig darauf ankommen die Folgen auf die Agrarstruktur abzumildern. Die mit solchen Projekten verbundenen Ausgleichsvorhaben dürfen die Landwirte nicht zusätzlich mit Flächenentzug bestrafen. Die Beschaffung von Ersatzflächen für weichende Landwirte muss nach Möglichkeit so erfolgen, dass umliegende Betriebe weitreichend geschont werden.

Alternativen sind rar

Es bleibt das noch moralische und vielleicht bald greifbare Dilemma um den Verlust der Flächen für die Nahrungsmittelproduktion. Viel auszugleichen mit Anbauflächen für Tierfutter und nachwachsenden Rohstoffen ist da nicht. Denn mit dem Ausstieg aus der Verwendung fossiler Rohstoffe, steigt der Bedarf für die Erzeugung von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen und für den Anbau von Pflanzen, deren Stärke zum Beispiel auch Kunststoffe aus Erdöl ersetzen kann. Die Produktion von Ackerfrüchten für die menschliche Ernährung erzeugt normalerweise auch Futter für die Tierernährung. So erreicht zum Beispiel nicht jeder angebaute Weizen tatsächlich auch Backqualitäten. Vom Raps verwenden wir das Öl, das ausgepresste Schrot ist wertvolles Futter für Rinder, Schweine und Geflügel.

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