Allgemein-Bildung + Berufsnachwuchs

Mit den Halbjahreszeugnissen müssen sich viele junge Leute entscheiden, in welche Richtung ihr Arbeitsleben gehen soll.
Die Bewerbungsphase läuft an und egal ob Haupt-, Realschulabschluss oder Abitur, mit einem guten naturwissenschaftlichen und mathematischen Verständnis, der Liebe zur Natur und zum Umgang mit Tieren, technischem und handwerklichen Geschick sowie wirtschaftlichem Denken steht dem Einstieg in einen Grünen Beruf nichts mehr im Wege. Die duale Ausbildung läuft über 3 Jahre und umfasst die Lehre in anerkannten Ausbildungsstätten und berufsbildenden Schulen, ergänzt durch eine überbetriebliche Ausbildung.

Grüne Berufe mit weiter steigender Beliebtheit

Landwirt, Tierwirt, Fachkraft Agrarservice, Gärtner, Forstwirt, Pflanzentechnologen, Winzer, Milchtechnologe und noch einige mehr gibt es unter den 14 Grünen Berufen. Und sie liegen voll im Trend, vermeldet der Deutsche Bauernverband für das laufende Ausbildungsjahr 2021/2022 und verweist darauf, dass sich die Land- und Agrarwirtschaft erfolgreich dafür engagiere, die Qualität und somit auch die Attraktivität der Grünen Berufe auszubauen. In der dbv-Pressemitteilung vom 1.2.2022 heißt es unter anderem: „Der Beruf Landwirt/in verzeichnete mit bundesweit 4042 Neuverträgen (plus 7,1%) einen substanziellen Zuwachs.“

Abwechslungsreiche Ausbildung in familiärer Atmosphäre

Aus der Website www.grüne-berufe.de findet man als Schüler oder Lehrer alle Informationen zu Ausbildungen im grünen Bereich und eine Stellenbörse mit freien Ausbildungsplätzen. Dort findet man auch den Betrieb von Michael Dehne. Er ist Vorstand der Agrargenossenschaft „Allertalmilch“ e.G. und schon seit vielen Jahren wird dort ausgebildet. Von Vorteil ist, dass die bei der dreijährigen Ausbildung zum Landwirt alle Ausbildungsinhalte, auch die Tierproduktion ebenfalls im Erxlebener Betrieb stattfinden kann. 450 Milchkühe, mit Kälbern und Färsenaufzucht sind es sogar 850 Tiere, da kann man Tierzucht von der Pike auf lernen. Der Landwirtschaftsbetrieb hat eine Biogasanlagenbeteiligung, bewirtschaftet mit insgesamt 23 Angestellten 300 Hektar Grünland und baut auf 700 Hektar Acker Weizen, Gerste, Roggen, Mais und Raps an. Moritz Günther ist einer von ihnen. Er ist im zweiten Lehrjahr und steht kurz vor der praktischen Zwischenprüfung zum Landwirt. Dehne ist Ausbilder im Betrieb und ist stolz auf diesen „ganz akkuraten“ 21-Jährigen. Gerade ist der junge Mann fertig mit dem Umstallen der Kälber. Jetzt noch Stroh in die Kälberboxen der eine Woche alten Schwarzbunten. Eines davon muss er währenddessen zum Saugen bringen: schieben, streicheln, Maul an die Tränke bringen und dann klappt es. Moritz Günther schiebt sich das Cap nach hinten und verschnauft kurz. Er ist froh, diesen Betrieb gefunden zu haben: „Hier geht es familiär zu. Sie trauen mir viel zu. Ich durfte sogar den Düngerstreuer fahren. Da haben die anderen in meiner Klasse gestaunt, als ich das erzählt habe. Die dürfen das noch nicht. Ich fahre auch einen ganz neuen John-Deere“, fügt er stolz an. Ausbilder Dehne dazu: „Jeder hat hier eine Maschine, für die er die Verantwortung trägt und auf Moritz kann ich mich voll verlassen.“
Für Moritz Günther ist es die zweite Ausbildung; als Tiefbauer war er nicht glücklich und kam durch Bekannte zur „Allertalmilch“. Er hat bereits einen Traktorführerschein. Das sei bei vielen Lehrlingen ein Problem, so Dehne und sollte seiner Meinung nach Ausbildungsinhalt in Iden sein und finanziell gefördert werden. In Iden findet zwei Mal im Jahr die überbetriebliche Ausbildung statt. Auch mit der theoretischen Schule, die alle vier bis sechs Wochen in ein- oder zweiwöchigen Blocks stattfindet hat Moritz Günther kein Problem. Dehne hofft, dass dieser Azubi nach der Ausbildung im Betrieb bleibt: „Wir brauchen unbedingt solche guten jungen Leute in der Landwirtschaft.“ Einige, die bei ihm gelernt haben, sind in andere Betriebe gewechselt: „Es ist ja gut, wenn sie wenigstens im Beruf bleiben“, resümiert der idealistische Ausbilder, der gern zugibt, dass es außer Arbeit auch Spaß macht mit den Azubis. Er wünschte sich, dass die Lernenden von der umfangreichen Führung des Berichtsheftes, welche bisher jedem seiner Schützlinge Problem bereitet hätte, etwas entlastet würden. Dehne ist zudem gern bereit, interessierten Schülern Ferienarbeit oder ein Praktikum zu ermöglichen. Außerdem findet er, dass mehr Werbung für Ausbildung in der Landwirtschaft in den Schulen nötig sei.

Hilfe bei der Berufswahl

Die Agentur für Arbeit ist auch für die 14 Grünen Berufe Ansprechpartner für die Berufsberatung. Mit Beginn der Berufsausbildung ist die zuständige Stelle für Berufsbildung in den Berufen der Landwirtschaft und Hauswirtschaft das Landesverwaltungsamt (LVwA) mit den bestellten Ausbildungsberater-innen in den Ämtern für Landwirtschaft Flurneuordnung und Forsten (ALFF) und dem Landeszentrum Wald zuständig. Christian Wiegmann ist Ausbildungsberater für den Bereich Landwirtschaft beim ALFF Mitte in Halberstadt. Er kennt sich gut aus, denn er ist selbst ausgebildeter Landwirt, hat in Haldensleben an der Fachschule und an der HS Anhalt Landwirtschaft studiert. Seit einigen Jahren ist er als Ausbildungsberater für die Berufsausbildung im Salzlandkreis, Landkreis Börde, Stadt Magdeburg und Harz zuständig. Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen sei in den letzten Jahren immer stabil geblieben, sagt er, und schränkt ein: „Aber nicht alle freien Ausbildungs- oder Arbeitsplätze in diesem Bereich konnten besetzt werden.“ Gut ausgebildete Landwirte seien überall gefragt. Die Fortbildungsmöglichkeiten in den grünen Berufen sind sehr vielfältig über Fachschulausbildung, Meisterausbildung oder ein Studium in der entsprechenden Fachrichtung.
Er empfiehlt Schülern, die Angebote der Agentur für Arbeit zur Berufsberatung zu nutzen. Offene Stellen seien dort verzeichnet. Mit den Halbjahreszeugnissen solle man sich jetzt bewerben. Über die Ausbildungsbetriebe, Berufs-, Ausbildungsinhalte könne man sich im Vorfeld auch auf der Internetseite des LVwA informieren.

Text und Fotos: Barbara Ilse

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