In der vergangenen Woche wurde die aktuelle Zahl der im Land lebenden Wölfe bekanntgegeben: „Für das Monitoringjahr 2017/ (01.05.2017 bis zum 30.04.18) liegen Nachweise über insgesamt 95 Wölfe in Sachsen-Anhalt vor“, steht in der Pressemitteilung des Landes. Bis zum 17.09.2018 gab es 133 vom Wolf getötete Schafe, Kälber, Fohlen und Gehegewild, meldet das Wolfskompetenzzentrum Iden /Altmark, die für das Wolfsmanagement in Sachsen-Anhalt zuständig sind.
Der Wolf kostet den Steuerzahler bei uns im Bundesland rund eine Million Euro, errechnete Jonas Döhring, Wolfsbeauftragter der Jägerschaft Zerbst und Mitglied der AG Junge Jäger im Jagdverband Sachsen-Anhalt. Auch die Zahl der Wölfe schätzt er höher ein, auf das eineinhalb bis zweifache. Die veröffentlichen Zahlen könnten nur Mindestzahlen sein, denn sicher seien nicht alle Tiere erfasst worden. Allein mit der Mindest-Reproduktionsrate käme man auf höhere Bestände. Die Jäger und Landwirte sollten ausnahmslos jede Spur auf einen Wolf melden, um die Hinweislast zu verstärken. Nur so könne die Argumentationsgrundlage für die Interessenverbände als Politikratgeber gelegt werden, dass es nun wirklich genug Wölfe im Land gäbe. „Die Wiederansiedlung des Wolfes ist gelungen, aber nun soll er auch wieder so behandelt werden wie unsere heimischen Wildtierarten – Bejagung wenn der Schaden zu groß wird“, sagte Döhring. Hauptnahrungsquelle des Wolfs sei das Rehwild zu etwa 50%. Danach folgten Rothirsch zu 25%, Wildschwein zu 16%, Hase zu 3% und dann schließen sich Mufflon; Damhirsch, Nutztiere und sonstige Arten an; dies variiere jedoch regionsabhängig. Döhring, der selbst am Rande des Fläming jagt, hat die Wölfe aus dem dort bestätigten Rudel gesehen. Vor allem beim Schwarzwild, einer sehr wehrhaften Wildart, zeige sich, dass da, wo der Wolf ist, Großrottenbildung als Schutz erfolge. Große Schwarzwildbestände haben enorme landwirtschaftliche Schäden zur Folge und eine erhöhte Seuchengefahr. Als Bestandsregulierer käme dem Wolf keine bedeutende Rolle zu, so Döhring. Er fräße, was leicht zu haben ist und auch der Mensch sei keine Bedrohung für ihn.
„Der Wolf hat noch nie auf so dicht besiedeltem Gebiet gelebt wie hier bei uns. Man hätte vorher eine Habitatanalyse machen müssen, um dem Wolf einen angemessenen Lebensraum zu bieten. Dieser exponentielle Populationsanstieg muss in einen linearen umgewandelt werden, um Konflikten mit entgegen zu wirken“, mahnt Döhring die Verantwortlichen.
Hier sollte die Bunderegierung geltendes EU-Recht ausschöpfen, dann wären die Landesregierungen im Zugzwang, um Bestandskontrollen zu ermöglichen. Ein sogenannter Erhaltungszustand müsse durch ein länderübergreifendes Monitoring belegt werden.
Schäden in der Landwirtschaft durch den Wolf haben vor allen Dingen die Weidetierhalter zu tragen und der Schafausschuss des Bauernverbandes hat sich hierzu mit einem Positionspapier an die Politik gewandt, denn, so steht es dort, „wir sehen unsere Weidetierhalter einem erhöhten Risiko ausgesetzt.“
Trotz aller Schutzmaßnahmen sind immer wieder Raubtierüberfälle auf Herden zu verzeichnen. Naturschutz durch Schafherden wird von staatlicher Seite gefördert, so dass sich der fast ausgestorbene Beruf des Schäfers wieder einigermaßen etabliert, weil ein Auskommen durch die Zuschüsse fast wieder möglich wurde. Und dann kommt der Wolf, das schlaue Raubtier, dem kein Zaun zu hoch ist. Kein Mensch darf ihm etwas tun.
„In unseren dicht besiedelten Sachsen-Anhalt können Wölfe nur in einer begrenzten Größenordnung hingenommen werden, wenn die Existenz des Raubtieres keine signifikant negativen Folgen auf die Landschaftsnutzung der Menschen, die Weidetierhaltung und die damit gewünschten naturschutzfachlichen Effekte bewirken soll.“ So fasste es der Schäferstammtisch des Landes in dem Positionspapier zusammen.
Forderungen an die Politik nach einem länderübergreifenden Wolfsmanagement, besserer Öffentlichkeitsarbeit, Netzwerkarbeit aller Beteiligten und der Aufnahme des Wolfes in das Länderjagdrecht und vielem anderen sind hier zusammengestellt, werden aber nach wie vor ignoriert. Das sind die theoretischen Forderungen, ganz praktisch haben die Weidetierhalter ganz andere Probleme, denn beim Wolfsriss-Schadensausgleich gibt es diverse unberücksichtigte Kosten, die der Weidetierhalter allein tragen muss, unter anderem die Haltungskosten der Herdenschutzhunde, Folgeschäden im Tierbestand (z.B. Verlammungen), Sachschäden oder Tierarztkosten. „Verlieren wir die Weidehaltung, dann verlieren wir in bestimmten Gebieten auch den Deichschutz, der ohne Beweidung insbesondere durch Schafe nicht zu gewährleisten ist. So kann das nicht weiterlaufen“, kritisieren die Schäfer und anderen Weidetierhalter die aktuelle „Nichts sehen-nichts hören-nichts tun-Politik“.
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