Auf seiner Sitzung am 14. Dezember 2018 hat sich der Vorstand des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. zur Schaf- und Ziegenhaltung positioniert.
Die Forderungen des Gremiums:
Die Perspektiven der Schaf- und Ziegenhalter in Sachsen-Anhalt sind durch schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen gekennzeichnet. Außer politischen Willensbekundungen hat sich bisher leider nur wenig für eine tragfähige ökonomische Basis der Halter von kleinen Wiederkäuern getan. Die Weidetierhaltung mit kleinen Wiederkäuern leistet jedoch einen unschätzbaren Dienst für die Gesellschaft, insbesondere durch landschaftspflegerische Maßnahmen und ist zudem ein wichtiges Kulturgut im ländlichen Raum. Aufgaben, die von der genannten Tierhaltergruppe übernommen werden, sind als öffentliche Leistung zu bezeichnen. Zur Unterstützung der Weidetierhalter hat der Landtag von Sachsen-Anhalt in seiner 54. Sitzung Ende August 2018 einen entsprechenden Beschluss gefasst. Demnach ist die Landesregierung erstens aufgefordert, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass für die Direktzahlungen aus der ersten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) bundesweit ausnahmsweise an die Produktion gekoppelte Direktzahlungen für Weidetierhalter von kleinen Wiederkäuern eingeführt werden. Zweitens ist in Sachsen-Anhalt die nutztiergebundene Biotop-, Landschafts- und Deichpflege als besondere Leistung zu entlohnen. Tierhalter, die mit ihren Tieren Landschaftspflege leisten, sollen ab 2019 eine jährliche Prämie in Höhe von 25 € für jedes Muttertier erhalten.
Der Landesvorstand des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt fordert die Landesregierung zum Handeln auf und damit das Umsetzen der Landtagsbeschlüsse. Die notwendigen Mittel zur Unterstützung von kleinen Wiederkäuern sind in den Planungen für den Landeshaushalt der kommenden Jahre zu berücksichtigen. Es ist unverständlich, dass der eigene Beschluss vom August 2018 nicht in den Haushaltsplanungen 2019/2020 verankert wurde. Bereits heute ist das Ziel des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, 100.000 Schafe im Land zu halten, weit unterschritten. Dies liegt darin begründet, dass die laufenden Aufwendungen und Kosten der Schafhalter nicht durch entsprechende Erlöse gedeckt werden können und damit die finanzielle Ertragslage der genannten Tierhalter sehr schwach ist. Es ist ihnen nicht möglich mindestens kostenneutral, geschweige denn gewinnbringend zu wirtschaften.
Dabei legt der Bauernverband Sachsen-Anhalt Wert darauf, dass nicht auf Direktzahlungen aus der ersten Säule gesetzt wird. Eine Wiedereinführung gekoppelter Zahlungen scheint wenig realistisch und ein alleiniges Beharren auf dieser Unterstützungsform ist nicht zielführend. Stattdessen sollte das Land Sachsen-Anhalt eigene Landeshaushaltsmittel einsetzen, um die Zielmarke von 100.000 Schafen im Land zu erreichen. Dazu ist es notwendig, die vorgeschlagene Prämie für kleine Wiederkäuer durch die EU von der De-Minimis-Regelung auszunehmen. Weiterhin sollen Schafhalter über geeignete Programme der EU-Umweltförderung unterstützt werden. Steigende Kosten durch Herdenschutzmaßnahmen in Wolfsgebieten sind durch höhere Prämiensätze auszugleichen.
Dieser Weg des finanziellen Ausgleichs ist verlässlich zu beschreiten, kann aber keine Dauerlösung sein, um den Bestand an kleinen Wiederkäuern zu stabilisieren. Wenn eine Landesregierung dem Zuwachs von Wolfspopulationen finanziell mit stetig mehr Präventionsmitteln für Einzäunung und mehr Schadensausgleich für Tierhalter begegnet, um unter den Tierhaltern für mehr „Ruhigstellung“ zu sorgen, dann ist das ein Anachronismus sowie das fatale Eingeständnis einer nicht vorhandenen Fähigkeit der Fehlerkorrektur in der Politik. Damit wird dem Unverständnis und den steigenden Gegensätzen zwischen Stadt und Land Vorschub geleistet.
Unsere derzeit noch vorhandenen regionalen Schaf- und Ziegenhalter sind unter anderem auf eine erhöhte finanzielle Unterstützung durch das Land angewiesen, um die Dienstleistungen der Biotop-, Landschafts- und Deichpflege angemessen entlohnt zu bekommen. Ansonsten werden die Weidetierhalter dem Wettbewerb um Fläche dauerhaft unterlegen sein und bei steigenden Pachten sowie kurzfristigen Pachtverträgen aus der Produktion aussteigen. Die Schaf- und Ziegenhaltung in Sachsen-Anhalt muss wieder mehr Ansehen und stärkere Rückendeckung durch die Landespolitik erhalten. Nur so kann sie auch ein interessanter Wirtschaftszweig für Nachwuchskräfte sein. Hierzu bedarf es gemeinsamer Anstrengungen auf allen Ebenen. Auch das Beschreiten neuer Wege in der Vermarktung der Produkte darf kein Hindernis sein.
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