Landrat Martin Stichnoth hatte zu Beginn seiner Amtszeit Urban Jülich, dem Vorsitzenden des Bauernverbandes „Börde“ e.V., versprochen, eine Stelle im Landratsamt zu schaffen, die Landwirten als Mittelsmann bei Problemen zur Seite steht.
Apprecht war es auch, der die kleine ungezwungene Zusammenkunft von interessierten Landwirten mit einigen einleitenden Worten eröffnete: Er würdigte den guten Draht zur Verwaltung, der bei Problemen sehr hilfreich sei und so Lösungen für beide Seiten bringe. Apprecht wünscht sich bei der öffentlichen Diskussion um die Landwirtschaft mehr sachlichere Argumente. So zeigten doch viele bäuerliche Initiativen zur Artenvielfalt, um das Tierwohl oder neue Ackerbaustrategien, dass die Landwirtschaft neue Wege nicht scheue; aber diese sind der Gesellschaft nicht bekannt. Auch von der Politik fordere man mehr Unterstützung, um bei den vielen komplexen Themen zu sachlichen Entscheidungen zu gelangen.
Landrat Stichnoth, der seine Beziehung zur Landwirtschaft über den Opa fand und der im landwirtschaftlich geprägten Wolmirstedt aufwuchs, betonte die Bedeutung des Bauernstandes in einem Landkreis, bei dem 87 Prozent der Fläche landwirtschaftlich genutzt werden. Der Landkreis sei eben nicht nur Kontrollstelle über das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung oder das Umweltamt: „Wir sind in erster Linie Dienstleister. Wenn Anfragen zu Problemen kommen, werden wir das in die Hand nehmen. Das Amt für Wirtschaft ist mir direkt unterstellt.“
Weitere Themen der Gesprächsrunde waren die Folgen der nächsten Novelle der Düngemittelverordnung, der Mangel an Schlachtern, das „Grüne Band“, Radwegenetze, die Aggression bei Beschwerden und das zunehmende Unwissen der Menschen über landwirtschaftliche Zusammenhänge. Viele wüssten gar nicht mehr, dass eine Kuh kalben muss, um Milch zu geben. Bei dieser Aufklärung leisten die vielen Hoftage und Besuche von Kitagruppen und Schulklassen gute Grundlagenarbeit, war man sich einig. Auf diese kulturelle Bildung setzt auch der Naturpark „Drömling“ einen Schwerpunkt. Naturparkleiter Fred Braumann gab den Anwesenden einen Rundumschlag über seine interessante Arbeit in dieser künstlich geschaffenen, ganz besonderen Kulturlandschaft. Er betonte, dass man die Menschen mitnehmen müsse, um Akzeptanz zu erreichen. Auch Drömlings-Ranger sind gern gesehene Gäste an Schulen. Braumann: „Natur und Landwirtschaft müssen zum Anfassen sein nicht nur Lerninhalte.“ „Hier gibt es noch viel zu tun“, fasste Urban Jülich zusammen, „auch bei der Lehrerfortbildung.“
Kontaktdaten Jan Braunsberger:
Tel.: 03904 7240-1245
E-Mail: wirtschaft [at] boerdekreis.de
Text und Fotos: Barbara Ilse
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