Landwirt Moritz Krull und seine Berufskollegen in der Börde warten seit längerem auf Niederschläge
Ganz vorsichtig suchen die Messerspitze in der rechten Hand und der Zeigefinger der linken Hand im Boden nach einer gekeimten Rübenpille. „Sonst habe ich dafür immer meine Mauerkelle dabei“, sagt Moritz Krull während er langsam ein etwa drei Zentimeter großes, hellgrünes Pflänzchen freilegt. „Ah, freut er sich. Die hat noch vom letzten Regen profitiert und der Frost konnte ihr noch nichts tun.“ Behutsam schiebt er die Erde wieder über die klitzekleine Wurzel. „Aber Regen und Wärme wären jetzt sehr gut für die Rüben, die vor anderthalb Wochen auf diesem 72 Hektar großen Schlag mit Namen ‚Mondteich‘ gedrillt wurden“, fügt er nachdenklich mit Blick über den großen Schlag an. Die Rüben hier profitierten noch von der regenfeuchten Erde. Die Erdschicht fängt in 10 Zentimeter Tiefe an, sich dunkel zu verfärben. Ein Spatenstich zeigt auf der angrenzenden Fläche sehr deutlich, dass auch die Winterweizenpflanzen sehr lange Wurzeln benötigen, um an das Wasser zu kommen. Der Winterweizen kam hier neben den Rüben schon am 17.Oktober 2024 auf das 28 Hektar große Feld. Er ist jetzt rund 15 Zentimeter groß und gut verzweigt. Der dreißigjährige Bauer schaut zufrieden über die grüne Fläche: „Der macht jetzt richtig tiefe Wurzeln, um an die Feuchtigkeit zu kommen. Das ist sehr gut für seine Entwicklung später.“ Aber der mineralische Stickstoff-Schwefel-Dünger, der vor vier Wochen ausgebracht wurde, liegt zum Teil noch zwischen den Pflanzen, steht ihnen nicht zur Verfügung. Krull: „Da haben die fünf Millimeter (mm) pro Quadratmeter (m2) vom 31. März nicht ausgereicht und so steht der unaufgelöste Dünger den Pflanzen jetzt nicht zur Verfügung.“ Die Rübenpillen, die auf einem Schlag bei Mammendorf mit dem Namen „Schmale Halbe“ erst vor einer Woche gedrillt wurden, liegen noch genauso in der Erde. Sie warten auf Wasser zum Keimen.

Spannend bleibt für den Landwirt das Graben im Winterweizen. Können die Wurzeln das die Feuchtigkeit noch erreichen?
Vater Eric Krull schreibt seit 1992 Wetterdaten auf und so kann auch der Junior in der Exel-Auflistung nachschauen, wieviel Niederschlag wann fiel: Im Januar waren es in Mammendorf 57 mm pro m2, meist Schnee, im Februar 16. Im vergangenen Jahr, 2024, gab es im Januar 45, im Februar 72 und im März 27. Im gesamten Jahr 2024 fielen 588. 2023 waren es 723. Das Trockenjahr 2018 brachte es auf insgesamt nur 386, wobei im Januar 60, im Februar nur 8 und im März 60 mm Niederschlag auf einem Quadratmeter fielen. Erst ab dem Sommer blieb der Regen 2018 fast aus. Und auch dieser Tage ist kein Regen in Sicht – die Regenmesser ausgetrocknet. Es gab wenig Wind und es war noch nicht so sehr warm. „Dann wäre der Niederschlagsmangel schlimmer für die Kulturen“, sagt Krull, der wie sein Vater aufgrund der Wetterbeobachtungen der Theorie folgt, dass in Mammendorf durch den angrenzenden Steinbruch und dessen besondere Thermik öfter Starkregen niederfällt als anderswo. Auch sollen sich die Wetterlagen hier alle zehn Jahre wiederholen. Dann würde es zum Beispiel übers Jahr wie 2015 rund 600 mm/m2 Niederschlag geben.
340 Hektar Schwarzerde-Äcker um Mammendorf gehören zum „Landwirtschaftsbetrieb Krull“, den Vater Eric Krull mit seinem Sohn Moritz bewirtschaftet. Dazu gehört zudem noch ein Lohnunternehmen. Und seit dem Wirtschaftsjahresbeginn im Juli 24 sind Moritz Krull und Lara Braune Geschäftsführer des Landwirtschaftsbetriebes „DHW KG Ochtmersleben“; dort gehören 760 Hektar Flächen zum Unternehmen. Mammendorf und Ochtmersleben sind Dörfer in der Magdeburger Börde, liegen rechts und links der B1 und nur 2,5 Kilometer entfernt voneinander. Seit 1993 arbeitet man hier pfluglos, grubbert nur bis 20/25 Zentimeter Tiefe und alle Pflanzenteile, die nicht geerntet werden, Stroh oder Maisstängel vom Körnermais, bleiben zur Bodenverbesserung auf dem Acker.
Auf den rund 1100 Hektar werden mit nur einem Angestellten in diesem Jahr 500 Hektar Winterweizen angebaut, 186 Hektar Raps, 156 Hektar Zuckerrüben, 36 Hektar Winterroggen, 120 Hektar Körnermais, 34 Hektar Durum sowie 10 Hektar Hafer. Heu wird auf dem restlichen Grünland gewonnen. Die vorgegebene Stilllegungsfläche beträgt rund 30 Hektar.
Durch einen zweiten, erst neu angeschafften Stickstoffsensor, der über eine Chlorophyllanalyse den jeweiligen Bedarf auf den Düngerstreuer überträgt und auch den Tau berücksichtigt, sind die Gaben genau angepasst. Die beiden Stickstoffsensoren werden im Betrieb auch für den Pflanzenschutz angewendet. So errechnen sie unter anderem den Fungizidbedarf flächengenau. Der Düngerstreuer wurde ebenfalls erst 2024 gekauft. „Mulcharbeiten und alles von Aussaat bis Ernte“ bieten wir über unser Lohnunternehmen anderen Landwirtschaftsbetrieben an, fasst Moritz Krull das Angebot zusammen. Mit Schneepflug und Salzstreuer erledigen Krulls seit 2021 in der arbeitsarmen Zeit den Winterdienst ringsherum.
Comments are closed