Erntebericht von Carsten Prüße, Geschäftsführer der Ohre-Beber Agrar GbR in Hundisburg
Nachdem es von Februar bis April nur 33,8 Millimeter (mm) Regen gab, freute sich der Landwirt sehr über die 46mm (oder Liter Wasser pro Quadratmeter l/qm) im Mai und die 68mm im Juni. „Erstmal, denn Rüben und Mais hatten fast schon aufgegeben, legten durch das Wasser dann kräftig zu“. Dann startete die Ernte am 30.Juni in der Gerste. Und es regnete immer wieder. Von 1. Juli bis 1. August kamen 114mm vom Himmel. „Sonst haben wir in dieser Zeit höchstens 30mm“, resümiert Prüße. So zog sich die Ernte von Raps, Erbsen und Getreide über einen ganzen Monat hin, immer die Wetterapp und das Feuchtemessgerät im Blick.
Die GbR bewirtschaftet rund 1000 Hektar(ha) um Meseberg, Gutenswegen und Hundisburg. Außer Prüße arbeiten im Landwirtschaftsbetrieb noch zwei Festangestellte, eine Halbtagskraft im Büro und im Sommer Erntehelfer. Herausfordernd für die Bewirtschaftung sind nicht nur die Entfernungen zu den Flächen, sondern auch die Lage der Felder zwischen gutem Bördeboden und dem Altmarksand der südlichen Flächen. Die Bodenpunkte gibt der Landwirt mit 22 bis 98 an. Und so wachsen auf den leichteren Böden Roggen, Mais, Dinkel und oft auch Sonnenblumen. Auf den besseren Äckern baut man, wie in der Börde üblich Rüben, Weizen, Gerste, Raps und Mais an. Mais wird hauptsächlich für die Biogasanlage benötigt, an denen die GbR beteiligt ist. In diesem Jahr drillte Prüße auf 100 ha Gerste, 26 ha Erbsen, 105 ha Raps, 13 ha Dinkel, 400 ha Weizen, 200 ha Rüben und 110 ha Mais. Eingeschlossen sind auch die Flächen des Vorgängerbetriebes, der PPH Gut Hundisburg, den es seit 2004 gab und der jetzt zur GbR gehört.
Den Betrieb in der Bahnhofstraße gibt es seit 2014, aber seit 2004 ist Prüße bereits in Hundisburg heimisch, er hat hier durch Um- und Anbauten auf dem alten Betriebsgelände der LPG ein Paradies im Grünen für seine Familie geschaffen. Inmitten landwirtschaftlicher Flächen ist das Sozialgebäude, nun Büro mit Garten und Bäumen ringsherum, Heimat für den ehemaligen Hannoveraner, seine Frau und seine drei Kinder. Die Maschinen stehen gleich nebenan.
Bedenklich und voller Sorge betrachtete auch Carsten Prüße die lange Trockenzeit im Mai und Juni – die Rüben und der Mais litten sehr. Selbst auf den guten Böden drehte sich der Mais ein, stellte das Wachstum teilweise ein. Aber der Juli brachte endlich den langersehnten Regen. Prüße schaut auf sein Handy: „Vom 1. bis 22. Juli fielen hier 74 Liter pro Quadratmeter. Wir hatten zum Glück keinen Hagel und kein Gewitter, nur schönen Regen. Die Rüben haben sich erholt. Die werden gut.“ Auch der Mais profitierte sehr vom Regen, aber hier ist sich Prüße bei der Ergebnisschätzung nicht so sicher. „Da will ich lieber nicht spekulieren, zumal die Unterschiede auf den verschiedenartigen Böden gut zu sehen sind“, fügt Prüße an.
Nun ist Erntezeit für Getreide, Raps und Erbsen. Was über Monate sorgsam gehegt und gepflegt wurde ist bereit. Dieser Tage ist allerdings immer wieder Regen angesagt; gut für Mais und Rübe, aber das Getreide ist reif. Jede Stunde wird genutzt, wenn die Kulturen die vorgeschriebenen Trocknungsprozente haben. Die Mähdrescherfahrer stehen jederzeit parat. So wurde am 11. Juli von 100 Hektar bereits die Gerste geerntet: 9,5 Tonnen pro Hektar (t/ha). „Das ist sehr gut“, freut sich der Bauer. Die Gerste fuhren sie zur Magdeburger Getreide-GmbH (MGG) nach Vahldorf. Auch die Erbsen von 26 ha gingen direkt zum Landhandel – dem Baro Getreidelagerhaus in Bülstringen. Die Erbsen brachten mit 4,6 t/ha ebenfalls einen guten Ertrag. Auch der Raps musste vom Acker. Am 22.7. sind von den 105 ha bereits 42 ha geerntet. Entsprechend der abgeschlossenen Verträge wird auch die Ölfrucht nicht eingelagert, sondern zur MGG und zu Baro gefahren.
Am 24. Juli konnte der Mähdrescher nach einem Regenguss wieder in den Raps auf das Feld bei Groß Ammensleben. Aber der Dinkel bei Hundisburg musste eigentlich dringender vom Feld, denn die Qualität muss stimmen, sonst gehen die Preise runter. Also zwischendurch im 13ha kleinen Dinkelfeld die Feuchte messen und, wenn es geht, schnell dorthin – der Raps muss dann warten.
Auch der Weizen ist reif; eine baldige Ernte wäre angesagt, um Einbußen zu vermeiden. Unternehmerentscheidungen abhängig von Wind, Sonne und Regen! Die Wetterapp auf dem Handy wird minütlich angeschaut.
30. Juli: Der Raps ist eingebracht. Die Ölgehalte sind gut. Der Ertrag liegt bei 3,6 Tonnen pro Hektar (t/ha) also unter den sonst üblichen 4t/ha. Prüße: „Das liegt am leichten Standort und an den erst spät erkannten Problemen im Herbst mit Erdfloh und Läusen.“
Auch der Dinkel -Vertragsanbau mit der Saale-Mühle- konnte gemäht und eingelagert werden: 8,5t/ha; ein guter Ertrag und eine erste Probe lieferte zudem auch eine gute Qualität. Prüße sucht jetzt nach einem Schälbetrieb für die Aufbereitung des eigenen Dinkelsaatgutes. Die GbR hat an zwei Standorten in Bebertal und Hundisburg Lagerkapazitäten von 2500 Tonnen, die in diesem Jahr vornehmlich dem Weizen vorbehalten sind. Die Preise sind im Moment weit unten. Einlagern verschafft hier Zeit, um höhere Erlöse abzuwarten.
Auf einem Acker mit dem Namen „Bruchfeld“ bei Meseberg wird an diesem Tag auf 12 ha Roggen gemäht: „In zwei Stunden sind wir fertig“, ist sich Jan Krämer, einer der Festangestellten und hier Abfahrer, sicher. Das Stroh wird gehäckselt und bleibt auf dem Acker. Michael Ott fährt den Mähdrescher und ist ebenfalls festangestellt bei Prüße. „Die beiden sind die allerbesten Mitarbeiter, die man sich wünschen kann“, lobt ihr Chef. Der an diesem Tag gedroschene Roggen wurde als Futter verkauft. Von anderen Äckern geernteter Roggen und auch Triticale gingen als Ganzpflanzensilage (GPS) zur Biogasanlage.
4. und 5. August – es regnete wieder: 6,6mm. Nicht viel, aber wieder ein Tag Erntepause.
8. August: Die Weizenernte ist wieder in vollem Gange. 210 ha sind schon weg. Noch vier Tage schätzt Prüße. Wir sind auf einem Flurstück namens Galgenberg. Der Acker zieht sich lang über den Hügel. Der Mähdrescher „Claas Lexion 770“ wird heute von Roland Thomann von der Stütz Agrarservice GmbH aus Sulzheim gefahren. Seit 2020 sind Drescher und dazugehöriger Fahrer in der Ernte für den Betrieb tätig: „Ich komme gern hierher“, sagt Thomann, „Hier ist alles immer perfekt organisiert.“ So fahren heute Erntehelfer Colin Weber und Jan Krämer den A-Weizen nach Bebertal ins Lager, 16 Kilometer eine Tour. Erntehelfer Ferdinand Prüße, der sechzehnjährige Sohn des Unternehmers, hat heute nach seiner kürzlich bestandenen „Treckerprüfung“ seinen ersten Einsatz. Er fährt den Trecker mit Überlader vom Drescher zu den Abfahrern, die mit jeweils zwei Hängern am Feldrand warten. 90 Prozent des Weizens werden eingelagert und der Rest geht direkt zu Baro und MGG. Die Erträge liegen bei auf den guten Böden bei 10t/ha und auf den leichten Böden, nördlich von Hundisburg und Meseberg, unter 7t/ha. Auch hier zeigen erste Proben eine gute Qualität an. Das Stroh bleibt im Schwad (in Streifen) liegen und ist an das Unternehmen Jeromin Agrar verkauft, die es in den nächsten Tagen pressen und weitervermarkten.

Ferienarbeiter Ferdinand Prüße, 16 Jahre alt, Treckerführerscheinbesitzer und im ersten Ernteeinsatz
Noch vier Tage und Sonne satt ist angesagt. Der Druck ist raus. „Dann kann es wieder regnen. Ein wenig Feuchtigkeit für die Stoppelbearbeitung und die Aussaat der Zwischenfrüchte wäre gar nicht schlecht“, fügt Landwirt Prüße abschließend hinzu.
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