Die Ernte von Gerste; Roggen, Weizen und Raps ist im Land abgeschlossen und sie wird als eine der frühesten, schnellsten und schlechtesten in die Geschichte eingehen. Das Getreide war notreif, weil es seit Mitte April keinen Regen gab. Der Boden ist ausgetrocknet und die örtlich begrenzten Hitzegewitter mit teilweise beträchtlichen Regenschauern brachten keine Entspannung der Lage.
Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ e.V. , schätzt die Lage so ein: „ Fehlender Regen über Monate und die langanhaltende Hitzewelle haben auf den Feldern zu extremen Ausfällen geführt. Je nach Standort und Niederschlagsmenge gab es Ertragseinbußen bei den Getreiden von 15 bis 50 Prozent, bis hin zu Totalausfällen. Der hohe Kleinkornanteil bei allen Getreidesorten sowie sehr unterschiedliche Proteingehalte und Backqualitäten mindern die Einnahmen der Landwirte zudem beträchtlich.“
Der Landesbauernverband bewertet die Mähdruschernte 2018 nach Eingang und Auswertung der Ergebnisse aus 95 Mitgliedsbetrieben folgendermaßen: „Zwei Drittel des Landes Sachsen-Anhalt (Altmark, nördliche Börde, Salzlandkreis, Anhalt und Wittenberg) sind von gravierenden Ernteeinbußen betroffen. Auch in den Regionen mit besseren Standorten und im südlichen Sachsen-Anhalt werden die Erträge deutlich unter dem langjährigen Mittel liegen.“ Wintergerste war die erste Getreideart, die ab Mitte Juni gemäht wurde – wegen der Trockenheit etwa drei Wochen eher als sonst üblich. Die Erträge liegen hier im Mittel ein wenig unter minus 30Prozent. Wo die Dürre größer war, liegen sie bei bis zu minus 50Prozent. Der Ertrag von durchschnittlich 54Dezitonnen pro Hektar (dt/ha) ist mit dem Dürrejahr 2003 vergleichbar. Winterroggen hat auf den leichten Böden eine große Bedeutung aber die Durchschnitte der Erträge liegen in diesem Jahr bei minus 41Prozent im Vergleich zu den Mittelwerten 2012 bis 2017. ( Altmark: 25,7dt/ha, Börde:75,2dt/ha) So ein geringer Ertrag bei Roggen wurde noch nie eingefahren. Bei Winterweizen liegen die Erträge in Anhalt bei durchschnittlich 42dt/ha und im Süden des Landes bei 58dt/ha. Der Mittelwert im Land liegt bei 54dt/ha und damit etwa um ein Drittel niedriger als das langjährige Mittel. Alle Sommergetreidearten haben sich unter dem Regenmangel und der Hitze sehr schlecht entwickelt. Hier gab es die höchsten Ausfälle, denn viele Flächen hatten von Aussaat bis Ernte keinen Niederschlag. Winterraps ist hier im Land die zweitwichtigste Mähdruschkultur und hat in der Fruchtfolge eine große Bedeutung. Mit Erträgen zwischen 22,3dt/ha in Anhalt und 30,2dt/ha im Süden lag der Minderertrag deutlich über 30Prozent. Die Mais-, Rüben- und Kartoffelernte steht zum großen Teil noch aus aber auch hier erwarten die Bauern miserable Resultate. Bei Zuckerrüben, auch wenn sie meist auf besseren Standorten stehen, sind die Blätter irreversibel geschädigt, die Rübenkörper schwach ausgebildet. Sollten in Zukunft ergiebige Niederschläge darauf fallen, werden sich die Rübenblätter neu bilden und den Rübenkörper und damit den Zuckerertrag weiter verringern. Bei Kartoffeln rechnet der Landesbauernverband mit Ertragseinbußen zwischen 40 und 70Prozent – die Pflanzen haben nur wenige und kleine Knollen ausgebildet. Mais hat eine geringe Wuchshöhe, zum Teil nur schlecht ausgebildete Kolben oder gar keine. Der Energiegehalt ist gering und demzufolge der Futterwert ebenfalls. Mancherorts sind ganze Felder einfach vertrocknet. Bei Mais liegen die Ertragserwartungen zwischen 30 und 80Prizent niedriger als im Vorjahr. Die Tierhalter sind von der Dürre besonders betroffen, da die Wiesen verdorrt sind. Die Tiere mussten in die Ställe geholt und zugefüttert werden. Auch die Futterbevorratung funktioniert nicht, weil die zweite und dritte Grasmahd ausfiel.
Die Folge von schlechten Ackerbauerträgen wie Körnermais, Futtergetreide, Rapsschrot, Heu, Stroh oder Rübenpressschnitzel ist Futtermittelmangel und ein erheblicher Preisanstieg in diesem Segment. Betriebe sehen sich schon jetzt gezwungen ihre Viehbestände zu verkleinern.
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