Allgemein-Ländlicher Raum-Politik + Förderung
Hilfe für Bauern in benachteiligten Gebieten ist auch in Zukunft nötig

Andre Meyer von der Bake-Meyer GbR freut sich über den diesjährigen Mais, der im Gegensatz zu 2018 relativ gut steht.



Nicht nur in den Harzer Wäldern sieht man die Schäden, die Wassermangel verursacht. Auch in der Feldflur fallen Hitzeschäden und Wassermangel ins Auge. Und wenn man denkt, dass der Mais hier um Wanzleben nicht besonders gut steht, sollte man den Blick nach Cröchern, Bördekreis, richten.
Dort kommt noch die schlechte Bodenqualität hinzu. Am Rande seines Maisackers freut sich Andre Meyer von der Bake-Meyer GbR, dass an den meisten Pflanzen sogar kleine Kolben gewachsen sind: „Das sieht besser aus, als im vergangenen Jahr.“ Auch die Roggenernte, Hauptanbaufrucht auf 300 Hektar, hat nach ersten Schätzungen durchschnittlich 28 Dezitonnen pro Hektar Ertrag gebracht. „Im letzten Jahr waren es nur 12 Dezitonnen pro Hektar.“ 2018 reichte das Futter knapp über den Winter und nur die Dürreprämie rettete den Betrieb bis zu den diesjährigen Ernteeinnahmen. Meyer dankt den politischen Entscheidern dafür, dass sie existenzgefährdeten Betrieben unter die Arme gegriffen haben: „Ansonsten wäre es bei uns zappenduster.“ Aber es drohen weitere Probleme.
Die Bake-Meyer GbR wirtschaftet auf 880 Hektar in den Gemarkungen Cröchern; Dolle, Angern-Wenddorf und in der Tangerniederung. Davon sind 220 Hektar Grünlandflächen, denn die 215 Milchkühe und 175 Kälber benötigen Futter. Der Mais auf rund 250 Hektar wird zu Silage verarbeitet und außerdem baut man noch ein wenig Weizen, Hafer und Lupinen an. Der Boden ist einer der ärmsten im Bördekreis mit Bodenwertzahlen um die 23. 90 Hektar sind Eigentum, der Rest sind Pachtflächen. Im vergangenen Jahr verlor der Betrieb 15 Hektar seines besten Bodens als Ausgleichsfläche für den Autobahnbau. 65 Hektar der Betriebsfläche befinden sich in der Trinkwasserschutzzone II, dem Einzugsbereich des Colbitzer Wasserwerkes. Hier gelten große Einschränkungen bei der Bearbeitung. „Seit Mitte der achtziger Jahre geht durch die Wasserfassung der Tiefbrunnen das Grundwasser zurück,“ stellt Meyer fest. „Auf einigen Flächen wächst hauptsächlich Ampfer, den mag nicht mal ein Reh. Hier arbeiten wir ganz extensivst.“ Es handelt sich also um Brache, um große Flächen von einigen Hektar, Teile von Pachtflächen. Das Herauslösen aus langjährigen Verträgen sei unsinnig, so Meyer.

Ampfer: Dieser Acker wird nicht mehr bearbeitet. Hauptpflanze ist Ampfer, den nicht mal die Rehe mögen.

Landwirte stützen das dörfliche Leben

Die GbR sichert bereits seit 28 Jahren zehn Familien Lohn und Brot. Im Dorf und der Umgebung stellt der Betrieb und seine Mitarbeiter eine gesellschaftliche Stütze dar: Reitverein, Kindergarten, Dorffeste, die Johanniter und andere, alle profitieren vom ortsansässigen Betrieb. „Ist doch ganz normal. Das ist unsere Heimat“, fasst Meyer die Aktivitäten zusammen. Der Techniker für Agrarwirtschaft ist hier aufgewachsen und erinnert sich noch gut an seine Kindheit: „Wir haben in den Gräben Frösche und Stichlinge gefangen; die Wiesen hinter unserem Garten waren anmoorig, mussten entwässert werden. Und jetzt sieht es so aus, als wenn unsere Kulturlandschaft, die uns ernähren könnte, aufgrund von grünem politischen Willen verwalden soll?!“
Es geht um die Planungen zur neuen Förderperiode der EU. Für Betriebe wie die Bake-Meyer GbR gibt es bis 2022, dann beginnt die nächste Periode, als Teil der EU-Agrarprämie eine Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete. Das sind etwa 12 bis 15 Prozent der Gelder. „Ohne diese Zulage ist unsere Existenz gefährdet“, fasst Meyer kurz zusammen.

Betriebe brauchen Geld und Planungssicherheit

Peter Deumelandt ist Geschäftsführer des Bauernverbandes „Jerichower Land“ e. V. . Er arbeitet im Auftrag des Bauernverbandes im Begleitausschuss des sachsen- anhaltinischen Landwirtschaftsministeriums zur zukünftigen Agrarförderung. Deumelandt: „Aktuell bekommen die Landwirte 25 bis 45€ pro Hektar. Ab 2023 ist diese Ausgleichzulage vakant, denn die EU-Agrarförderungen sollen um 40 Prozent gesenkt werden. Kürzungen hier und da sind im Gespräch. Aber genau diese Zahlung für benachteiligte Gebiete ist für die betroffenen Betriebe überlebenswichtig! Hier darf man den Rotstift nicht ansetzen.“ Gerade in diesen ertragsarmen Jahren seien stabile Zahlungen an die Landwirtschaftsbetriebe so enorm wichtig. Sie benötigten wie alle Unternehmen langfristige Planungssicherheit.
Meyer sucht derweil nach alternativen Geldquellen und hat schon mal einen galgenhumorigen Aufruf im Netz gestartet: Er hätte in diesem Jahr so viel Stroh geerntet, dass er gern wissen möchte, wo Rumpelstilzchen wohnt. Keine Antwort. Kein Gold.
Seine Forderung geht an die Politik, statt von rein ökologisch auf regional erzeugte Lebensmittel zu setzen. „Die CDU hat uns Bauern bei der letzten Wahl als Bauernopfer an die Grünen gegeben. Aber so kann das nicht weitergehen. Wir wollen weiter hier auf dem Land leben und arbeiten. Wir machen doch keinen Blödsinn mit unserer Scholle, denn sie soll auch noch unsere Kinder ernähren.“
Text und Fotos: Barbara Ilse

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