Säfte und Weine aus der Börde
Schwer hängen die Äste am Pflaumenbaum. Überreif sind sie genau richtig. Dahinter ein Quittenbaum mit leuchtend gelben Früchten. Die Birnenquitten sind noch glatt, haben noch kein „Fell“. „Die müssen noch ein bisschen. Erst wenn sie sich leicht abdrehen lassen, holen wir sie vom Baum und lassen sie in Kisten liegend noch nachreifen“, erklärt Marcus Nickel. Der Koch ist mit seinen 38 Lebensjahren bereits sehr bewandert, hat er doch einen Großteil seiner Ausbildungszeit auf die Obstmanufaktur hingearbeitet. Sein Wissen hat er sich in der Weiterbildung zum Baumwart, Kellerwart und Winzer in einer Versuchsanstalt in Kärnten angeeignet. Aber er war auch auf Guernsey und bei Winzern in Kanada. Dort hat Nickel vieles gesehen, gelernt und ausprobieren können. Währenddessen konnte er sich mit seinem erlernten Beruf als Koch immer das nötige Geld erarbeiten.Auleber Obstmanufaktur
Die hiesige Obstmanufaktur gibt es bereits seit 2013 in Hötensleben auf dem Hof der Eltern und sie ist unter dem Namen „Auleber Obstmanufaktur“ schon vielen von Märkten oder Streetfood-Festivals in der Region Braunschweig/Magdeburg bekannt. Die Aue, daher der Name, ist ein Flüsschen bei Hötensleben.
Die „Auleber Obstmanufaktur“ ist ein Familienunternehmen im Nebenerwerb mit Ehefrau, Vater und Mutter: Direktvermarktung von verarbeitetem Obst von 3,7 Hektar Streuobstwiesen, Altbestände und direkt am Grenzdenkmal neu angelegt, wachsen Äpfel, Birnen, Quitten, Pflaumen, Holunder, Brombeere, Vogelbeere und so weiter. Hauptprodukt ist Apfelsaft – naturtrüb, hellbraun, dickflüssig. Die Mehrweg-1-Liter-Flaschen könnten ungeöffnet ein Jahr im Regal stehen, aber wer den eingefangenen Sommer einmal geschmeckt hat, trinkt stetig weiter. Auf der Zutatenliste steht einfach: Äpfel.
Leidenschaft in jeder Hinsicht
In den Regalen zum Verkauf stehen die hübschen Flaschen mit dem aufgedruckten Baumlogo aufgereiht. Drinnen ist Saft, Likör, Wein, Secco oder Sirup. Alles ist konservierungsstofffrei. Eine starke Obstpresse ist eine der wenigen Maschinen auf dem Hof. Das meiste erfolgt noch per Hand. Beim Hochprozentigen hilft eine Lohnbrennerei. Verkauft wird freitags von 12 bis 18Uhr ab Hof, über einen Onlineshop, auf Märkten und bei Partnern wie in Magdeburg bei „Völckes Hofladen“. Marcus Nickel sucht stetig nach solchen Wiederverkäufern. In der von der Lebenshilfe Ostfalen vertriebenen Bördeschatzkiste findet man ebenfalls Auleber Holundersirup, Apfel-Birnenwein oder Apfelsecco. 2020 ist die Eröffnung eines Hofladens geplant. Viel Arbeit für den Vater einer kleinen Tochter und die ganze Familie: Pflanzen, Schneiden, Mähen, Wildbienenpflege, Fruchtheckenanlegen und ganz am Ende erst Ernten, Verarbeiten und Verkaufen. Aber wenn Marcus Nickel dafür seinen Strohhut aufsetzt, die Gummistiefel anzieht und in die Plantage aufbricht, strahlt er Glück und Zuversicht aus. Er freut sich über das natürliche Wachstum, die Fruchtfülle, die Bienenkästen der befreundeten Imker und er mag auch den Gärgeruch aus Ballons. Als eine Partie Apfelwein nach Essig roch, eigentlich verdorben war, wartete Nickel die Entstehung der klumpigen, schleimigen Essigmutter ab, die er stolz zum Präsentieren heraushebt. So wurde der klare Apfelessig zum neuen Produkt; eine gute Zitronenalternative zum grünen Salat. Apropos Salat, dazu ein selbstgebackenes Brot und Apfel-Birnen-Wein, ein wenig Käse dazu. „Das ist in meinen Augen eine gelungene Mahlzeit“, so der Obstbauer Nickel.
Spezialitäten, die man probieren muss
Ein besonderes Produkt Nickels ist der Gurkensirup für Gintonic-Trinker oder der Quittensaft oder der Wildbrombeersirup oder der Apfelcider direkt aus dem Fass oder … Schauen Sie auf die Internetseite und verkosten sie selbst, wie Streuobst und Wildfrüchte aus der Börde schmecken können. Man kann sich Marcus Nickel auch als Caterer zu einer Feier einladen und dann an der Bar Weine, Secco, Säfte, Cocktails, Liköre und Brände probieren.
Leuten, die mit dem Gedanken spielen Direktvermarkter von Agrarprodukten zu werden, empfiehlt Marcus Nickel die Mitgliedschaft im Bauernverband, der Ratschläge gibt und die Agrarmarketinggesellschaft Sachsen-Anhalt als Ansprechpartner für Vertriebswege. Grundlage sei jedoch zuallererst ein stabiles Produkt für den Endverbraucher.
Kontakt: Auleber Obstmanufaktur, Gneisenaustraße 20, 39393 Hötensleben
Tel. 015120 / 1063281
Website: www.auleber-obstmanufaktur.de
E-Mail: info [at] auleber-obstmanufaktur.de
Text und Fotos: Barbara Ilse
Comments are closed