Mähdrescher der AG Dreileben bunkern Korn ab
Ackerbau-Allgemein-Ländlicher Raum-Politik + Förderung
Weizenernte

Ernte: Auf dem 22 Hektar großen Flurstück, genannt Sauenstall, wird die KWS-Weizensorte „Donovan“ geerntet

„Früher war es so, dass der Bauer die Leute im Land ernähren sollte. Das hat sich jedoch sehr gewandelt. Jetzt merken die Menschen nicht mehr, dass wir Landwirte hier ganz schön unter Druck stehen. Die Regale sind ja voll.“ Damit meint Michael Winkler, einer der beiden Geschäftsführer der Dreilebener Agrargenossenschaft, nicht nur die Regenknappheit, die hohen Tagestemperaturen, sowie starke Winde, die zu geringeren Erträgen und schlechten Qualitäten geführt haben, sondern auch die Planungsunsicherheit. Diese ist das Ergebnis einer sehr zögerlichen und unentschlossenen Politik. Hinzu kommen die hohen Produktionskosten. Nur zum Teil werden diese Kosten vom aktuell hohen Marktpreis, zum Beispiel bei Getreide, kompensiert. Langfristige Lieferverträge mit festgelegten Preisen müssen erfüllt werden. Getreide wird weltweit mehr und mehr zum Spekulationsobjekt. Auch bei Michael Winkler und seinem Partner Dr. Stephan Deike werden hunderte Tonnen Weizen eingelagert. In diesem Jahr baute die Agrargenossenschaft Dreileben auf 293 Hektar (ha) Winterweizen an. Auf 38 ha stand Durum, eine Hartweizenart für die Herstellung von Nudeln. Wintergerste stand auf 110 ha und Sommergerste auf 35 ha. Auf 102 ha wächst noch der Energiemais. Winterraps stand auf 126 ha und Rüben auf 90 ha. Futtererbsen und Vermehrungserbsen belegten 55ha der insgesamt rund 900 ha Gesamtbetriebsfläche inklusive 45 ha Stilllegungsfläche. Die 220 ha eines Betriebes in Seehausen bewirtschaften die Dreilebener Landwirte in Lohnarbeit. Außer den Geschäftsführern gibt es noch drei Angestellte und zwei Saisonkräfte; das ergibt zwei Mähdrescherfahrer und drei Abfahrer. Im Büro hält Buchhalterin Michaela Bohndorf die Stellung. Sie ist auch für den Ernteimbiss auf dem Feld zuständig.

Feuchtigkeitsmessung Getreide

Beprobung: Michael Winkler testet die Feuchtigkeit des Winterweizens auf einem Feld bei Drackenstedt. Bei 14,5 % können die Mähdrescher loslegen

Die Felder der Agrargenossenschaft verteilen sich über ein großes Gebiet

In nord-südlicher Richtung von Schackensleben bis Eggenstedt und in ost-westlicher Richtung von Wellen bis Druxberge. Für Michael Winkler stellte sich die Regenverteilung auf diesen relativ weit verteilten Flächen in diesem Jahr sehr differenziert dar. So gab es beim letzten Schauer in Dreileben 5mm, in Drackenstedt 2 mm und in Eggenstedt 20 mm. „Und so war es die ganze Zeit. Irgendwo regnete es viel mehr und anderswo gar nicht. Insgesamt gab es, so Winkler, im April 5mm Regen, im Mai normale 45 mm, im Juni 42 mm und im Juli wieder nur 5 mm.
Bei den Winterkulturen sind die Erträge auf dem guten Boden noch ganz gut aber die Sommerkulturen leiden schon sehr“, fasst der Landwirt aus Wellen das diesjährige Dilemma zusammen. Die Rüben legen sich immer wieder zum „Schlafen“ nieder und der Mais rollt bei längerer Trockenheit die Blätter ein wie Bambus; Wachstumspause und wenn es zu lange dauert, vertrocknet die Pflanze. Die Aussichten für die Rüben- und Maisernte sind schlecht, wenn nicht bald der von den Bauern heißersehnte tagelange Landregen einsetzt. Winkler: „Man kann jetzt schon sehen, dass die Erträge der letzten Jahre auf keinen Fall erreicht werden können.“
So ist Michael Winkler mit dem im vergangenen Herbst ausgesäten Raps noch sehr zufrieden: „Wir hatten Glück hier; der bekam im August 2021 für das Auflaufen noch einen schönen Guss.“ „Aber“, schränkt er ein, „problematisch sehe ich die neue Aussaat von Winterraps. Sollte es Ende August bis Anfang September 2022 nicht regnen, wird in unserem Betrieb kein Raps angebaut.“ Hinzu kommt noch der Rapserdfloh, der den Anbau dieser Kultur immer schwieriger macht.
Der diesjährige Durum-Ertrag fiel mit 45 dt/ha nach zehrenden Rüben als Vorkultur enttäuschend aus. Nach Raps ergab die Aufrechnung für den Hartweizen Durum erträgliche 60 dt/ha, bei Sommergerste rund 70 dt/ha.
Winkler: „Die Erträge bei Wintergetreide und Raps liegen auf Vorjahresniveau aber insgesamt unter dem Durchschnitt.“
Für die Sommerkultur Erbsen, welche meist als Futter verwertet werden, nur ein kleiner Teil zur Vermehrung angebaut wird, liegt der Ertrag um 20 Prozent niedriger als im Vorjahr.

Michael Winkler muss, wie alle Landwirte, Alternativen finden, um mit der negativen Wasserbilanz der vergangenen Jahre umzugehen. Er weiß um die Wichtigkeit der Fruchtfolgen für den Boden und die Kulturen. So ist der Humusaufbau durch Zwischenfrüchte eine Möglichkeit, die auch in diesem Betrieb umgesetzt wird. Dass die Forschung länger benötigt, um noch besser angepasste Kulturen zu züchten, ist ihm klar. Winkler setzt zudem bei Weizen auf regionale Züchtungen: „Seit drei Jahren bauen wir die Sorte ‚Emerick‘ an und sie hat beim Ertrag und in der Qualität E-Weizen noch nie enttäuscht.“ In diesem Jahr standen weiter fünf Sorten Weizen auf den Feldern der Agrargenossenschaft. So weise man im Praxistest nach, ob neue Sorten hier passten oder eben nicht.

Ein Hofladen ermöglicht es den Kunden direkt vor Ort einzukaufen

Der Agrargenossenschaft Dreileben eG angeschlossen ist ein Hofladen in der Bahnhofstraße 12a. Außer montags kann man dort Gemüse, Kartoffeln, Obst, Eier und Nudeln aus der Region und deutsche Weine erwerben. Zudem gibt es bei der dort angestellten Floristin Anja Ruloff auch Blumen und Gestecke für jeden Anlass – Hochzeit, Trauer, Jubiläen, Jugendweihe.

ZweiMähdrescher:

Weizenernte mit zwei Mähdreschern

Text und Bilder: Barbara Ilse

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