Vanessa Kuthe verkauft Wurst im Hofladen der Agrargenossenschaft Dreileben
Die Gerstenernte hat schon angefangen; von 163 Hektar Wintergerste der Agrargenossenschaft (AG) Dreileben sind schon 85 Hektar in der sogenannten Hühnerfarm gemäht. Dann hat es geregnet – Erntepause. Michael Winkler, Chef des landwirtschaftlichen Betriebes, wundert sich immer noch über den frühen Erntebeginn: „Wir haben zehn Tage früher angefangen, als sonst; am 26. Juni- das war noch nie da!“ Da es nun immer mal wieder regnet, hat Winkler Zeit, sich um die anderen Dinge auf dem Hof und den Feldern zu kümmern. Er trifft sich unter anderem mit Vanessa Kuthe, die seit 2019 den landwirtschaftlichen Familienbetrieb in Groß Rodensleben leitet und seit kurzem den Hofladen der AG mit Wurstwaren beliefert. Aktuelle Nachlieferungen sind abzusprechen. Der korrekte Name des Betriebes der jungen Frau lautet „Agrardienste & Direktvermarktung Vanessa Kuthe“. Hier mästet die dreißigjährige, studierte Landwirtin 350 Schweine und 40 Rinder auf Stroh und baut auf 80 Hektar Futter für ihre Tiere an. Als „Biobetrieb ohne Zertifikat“ bezeichnet Bäuerin Kuthe ihre Landwirtschaft. Unterstützt wird sie von der ganzen Familie und ihrem Freund Michael Schwaiger. Eine eigene Direktvermarktung in einem Hofladen ist ihr großes Ziel. Tests mit Feldgemüse, wie Roter Beete und Kartoffeln laufen und der erste Wurst-Versuch mit dem Kühlschrank im Hofladen der AG Dreileben, in der Bahnhofstraße 10, klappt sehr gut; der Schrank muss ständig nachgefüllt werden. „Leberwurst ist der Renner“ sagt die Landwirtin und lobt ihren Schlachter für die gute Qualität. Die Wurst wird in der „Landschlachterei M.Hesse GmbH“ in Dingelstedt hergestellt. Es gibt in Gläsern eingekochtes Gehacktes, Sülze, Schwärtchen-Gehacktes und andere bekannte Wurstsorten aber auch Chili-Paprika-Lyoner. Kuthes Freund ist begeistert von der Idee eines Pop-up-Leberkäses für die Mikrowelle. Da laufen noch die Versuche. Die traditionelle, für den Kühlschrank vakuumierte Bratwurst erinnert per Geruch und Geschmack an Selbstgeschlachtetes, Selbstgeräuchertes von früher. Das hat auch einen Grund darin, dass die Schweine länger in ihrem Stall stehen können und als richtig große Tiere in die Schlachtung gehen. „Zwei Jahre Vorbereitungszeit habe ich gebraucht. Und nun läuft es besser als gedacht“, freut sich die junge Bäuerin über die gute Nachfrage im Hofladen. Ein eigener Instagram-Kanal hilft zudem bei der Werbung. Winkler und Kuthe kennen sich schon lange, hat sie während des Studiums doch schon einige Male im Betrieb ausgeholfen und einiges vom AG-Getreide wird bei Kuthes zu Tierfutter gemahlen.
Der Hofladen wird geführt von Anja Ruhloff, die als Floristin wunderschöne Sträuße und Gestecke zaubern kann. Bei der netten Verkäuferin gibt es Pflanzen, Honig, Eier, Eierlikör, Nudeln, Samen, Äpfel, Kartoffeln, Zwiebeln und so weiter. Montag ist Ruhetag, dafür ist Sonnabendvormittag geöffnet. Vanessa Kuthe fasst es so zusammen: „Hier könnte sich jeder selbst einen Präsentkorb mit regionalen Sachen zusammenstellen.“
„Ja, die Leberwurst ist schon wieder alle“, stellt Anja Ruhloff beim Blick in den gläsernen Kühlschrank fest und Winkler nickt der Tierwirtin Kuthe fröhlich zu: „Hab‘ ich dir doch gesagt, die ist außerordentlich gut!“ Sie verabschieden sich, denn Michael Winkler will noch auf den Acker schauen, wo sein Lehrling Paul Früchel Wasser für die Fungizidspritzung der sehr gut gedeihenden Conviso-Rüben fährt. Dort am Acker angekommen, steht der Wasserwagen einsam am Rand.
„Er interessiert sich nicht nur für die Maschinen, auch für das Drumherum, für interne Abläufe, Zahlen, Preise, wo das Getreide hinkommt und so weiter“, freut sich Winkler, bezeichnet den jungen Mann als Glücksgriff und entdeckt ihn als Beifahrer in der Spritze. Paul Früchel kommt aus Druxberge, ist im zweiten Lehrjahr, technikbegeistert und gern in der Agrargenossenschaft. Winkler geht mit ihm noch die Spritzmittelzusammensetzung durch, die ihn interessiert. Dann schaut er noch vor dem Mittag zu seinem Blumenacker bei Seehausen, wo gerade die Ricke mit ihren zwei Kitzen im Unterholz verschwindet. Der Buchweizen setzt gerade Körner an, Phacelia blüht noch vereinzelt und die Sonnenblumen fangen gerade erst an. Winkler: „Auf diesen 0,8 Hektar blüht immer was, das ist eine gute Mischung vom Landesjagdverband, Futter und Deckung für alles Mögliche an Getier und die Leute freuen sich. Diese nasse Fläche zwischen den Bäumen ist für nicht viel zu gebrauchen“, setzt er hinzu. Bei der Rückfahrt durch einen engen Feldweg hält Winkler an, sammelt wortlos einen vollen blauen Müllsack vom Rand ein und schüttelt ob der Schweinerei nur den Kopf.
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