Informationsaustausch zwischen Politik und Landwirtschaft beim Kreisbauerntag
Damit die Menschen mit den Gesetzen und Vorgaben gut leben und erfolgreich wirtschaften können

Am Vormittag legten Vorstand und Geschäfstführung ihre Rechenschaftsberichte der Mitgliederversammlung vor
Eine Podiumsdiskussion von Junglandwirten aus der Landwirtschaftsfachschule Haldensleben, Mitgliedern der Landjugend Sachsen-Anhalt e.V. und Politikern bildete den Höhepunkt des diesjährigen Kreisbauerntages des Bauernverbandes Börde“ e.V., der kürzlich in Niederndodeleben bei „Bördegrün“ stattfand. Die knapp über 20 Berufsstarter legten ihre Anliegen den Politikern von Bund, Land und Landkreis vor.
Eingeladen hatte der Bauernverband sämtliche Landtags- & Bundestagsabgeordnete aus Sachsen-Anhalt , die in den Agrarausschüssen vertreten sind. Der Einladung gefolgt und im Podium standen die beiden Bundespolitikerinnen Dr. Franziska Kersten (SPD) und Anna Aeikens (CDU), der Landtagsabgeordnete Tim Tessmann (CDU, Wahlkreis Haldensleben), sowie Sachsen-Anhalts Landwirtschafts-Staatssekretär Gert Zender und Bördekreis-Landrat Martin Stichnoth Rede und Antwort. Der Fachschüler Felix von Plettenberg moderierte die Runde. Die Anliegen der jungen Frauen und Männer handelten von finanziellen Problemen bei der Weiterbildung im Beruf, den Schwierigkeiten bei der digitalen Kennartenerfassung auf Grünland, von doppelten oder dreifachen Eingaben der gleichen Daten für verschiedene Ämter -also Bürokratie, und es ging allgemein um die Bewahrung des ländlichen Raumes.
Manches konnten die Politiker erklären: Der Bürokratieabbau soll stattfinden. Die Digitalisierung soll voranschreiten. Vieles sei auf dem Weg – „man arbeite dran“. Einige der Anliegen sind nun bei den richtigen Menschen angekommen. Das war auch die grundlegende Aussage aller im Podium, die Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbands, zum Ende zusammenfasste: „Wir müssen im Austausch bleiben. Nur so können die Probleme in der Praxis zu denen gelangen, die die Gesetze und Vorgaben machen.“
Der „Fan des ländlichen Raumes“, wie Tim Tessmann sich selbst bezeichnete, sagte an die Anwesenden gewandt unter anderem, dass im Moment nur ein Landwirt im Landtag säße und da unbedingt mehr fachliche Stimmen nötig wären. Gert Zenders Kommentar dazu: „Wir brauchen Infos und Input von Ihnen, die unter den Gesetzen leben und arbeiten müssen.“ Dr. Franziska Kersten, die sich seit Jahren sehr um den Informationsaustausch mit dem Bauernverband bemüht und die Sorgen und Nöte der Landwirte versteht und an den richtigen Stellen einhaken kann, hat sich in ihrer politischen Arbeit dem Erhalt des ländlichen Raumes verschrieben, wie sie sagte. Anna Aeikens untermauerte folgendermaßen: „Sprechen Sie uns an; Googeln Sie uns; schicken Sie Mails mit ihren Anliegen. Es lohnt sich mitzumachen. Ihr Engagement ist wichtig und kommt an.“ Landrat Stichnoth verwies auf den wirtschaftlich starken Bördekreis mit einem Anteil von 45 Prozent landwirtschaftlicher Fläche. Diese Stärke sollte man nicht kleinreden. Er findet den Austausch mit den Landwirten im Verband wichtig und werde ihn auch weiter pflegen.
Der Kreisbauerntag begann bereits am Morgen mit der Mitgliederversammlung, wobei nach den Berichten des Vorsitzenden Urban Jülich, des Geschäftsführers Marius Thordsen Denecke über die Arbeit im vergangenen Jahr noch interne Themen abgehandelt wurden.
Zum traditionellen Rouladenessen trafen dann schon die Nachmittagsgäste ein, wobei die Fachschüler aus Haldensleben einen ganzen Tisch besetzten. Für die vielen Vertreter aus Politik, Verwaltung, Banken, Vereinen, der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, Landjugend, Landsenioren und anderen Interessierten mussten in der Bördegrün-Speiserei noch Tische und Stühle angestellt werden. Urban Jülich freute sich über das große Interesse und begrüßte alle. Er stellte in seinem Vortrag aktuelle Themen und Ereignisse vor: Er sprach von Gesprächen während des erfreulichen Besuchs des Bundeslandwirtschaftsminister in der Vorwoche, von der Vorbereitung der neuen Europapolitik-Periode, dem Kooperativen Naturschutz oder den Problemen der Bauern mit der Schilfglasflügelzikade, einem Insekt, dass derzeit den gesamten Anbau von Kartoffeln, Zuckerrüben, Zwiebeln und weiterem Gemüse bedroht.
Landrat Martin Stichnoth betonte in seiner anschließenden kurzen Rede unter anderem die gute Zusammenarbeit mit dem Verband und gab den Fund toter Wildvögel im Drömling als Grund für die vor kurzem erklärte Allgemeinverfügung zum Schutz vor der Vogelgrippe an. Er wisse um die Folgen für die Geflügel-haltenden Betriebe, aber nur so lasse sich das Geschehen eindämmen. Gert Zender schloss sich an. Wichtig war dem Staatssekretär noch einmal zu betonen, dass die Unterstützung der Landwirte mit den Direktzahlungen sich sehr von denen anderer Wirtschaftszweige unterschieden, weil es sich bei den Bauern um Produzenten von Lebensmitteln handele und damit um die Ernährung der Bevölkerung. In den Zahlungen der 1. und 2. Säule der Direktzahlungen dürfe es keine Kappung und Degression geben, sagte Zender und ergänzte: „Es darf keine Differenzierung zwischen den Betrieben geben; von uns gewollt ist die Unterstützung und Förderung über alle Rechtsformen der Betriebe, egal ob großer oder kleiner Betrieb.“ Zum Landschafts- und Naturschutz berichtete der erfahrene Staatssekretär aus der Vergangenheit, wo er an vielen Naturschutzkonzepten mitgearbeitet hat. Er fasste zusammen, dass wenn die im Land ausgewiesenen Naturschutzflächen auch entsprechend gepflegt würden, hätte man genügend von der neuerdings geforderten Wiederherstellungsfläche und muss dafür nichts neues erfinden. Zum Thema Wolf und an die Schäfer gewandt sagte Zender: „Wir werden den Wolf im Landesjagdgesetz aufnehmen.“
Die anschließende Podiumsdiskussion sollte eigentlich als Abschluss des Kreisbauerntages gelten; aber die daran folgende stundenlange Grüppchenbildung mit Kaffeetassen und Kuchentellern um die Politiker brachte viele andere Themen zur Sprache und diente oft auch der persönlichen Kontaktaufnahme. „Die Idee und das neue Konzept zum besseren Austausch und Netzwerken kam gut an und sollte auf folgenden Bauerntagen ausgebaut werden“, so Geschäftsführer Marius Thordsen Denecke.







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