„Mit meinen vielen Kulturen, die ich anbaue bin ich bei den Erträgen oft nicht an der Spitze dabei, aber ich falle auch nicht voll auf die Schnauze, wenn was nicht klappt.“ Ansgar Laame, Inhaber vom Landwirtschaftsbetrieb Laame in Schleibnitz, setzt bewusst auf Vielfalt und baut als Biobetrieb auf insgesamt 272 Hektar(ha) an zwei Betriebsstandorten Ackerbohnen, Dinkel, Erbsen, Erdbeeren, Kartoffeln, Kürbis, Luzerne, Mais, Gemüse, Hafer, Soja, Weizen und Zuckerrüben an. 2002 gegründet, hat er seinen bäuerlichen Betrieb ab 2019 allmählich auf Bio umgestellt und ist für „Bioland“ und „Naturland“ zertifiziert.
Früher hat er, wie alle konventionellen Landwirtschaftsbetriebe hier in der Börde, Weizen, Zuckerrüben, Raps und dazu, wegen der Fruchtfolge zum Beispiel Erbsen angebaut. Im Zuge der Umstellung auf Bio verkleinerte er seine Flächen, machte zum Beispiel aus einem 56 ha großen Schlag vier 14ha-Stücke, um unter anderem etwaige Schäden durch Blattlaus- oder Rostbefall zu minimieren.
Mit seinen zwei festen Mitarbeitern und den 12 Erntehelfern, die er über eine Agentur engagiert, kann er die vielen Kulturen auf den kleineren Flächen nach den strengen Richtlinien der ökologischen Anbauverbände aufziehen, ernten und lagern. Ein Roboter unterstützt seit kurzem den Zuckerrübenanbau.
In Rahmen eines dreijährigen Projekts der Universität Hohenheim, dem Julius Kühn-Institut Kleinmachnow und der Landberatung GmbH stellten die Vertreter der Institutionen und Landwirt Laame nun einen Demonstrationsversuch vor, das gut in die Strategie des Biobetriebes passt. Zur Veranstaltung „Standort- und klimaoptimierte Anbausysteme bei Blauer Lupine, Kichererbse, Sojabohne und Buchweizen“ kamen kürzlich Landwirte und andere Interessierte auf den Hof des Landwirtschaftsbetriebs in Schleibnitz zu einem Erfahrungsaustausch über den Anbau dieser Nischenkulturen. Der Feldtag ist Teil des Forschungsprojektes „MINOR+“ vom Bundesinstitut für Landwirtschaft und Ernährung und wird gefördert vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat im Rahmen der Ackerbaustrategie 2035.
Eröffnet wurde die Veranstaltung in einem der noch leeren Lager von Dr. Stephan Deike, Landberatung GmbH, welche hier als Praxispartner für die hochwissenschaftliche Forschung mit Zwischenschritten bis zum Anbau fungiert. Schwerpunkt dabei ist die Koordinierung und Begleitung der jährlichen Demonstrationsversuche an drei verschiedenen Standorten mit ganz unterschiedlichen Anbaubedingungen. Er begrüßte die Gäste, dankte Biolandwirt Laame und stufte die vier Kulturen als „ein wenig exotisch für die Börde“ ein, wies aber darauf hin, dass dies in anderen Regionen teils ganz anders aussieht. Zudem seien Kichererbse und Co. längst in den Kantinen angekommen und viele Landwirte interessiert an solchen Nischen. „Diskussion und Austausch werden darum immer wichtiger“, fügte er an.
Dr. Til Feike vom Julius Kühn-Institut freute sich sichtlich über das große Interesse und zeigte anhand von erfassten Daten auf, dass sich die Pflanzenproduktion wegen der Zunahme ungünstiger Witterungsbedingungen unbedingt anpassen muss. Aufzeichnungen über Ertragsverluste in den Dürrejahren 2018 bis 2020 sowie auch in diesem Jahr absehbar würden zum Umdenken zwingen. „Trockenheit und ungünstige Niederschlagsverteilung führen für die wenigen Kulturen, die aktuell den Ackerbau bestimmen, mittlerweile immer zahlreicher zu Einbußen, bisweilen auch zum Totalausfall“, betonte Dr. Feike. Widerstandsfähigere Kulturen seien das Ziel der Forschung. „Laborversuche unter exakten Bedingungen sind eine Seite. Die zweite sind deutschlandweite Anbauanalysen und Feldversuche, wie dieser bei Laame mit verschiedenen Aussaatterminen, wärmeliebenden Sorten und ggf. mit Bewässerung.“, sagte Dr. Feike. So käme man zu Agrarsystemmodellen, die bei Entscheidungen unterstützten und exakte Ertragsvorhersagen liefern könnten. Um noch bessere Aussagen zum Winterweizen zu treffen, sucht das Institut zum Beispiel noch Betriebe, die Praxisdaten aus den vergangenen Jahren liefern können.
Das war die Theorie. Auf dem Acker bei Schleibnitz, auf dem am 15. Mai die Sojasorte „Apollina“, die Kichererbse „Flamenco“, die Blaue Lupine „Bolereo“ und am 17. Mai die Buchweizensorte „Panda“ gedrillt wurden, erläuterte Landwirt Ansgar Laame den Besuchern die bereits erfolgten Pflegemaßnahmen der Ökokulturen im Versuchsaufbau: Vorfrucht auf dem 14 ha großen Feld war Winterweizen, dessen Stoppeln nach der Ernte gemulcht wurden. Zweimaliges Grubbern im Dezember und anschließendes Pflügen, Saatbettbereitung im März und Mai, dann die Aussaat, Blindstriegeln gleich nach der Aussaat, dann zweimaliges Hacken und Striegeln bis Ende Juni. Die Sojabohne, die rings um Lupine, Buchweizen und Kichererbse wächst, wurde etwas angehäufelt, um später besser ernten zu können. Beim Sojaanbau kann Laame auf jahrelange Erfahrungen zurückgreifen. In mehreren Kleinparzellen wurden darin die Kulturen des Demoversuchs in jeweils zwei Aussaatstärken gedrillt. Bei der Kichererbse wurden 45 Körner/m2 in der ersten Spur und 60 Körner/ m2 in der Spur zurück gedrillt. Bei der Lupine waren es 100 und 80 Körner/ m2. Beim Buchweizen 280 Körner und 200 Körner/ m2. Die Sojabohne hatte eine Aussaatstärke von 65 Körnern/ m2. Alle Kulturen litten bereits etwas an Wassermangel und da die Reihen noch offen sind, der Unkrautdruck immer noch hoch, erwägt Laame einen dritten Hackgang, auf jeden Fall im widerstandfähigen Soja. Diskutiert wurden auf dem Feld zudem Aussaattermine, Bodenverdichtung, Impfung der Leguminosen, Düngung, Vor- und Nachteile der Einzelkornaussaat oder Reihenabstände. Der Erfahrungsaustausch bot Neulingen in Sachen Nischenkulturen eine gute Gelegenheit sich intensiv zu informieren. Am Ende war man aber auch sich einig, dass oft die theoretischen Ideale im Gegensatz zur praktischen Umsetzung und/oder der Effektivität stehen. Ein weiteres Problem mit den landwirtschaftlichen Nischenprodukten oder gehandelten Kulturen war und bleibt der Absatz. Entsprechend wiesen alle Projektbeteiligten darauf hin, dass bei einem größerflächigen Versuchsanbau vorab unbedingt die Vermarktung geklärt werden müsse.
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