Allgemein-Natur + Umwelt-Tierhaltung

Mäh, möh, mäh – in allen Tonlagen suchen die Lämmer nach ihren Müttern und die Mütter nach ihren Lämmern. „Die jüngsten Lämmer sind gerade sechs Wochen alt und fangen eben an Gras zu fressen“ erklärt Christian Kruse, Schäfer aus Uthmöden.
Für das neueste Video des Bauernverbandes „Börde“ e.V. befinden wir uns auf hügeligem Gelände zwischen Irxleben und Niederndodeleben am Wartberg. Schäfer Kruse nimmt eines der größeren Lämmer auf den Arm und steht stolz und filzgrünbehütet zwischen seinen Schafen, an den Füßen jagen die selbstgezogenen Herdenschutzhunde umher. Das sieht idyllisch aus, aber es ist anstrengende Arbeit.

Schafe brauchen intensive Betreuung

Täglich werden die weißen Suffolk-Schafe, Kopf und die Beine sind tiefschwarz, umgekoppelt, damit sie während der kräftezehrenden Laktation (Milchabgabe) immer frisches Futter haben. Täglich werden 1,5 Hektar verbuschtes Grasland dazugekoppelt. Insgesamt sollen 54 Hektar beweidet werden. Die Herdenschutzhunde sind bei den Schafen im Stall geboren und beschützen sie innerhalb des Elektrozauns vor jeglichen Angreifern mit ihrem eigenen Leben. Spaziergänger sollten Abstand halten. Auch die Hunde müssen täglich gefüttert werden. Durch die Dornenbüsche gibt es bei den Schafen oft Klauenentzündungen, die behandelt werden müssen. Mögliche Euterentzündungen stehen ebenfalls auf der täglichen Kontrollliste des jungen Schäfers, der die Uthmödener Schafzucht mit seinen Eltern betreibt.

Vielseitigkeit sichert Familieneinkommen

Insgesamt gehören 1100 Mutterschafe zum Betrieb. Noch aufwändiger als die in diesem Jahr hier begonnene Naturschutzpflege sei die Deichpflege bei Havelberg, erklärt Christian Kruse. Dort sind 600 Schafe unter seines Vaters Aufsicht im Mäheinsatz. Die restlichen Tiere sind in Uthmöden auf den Weiden. Im Winter unterstützen Kruses Herden Landwirte bei der Grünlandpflege oder beim Abweiden von Winterzwischenfrüchten. Nur etwa acht Wochen zur Lammzeit sind die Tiere im heimischen Stall.

Beweidung fördert Artenvielfalt

Hier am Wartberg fressen 200 Mutterschafe und 378 Lämmer das hohe Gras, machen Büsche nieder und auch vor ungeschützten Bäumen nicht halt. Frisches kleines Grün auf einer bereits abgeweideten Fläche zeigt an, dass andere Pflanzen und damit auch Insekten neue Ansiedelungschancen bekommen. Zwischen dem hohen Braun-Grau auf der heutigen Weidefläche sind manche Lämmer kaum zu sehen. Am Ende soll hier zum Beispiel wieder das Wollgras wachsen, welches eigentlich heimisch war. Auftraggeber für Kruses ist die Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt. Die Fachleute der Stiftung begleiten die Maßnahmen und werten die Ergebnisse aus.

Was ist Sommerfrische?

Ein Stückchen weiter, sind die zehn Schafböcke des Betriebs an einer Sandkuhle im Urlaub. Sie haben ganze Arbeit geleistet, meistens ein Lamm pro Mutterschaf, oft Zwillinge oder Drillinge und auch mal Vierlinge sind das Ergebnis ihres anstrengenden Jobs vom Vorjahr. Nun sind sie mit einem in Ungnade gefallenen Herdenschutzhund bis Oktober in der Sommerfrische. Die bis zu 200 Kilogramm schweren Böcke bringen dem lammjagenden Schwerenöter Manieren bei. Sie sind die Chefs in dieser Arena. Im Herbst müssen die beeindruckenden Jungs in zwei Etappen jeweils rund 100 Schafe decken. Vom 1. März bis 1. Juni ist dann wieder Lammzeit und der Kreislauf beginnt von neuem.
Auf dieser Weide sorgen die Schafböcke beim Büscheknabbern unter anderem für die Zukunft einer Bienenfresserkolonie. Die seltenen bunten Vögel bekommen durch den Verbiss die für sie so wichtigen freien Anflüge zu ihren Bruthöhlen.

Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

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