Allgemein-Ländlicher Raum-Natur + Umwelt

Die Gewächshäuser an der B81 in Richtung Magdeburg rechts an der Straße sieht man weit. Sie gehören zum Gewerbegebiet Osterweddingen. Dort wachsen Gurken und Kräuter, die man in den Supermärkten der Region kaufen kann. Sechs Hektar unter Glas – das sind riesige Flächen. Und die Gewächshäuser sind immer auf dem modernsten technischen Stand. Dafür sorgt seit drei Jahren Betriebsleiter und Gartenbauingenieur Jos Houwen. Auf dem jüngsten Video des Bauernverbandes „Börde“ e.V. gehen wir gemeinsam mit ihm durch die langen Reihen von Gurken und Kräutern.

Gurken mit positiver Klimabilanz

Während der gebürtige Holländer erklärend durch die verglasten Bereiche führt, entfernt er hier und da noch ein Unkräutlein oder ein braunes Blatt. An einer der acht Meter langen Gurkenpflanzen, die an Fäden bis zur Glasdecke geführt werden, streift er sacht die Spitze einer Ranke von einer dadurch krumm gewachsenen dünnen Schlangengurke, kneift diese ab und knabbert am frischen Gemüse. Dabei erzählt er stolz, dass 30.000 Stück davon, natürlich nur akkurat gerade gewachsene, täglich von Februar bis November die Glashäuser in Richtung sachsen-anhaltinischen Supermarkt verlassen – Gurken sind eines der beliebtesten Gemüse der Deutschen. Mit der Abwärme aus dem benachbarten Glaswerk AGC-f/glass GmbH, eigenem Ökostrom und biologischem Pflanzenschutz hat es jede dieser Bördegarten-Gurken zu einem zertifizierten „klimapositiven Produkt“ gebracht. Die Gurkenproduktion nimmt gut die Hälfte der Unterglasfläche ein.

intelligente Technik hilft bei der Pflanzenpflege

Alles im Bördegarten läuft über ein eigenes Datennetz, was die Beschattung, Wasser- und Düngergaben, Sauerstoffzufuhr und ähnliches ausführt, überwacht und aufzeichnet.
Besonders interessant ist die Wasserzufuhr bei den Topfkräutern, die alle wohlgeordnet nebeneinander auf dem Boden stehen: Tausende Töpfe mit klitzekleinem, halbhohem oder großem Schnittlauch, Petersilie, Rosmarin, Dill, Basilikum, Minze, bekommen ihr Wasser in genauen Gaben von unten durch Abzugskanäle. Das von den Dächern aufgefangene Regenwasser, mit den nötigen Mineralien vermischt, wird hochgedrückt und fließt nach einiger Zeit wieder ab. Nun, nachdem die Glaswerkflächen seit kurzem ebenfalls ihr Regenwasser für den Bördegarten abgeben, sind nur noch 5 Prozent anstatt vorher 35 Prozent der benötigten Wassermenge aus dem Trinkwasserleitungsnetz. Auch an der Reduktion der Torfmengen im Kräutertopfsubstrat arbeiten die Mitarbeiter ständig; Holzfasern ergänzen zunehmend den oberirdisch in Litauen abgebauten Torf, sogenannten Weißtorf oder Torfmoos. Gut 10.000 Kräutertöpfe verlassen täglich den Bördegarten in Richtung Supermarkt.

Erweiterung geplant

Etwa 40 Angestellte, je nach Saison, arbeiten im Bördegarten, der zur Wimex Gruppe gehört. Sie hat ihren Hauptsitz in der Nähe von Köthen und befasst sich neben der Gemüseproduktion hauptsächlich mit Landwirtschaft. Am 1. April 2019 gab es die ersten Gurken im Bördegarten. Die Unterglasfläche von rund sechs Hektar soll in den nächsten Jahren verdoppelt werden und mit den anderen Anliegern eine Anbindung an die B81 bekommen.
Hier geht es zum Video:

Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

Tags:

Comments are closed