Allgemein-Natur + Umwelt

Mit langen Löffeln am Kräutlein mümmelnd, die schwarzweiße Blume am Hasenpopo in die Luft gestreckt oder im Zick-Zack über Bördewiesen rennend – so stellt man sich den „wilden Osterhasen“ vor. Aber man sieht ihn nur selten. Auch wenn sich der Bestand an Feldhasen bei uns gut erholt hat, sind die Zahlen immer noch niedrig. So ergab die Feldhasenzählung des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalt e.V. im Frühjahr 2021 im Landkreis Stendal fünfzehn Hasen pro Quadratkilometer, in der Börde sieben und im Saalekreis gar nur drei. Der „Herbstbesatz“ 2021 schwankt im Land Sachsen-Anhalt zwischen zwei und 23 Feldhasen pro Quadratkilometer. Für ganz Deutschland heißt die Schlagzeile des gesamtdeutschen Jagdverbandes allerdings: „Der Positivtrend beim Feldhasen hält an“ und im Text steht: „16 Tiere leben im Frühjahr 2021 pro Quadratkilometer auf Feldern und Wiesen. Das ist einer der besten Werte seit Beginn der Zählungen vor zwei Jahrzehnten.“
Das sind jedoch Durchschnittswerte für ganz Deutschland; ein West-Ost-Gefälle wurde anhand der Zählungen nachgewiesen. Für das nordostdeutsche Tiefland gibt der Verband den geringsten Wert für Deutschland mit durchschnittlich sechs Feldhasen pro Quadratkilometer an. Das Wetter ist ein wesentlicher Faktor für die Feldhasenpopulation. So sanken denn auch die Zahlen bis zum Herbst vergangenen Jahres wieder ab, war doch der April 2021 sehr kalt. Im Sommer folgte eine lange Regenzeit – die Feldhasen haben keine Höhle, sind bei nasskalter Witterung anfälliger für Krankheiten.

Kräfte und Kompetenzen bündeln

Um über den Feldhasen an sich und gemeinsame Projekte zur Artenvielfalt zu plaudern, trafen sich kürzlich der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes Sachsen-Anhalts e.V., Wolf Last, und Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ e.V..
In der Unterhaltung der zwei Fachleute fanden sich viele Schnittstellen zwischen dem gemeinsamen Bemühen der Landwirte und Jäger, Flora und Fauna zu hüten. So könnten Erfahrungen zu Blühsaatmischungen, die in beiden Verbänden entwickelt wurden, ausgetauscht werden. Feldgehölzanpflanzungen wie Hecken, die Wildtieren Schutz und Zuflucht geben, könnten gemeinsam geplant, beworben und angepflanzt werden. Durch dieses erweiterte Netzwerk wäre es möglich, Belange der Landwirte mit denen der Jäger besser abzustimmen, zu kombinieren und effizienter zu gestalten. Diskutiert wurde auch über mögliche gemeinsame Veranstaltungen, den aktuellen Stand der Maßnahmen zur Abwehr der Afrikanischen Schweinepest, die fast unmöglich einzudämmende Waschbärenausbreitung oder dem durch den Anstieg der Wolfspopulation veränderten Wildtierverhalten, wie größeren Ansammlungen von Wildschweinen.

Wie kann jeder einen Beitrag leisten?

(Foto: Rolfes/djv) Aufmerksam schaut sich der Feldhase nach einer guten Deckung und leckerem Grünzeug um.

In Deutschland gehören Feldhasen nach wie vor zu den bedrohten Tierarten, weil deren Lebensraum durch menschliches Handeln ständig weiter eingeengt wird. Umdenken ist angesagt: So gilt für Landwirte unter anderem der „Mähknigge“, der Handlungsempfehlungen zur tierschonenden Mahd gibt. Wolf Last wünscht sich sehr, dass alle in ihrem Freizeitverhalten in der freien Natur Rücksicht auf die wilden Osterhasen und die Bodenbrüter nebenan nehmen: „Mit dem Auto, dem Fahrrad und auch zu Fuß sollte man auf den Wegen bleiben. Hunde müssen beim Spaziergang in der Hauptsetzzeit von Anfang März bis Juni angeleint bleiben. Wenn man kleine Hasen findet, einen großen Bogen darum machen. Die Hasenmutter kommt wieder.“

Weitere Informationen zum Feldhasen

Der bräunliche Feldhase wird 50 bis 57 Zentimeter groß und bis zu acht Kilogramm schwer. Er ist größer als ein Wildkaninchen und auch seine Ohren und Beine sind im Verhältnis zum restlichen Körper deutlich länger. Der Schwanz des Hasen, die Blume, ist rund zehn Zentimeter lang, oben schwarz und an der Spitze weiß. Feldhasen fressen Gräser, Kräuter, Wurzeln, Getreide und im Winter knabbern sie auch Rinde und Zweige. Feldhasen sind sehr scheu und halten sich am Tage meist in einer Bodenvertiefung auf, in die sie sich bei Gefahr eng hineindrücken und gut getarnt abwarten. Angriffen von Füchsen oder Greifvögeln können sie mit bis zu 70 Kilometer schnellem, wendigem Lauf oder Luftsprüngen bis zu zwei Metern entkommen. Zur Paarungszeit treffen die Einsiedler aufeinander. Die Männchen boxen gegeneinander um die Weibchen. Eine Häsin kann bis zu viermal im Jahr Nachwuchs bekommen, immer zwei bis fünf Junge, welche bereits nach acht bis zehn Tagen selbstständig sind. Feldhasen können bis zu zwölf Jahre alt werden und fühlen sich auf unseren Wiesen, Feldern und Wäldern wohl.

Text: Barbara Ilse

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