Ackerbau-Allgemein


Wie in den vergangenen Jahren hat der Bauernverband die Landhändler in Sachsen-Anhalt zu einem Vorernte-Gespräch eingeladen. Landhändler und Landwirte haben so die Möglichkeit sich zu den Entwicklungen im Markt, Vermarktungswegen sowie den aktuellen Ertragsaussichten bei Getreide und Raps auszutauschen.
In seiner Einschätzung blickte Sachsen-Anhalts Bauernpräsident Olaf Feuerborn auf das Anbaujahr zurück. Trockenheit und Dürre haben die Aussaatbedingungen im Sommer und Herbst 2018 bestimmt. Nach wie vor ist das Niederschlagsdefizit aus dem vergangenen Jahr, trotz einiger und lokal auch sehr unterschiedlicher Niederschläge, noch nicht ausgeglichen. In allen Regionen Sachsen-Anhalts ist die Bodenfeuchte zu gering. Meist ist in den unteren Bodenschichten (ab 30 cm Tiefe) für die Pflanzen kein verfügbares Wasser vorhanden. Daraus resultierend zeichnen sich auch in diesem Jahr, besonders in der östlichen Altmark, in Anhalt, im Jerichower Land sowie im Kreis Wittenberg, im Getreide verstärkt Trockenschäden ab. Aber auch auf besseren Standorten leiden die Mähdruschkulturen unter dem fehlenden Bodenwasser und den wiederkehrenden Hitzewellen.

Vorjahrestrockenheit reduziert Rapsanbau

Die im Herbst 2018 durch die Trockenheit erschwerten Aussaatbedingungen haben zu Anbauverschiebungen geführt. Um den Raps nicht in staubtrockenen Boden zu säen, haben viele Landwirte den Rapsanbau deutlich reduziert. Auf einigen tausend Hektar wurde Raps im Frühjahr umgebrochen. In der Folge stehen in diesem Jahr nur 77 000 ha Raps in Sachsen-Anhalt, das sind 53 % weniger als in den Vorjahren. Die Bestände waren im Frühjahr lückig und außerdem durch einen starken Schaderregerdruck belastet. So rechnen Landwirte und Landhändler mit einem Ertrag um 32 dt/ha. Es ist das dritte Jahr mit schlechten Rapserträgen in Folge. In guten Jahren ernteten die Landwirte im Land mehr als 40 dt/ha.
Anstelle von Raps wurde mehr Fläche mit Gerste und Roggen bestellt, jeweils rund 25 % mehr als in Normaljahren, rund 109 000 Hektar Wintergerste und 78 800 Hektar Roggen insgesamt. Dies sind erste Daten aus dem diesjährigen Antrag auf Agrarförderung, die seitens Hans-Jürgen Schulz, Abteilungsleiter im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie (MULE), vorgestellt wurden.
Es zeichnet sich daraus folgend für die Landhändler ab, dass mehr Roggen und Gerste auf dem Markt sein wird, als direkt benötigt. Ein Teil der Gersten- und Roggenbestände wurde wegen der sehr knappen Futterreserven bereits für Ganzpflanzensilage geerntet. So bleibt das tatsächliche Aufkommen aus dem Mähdrusch abzuwarten.

Weizen bleibt Hauptanbaukultur

Als wichtigste Getreidekultur stehen in diesem Jahr rund 325 000 Hektar Winterweizen im Feld. Damit wurde die Anbaufläche um 5 % ausgedehnt. In der vergangenen Woche waren die Weizenbestände in den meisten Regionen noch in einem einigermaßen guten Zustand, Trockenschäden aber vielerorts schon erkennbar. Der geschätzte Ertrag könnte zwischen 50 und 70 Dezitonnen je Hektar liegen. Das sind deutlich niedrigere Erträge als in normalen Jahren. Weizen befindet sich jetzt in der Kornfüllungsphase und leidet extrem unter den hohen Temperaturen. Das lässt auch Qualitätseinbußen erwarten.
In Sachsen-Anhalt wird auf ca. 9 000 Hektar Hartweizen angebaut. Aufgrund der schwierigen Bedingungen im vergangenen Jahr wurde der Anbau etwas reduziert. Nach den Mindererträgen im Jahr 2018 wird mit Erträgen auf mittlerem Niveau gerechnet.
Dass wie im vergangenen Jahr im Bundesdurchschnitt mehr Getreide importiert als exportiert wird, erwartet der Landhandel nicht. Der globale Markt wird wieder einen enormen Einfluss haben, die schlechten Aussaatbedingungen für Mais in den USA stützen die Preisnotierungen. Aber in Europa und insbesondere Frankreich zeichnen sich sehr gute Ernten ab. Hinzu kommen erneut großen Mengen Gerste und Weizen aus Russland und der Schwarzmeerregion, die ehemalige Exportregionen für deutsches Getreide besetzen. Bei den Preisentwicklungen gehen die Landhändler davon aus, dass das aktuelle mittlere Niveau gehalten wird. Mit höheren Marktpreisen wird eher nicht gerechnet.

bedarfsgerechte Pflanzenernährung erschwert

Die anstehenden Entwicklungen im Bereich der Düngeverordnung wurden von Herrn Schulz (MULE) und Dr. Matthias Schrödter (Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau) vorgestellt. In Kürze werden in Sachsen-Anhalt die sogenannten roten Gebiete ausgewiesen, in denen die Düngung weiter eingeschränkt ist. Darüber hinaus bereitet der Bund zusätzliche Auflagen vor, die ab Sommer 2020 eine fachgerechte und auf Pflanzenbedarf ausgerichtete Düngung zunehmend erschweren. Das betrifft ebenso einen nachhaltigen Einsatz von organischem Dünger.
Wie die Landwirte sehen die Landhändler daraus resultierend Probleme. Denn bei unzureichender Versorgung produzieren Kulturpflanzen keine Früchte in den erforderlichen Qualitäten. Das betrifft besonders die Erzeugung von Brotweizen als eine der Hauptanbaurichtungen in unserem Bundesland.
Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., fasste am Ende der Veranstaltung zusammen: „Die voraussichtliche Ernte wird besser als im Katastrophenjahr 2018, aber im langjährigen Vergleich wird erkennbar, dass deutlich geringere Erträge zu erwarten sind. Der kühle Mai war für die Ackerfrüchte gut, aber viel wird sich, neben Getreide und Raps für Zuckerrüben, Kartoffeln, Mais und die Futterbestände, in den kommenden Wochen erst entscheiden. Bei der aktuell beginnenden Ernte von Gerste sowie bei Raps, Weizen und Roggen müssen wir abwarten, ob wir zu guten Bedingungen dreschen können. Unterschiede in den Bodenqualitäten und besonders in den lokalen Niederschlagsmengen lassen erneut große Ertragsunterschiede erwarten. Die anhaltenden Folgen des Dürrejahres 2018 sind noch lange nicht überwunden.“
Text: Pressemeldung des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V.

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