Ackerbau-Allgemein

Hundskerbel erobert die Felder in der Börde –

Versuche zur Bekämpfung laufen in Üplingen

900 kleine Hundskerbelpflanzen auf einem Quadratmeter hat Matthias Miersch von der Firma „FMC“ im Herbst 2023 gezählt. Das Beweisfoto dazu zeigt einen grünen Teppich und die Weizenpflänzchen dazwischen, die fast schon aufgegeben haben. „Hundskerbel ist in ganz Europa, vor allem in Nord-und Osteuropa auf dem Vormarsch“, sagt der Fachmann und fügt die Gründe dafür hinzu: „Hundskerbel profitiert von Wärme und er hat behält im Boden sehr lange seine Keimfähigkeit.“ Dazu gab es im vergangenen Jahr etliche Versuchsanordnungen von Mierschs Firma auf den Parzellen des Stiftungsgutes Üplingen.

Zu diesen und anderen Anbauversuchen veranstalteten die Unternehmensvertreter gemeinsam mit den Gutsgeschäftsführern Horst Düll und Jörg Hartmann kürzlich das nun schon 13. Nacherntegespräch im Stiftungssaal. 70 Interessierte folgten der Einladung; darunter waren hauptsächlich Landwirte, die sich besonders für die praktische Umsetzung aktueller landwirtschaftlicher Feldversuche interessieren. Zunehmend liegen dem Interesse auch politische Entscheidungen zugrunde, die ein Umdenken nötig machen; beispielsweise, wenn bewährte Herbizide, Insektizide und Fungizide vom Markt genommen werden. Resistenzen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu möglichen Gesundheitsschädigungen können Anlass hierfür sein. Nach wie vor konkurrieren aber auf den Feldern Wildkräuter mit Getreide, Raps, Erbsen oder Energiepflanzen, schädigen Käfer, Blattläuse oder Pilze die angebauten Kulturen und müssen eingedämmt werden, damit geerntet werden kann, was wir alle zum Leben benötigen. Darum bemühen sich die Unternehmen aus den Bereichen Züchtung, Industrie und Handel, wie die beim Nacherntegespräch vortragenden Vertreter von „FMC“, „sgl“, „Nufarm“, „team agrar“ und „Lebosol“, welche sich um neue Sorten und Pflanzen oder Pflanzenschutz- und Düngemittel bemühen.

Neunzehn Hektar Versuchsfläche von insgesamt 503 Hektar Ackerfläche hält die Stiftungsgut Üplingen GbR für diese Feldversuche vor. Auch wissenschaftliche Einrichtungen und Institutionen überprüfen hier auf den Parzellen ihre theoretischen Erkenntnisse. Die Üplinger Stiftungsgut GbR übernimmt für die Firmen die landwirtschaftliche Betreuung, also Aussaat, Pflegemaßnahmen, Ernte und auch Dienstleistungen zur Versuchsauswertung. Dafür sind auf dem Gut Matthias Klings als Leiter des Versuchswesens und Antje Fuhrmann als Versuchstechnikerin zuständig. Klings erläuterte denn auch auf der Zusammenkunft Besonderheiten der Versuchsfeldsaison 2023/2024. (Ein Wirtschaftsjahr im landwirtschaftlichen Betrieb geht von Juli bis Juni des Folgejahres.) Klings: „Im Herbst hatten wir wegen des andauernden Regens nur wenige kleine Fenster, in denen eine Aussaat von Raps und Getreide möglich waren“, sagte Klings und ergänzte konkret: „Im Durchschnitt haben wir hier in Üplingen 549 Millimeter Regen im Jahr, 2023 hatten wir enorme 902 Millimeter.“ Der Pflanzenbauexperte fuhr fort: „Der milde Winter wurde durch die Kahlfröste im Januar unterbrochen. Vegetationsbeginn war dann bereits im Februar und im März begannen wir mit der Frühjahrsaussaat. Mais legten wir Mitte Mai.“ Klings sagte, dass die Kulturen sehr lange von der guten Bodenfeuchtigkeit profitieren konnten, aber durch den vielen Regen das Wurzelwachstum litten. Es traten zudem auch große Probleme mit Rostbefall auf, die schon früh Fungizidmaßnahmen nötig machten. Man fuhr am Ende nur eine durchschnittliche Ernte ein. Klings resümiert: „Dass feuchte Jahre eine gute Ernte bringen, stimmt wohl nicht immer.“ „Das war kein klassisches Landwirtschaftsjahr,“ bestätigte auch Jochen Weibeler von „sgl“, der über die sechs Feldblöcke des regenerativen Feldes auf zwei Hektar berichtete. Fruchtfolgewechsel, wenig Bodenzerstörung, Kompostteeinsatz, Verzicht auf Fungizide und Insektizide, Untersaat und Winterbegrünung – Man hätte jetzt, nachdem die Auswertung des fünften, von insgesamt sechs Versuchsjahren abgeschlossen sei, viele Ergebnisse vorliegen und Erfahrungen gewonnen, die diese Anbaumethode für Landwirte interessant machen könnte. Auch Dr. Michael Neugebauer von der Firma „team agrar“ hatte viele Zahlen parat, die den teilweisen Ersatz von Fungiziden gegen Rostbefall im Weizen durch Biologicals belegen und dadurch sogar Geld einsparen könnte. Versuche liefen hier mit der Sorte „Donavan“ und sollen 2025 mit anderen Weizensorten fortgeführt werden. Da bei den Versuchen zum Vergleich auch immer eine Parzelle ganz ohne Behandlung liegenbliebe, könne die Politik an dem braunen Getreidestreifen sehen, dass es so nicht liefe, so Neugebauer.

Lutz Wolter von der Firma „Lebosol“, die sich mit Pflanzenernährung befasst, stellte einen neuen Dünger in Granulatform vor, „WD Multi 6“, der in Versuchen mit Blatt- oder Bodendüngung sehr gute Ergebnisse erbrachte. Ausbringungstechnik, Mengen und die Düngezeiten in verschiedenen Kulturen werden 2025 weiter getestet.

Stefan Mast vom Pflanzenschutzmittelhersteller „Nufarm“ empfahl den Landwirten den Hundskerbel unbedingt schon im Herbst zu bekämpfen und die Behandlung im Frühjahr fortzusetzen. Der Fachberater referierte des Weiteren über Mittelwirksamkeiten, Resistenzen, Zulassungen und die Vorteile der Kombination von Boden- und Blattwirkungen, je nachdem wie der Befall sei.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete das Schlusswort von Jörg Hartmann, der sich bei den Referenten bedankte, den Firmen für das Vertrauen dankte, die Landwirte animierte, das eine oder andere Versuchsergebnis auf den Feldern in die Praxis zu überführen und seine Mitarbeiter, Antje Fuhrmann und Matthias Klings, dafür lobte, dass sie sich bei Wind und Wetter um die Versuchsreihen kümmerten. Beim anschließenden gemeinsamen Mittagessen wurde noch weiter diskutiert.

Comments are closed