Schon als Kind wollte Max Meier Landwirt werden. Jetzt steht er kurz vor der Abschlussprüfung. Fast seine gesamte dreijährige Lehrzeit fand unter Corona-Beschränkungen statt. So wurde den Lehrlingen in dieser Zeit sehr viel theoretisches Wissen vermittelt und es gab keine Zwischenprüfung für sie. Um das ein wenig auszugleichen, organisierten die Bauernverbände Nordharz, Börde und Salzland für die 27 Landwirtslehrlinge ihrer Regionen, die nun vor den Abschlussprüfungen stehen, einen Prüfungsvorbereitungstag mit Fachleuten auf neutralem Boden. In drei Gruppen wurden die jungen Frauen und Männer in den Bereichen Technik, Tierproduktion und Pflanzenproduktion getestet.
Umfangreiches Aufgabenfeld zur Prüfung
Die Landwirtschaftsbetriebe brauchen dringend Nachwuchs. Aber der muss gut ausgebildet sei, um den immer höheren Anforderungen des hochspezialisierten und hochtechnisierten, sowie strengen Regeln unterworfenen Berufs zu entsprechen. Den neutralen Boden stellte die Agrargenossenschaft „Vorharz“ e.G. Silstedt-Benzingerode zur Verfügung. Der Betrieb wirtschaftet auf rund 1400 Hektar, hält 840 Rinder und betreibt eine Biogasanlage. Max Meier und seine Azubi-Kollegen und zwei Kolleginnen konnten bei den Milchkühen mit Uwe Burkhardt von der Rinderallianz Sachsen-Anhalt anhand von fünf Beispielkühen noch einmal einen Tierbewertungsbogen durchgehen, Futtersorten bestimmen und alle Fragen stellen, die zur Disziplin Tierproduktion gehören. Den Bereich Technik deckten Sandro Richter vom Büttner Ökoservice und Steffen Schmidt von der Agravis mit ihrem Fachwissen ab. Nadine Börns, Ackerbaureferentin des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V., und Marie Saudhof, Geschäftsführerin der Landjugend Sachsen-Anhalt, standen für die Pflanzenproduktion als Fachfrauen auf einem Silstedter Weizenfeld zur Verfügung.Neben Tierhaltung auch Ackerbaukenntnisse gefragt
Christoph Grebe, Ausbilder in der Harslebener Agrargenossenschaft e.G., nutzte mit seinen zwei Lehrlingen Max Meier und Eric Rückwoldt das exzellente Angebot der drei Bauernverbände, seinen Schützlingen Vertrauen auf ihre Fähigkeiten und Sicherheit für die bevorstehende Prüfung zu geben sowie andererseits auf Schwachstellen bei der Prüfungsvorbereitung aufmerksam zu machen. Diana Borchert, Geschäftsführerin Bauernverband Nordharz e.V., hielt die Fäden für die wohlorganisierte Veranstaltung in den Händen. Auch ihre Kollegin aus dem Bauernverband Salzland e.V., Katharina Elwert, sowie alle Mitarbeiter aus den drei Geschäftsstellen halfen, den Ablauf abzusichern.
Max Meier, sein Azubikollege und ihr Ausbilder sind froh, diese Gelegenheit zu einem letzten Test vor den Prüfungen zu bekommen. Schon nächste Woche steht sie an. Und so wurden mit Fachmann Uwe Burkhardt bei den fünf ausgewählten Milchkühen gemeinsam Tierbewertungen vorgenommen und jeweils ein Bewertungsbogen ausgefüllt. Beckenbreite, Körpertiefe, Hinterbeinwinkelung und Klauenwinkel, so mancher schüttelte bei diesen Begriffen den Kopf oder versteckte sich hinter dem Vordermann. Aber Uwe Burkhardt ließ nicht locker, zeigte an der Vorzeigekuh 02767 und den anderen vier Schwarzbunten alles, was eine gute oder eben eine schlechte Milchkuh ausmacht.
Auf die richtige Einstellung kommt es an
Mit Steffen Schmidt sprachen die jungen Leute über Drillmaschine, Grubber und Co. Alle Teile, ihre Funktion und die Bedienung wurden abgefragt und im Bedarfsfall noch einmal erläutert. Wieviel Kartoffeln werden auf einen Quadratmeter gelegt? Umrechnungen von Körner pro Quadratmeter auf Kilo pro Hektar? Bei solchen Fragen schauten sich die jungen Leute zum Teil etwas verzweifelt an. Hier ist auch bei Max Meier noch einiges an Nachholbedarf.
Am Weizenfeld mussten die Lehrlinge nacheinander Getreidesorten anhand von kleinen Grünpflanzen erkennen. Nadine Börns und Marie Saudhof ließen kein Raten zu, halfen wenn nötig und erklärten geduldig die einzelnen Merkmale. Auch verschiedenste Unkräuter, ihr Vorkommen und ihre Bekämpfung mussten beschrieben werden. Jeder war mal dran und auch Max Meier musste eine Unkraut-App bemühen, um die Klette in einem ganz frühen Stadium zu erkennen. Auf dem Weizenacker besprach man die Entwicklungsstadien und die Arbeiten über das Jahr bei dieser Kultur. Da scheiterte so mancher zum Beispiel an speziellen Fachwörtern und dem Auswerten des Weizen-Laborprotokolls.
„Au ja, da habe ich noch ganz schön zu tun bis nächste Woche“, fasste Max Meier zusammen, nachdem alle Stationen absolviert waren. Auch sein Ausbilder Christoph Grebe hofft, dass seine Schützlinge noch einiges nacharbeiten, holte sich aber andererseits auch Tipps für die nächsten Lehrlinge.
Feedback fiel positiv aus
Die Fachleute waren sich einig, dass solche Veranstaltungen auch in Zukunft angebracht wären. Besonders aufgefallen war, dass die Lehrlinge zwar die Fachbegriffe kennen aber bei der praktischen Prüfung müssten sie vieles vor den Prüfern erläutern, nicht nur ein Wort hinwerfen. Alle Beteiligten wünschen den jungen Leuten viel Erfolg für ihre Abschlussprüfungen!
Werde Landwirt! Du solltest Interesse an Natur und Agrartechnik, Pflanzen und Tieren haben. Gebraucht werden ebenso technisches Geschick, Organisationstalent, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Körperliche Arbeit, betriebswirtschaftliches Denken und unternehmerisches Handeln gehören ebenso zum Berufsbild des Landwirts.
Der Landwirt ist ein anerkannter Ausbildungsberuf, dessen Ausbildung sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule erfolgt und in der Regel drei Jahren dauert. Die Lehrlinge erfahren alles über das Bearbeiten von Böden und den Anbau von Feldfrüchten sowie Düngung, Pflanzenschutz, Ernte, fachgerechte Lagerung und Verwertung pflanzlicher Produkte. Zudem werden Kenntnisse über das Halten, Füttern und Versorgen von Nutztieren vermittelt. Auszubildende lernen, Normen bei der Lebensmittelproduktion zu kontrollieren sowie landwirtschaftliche Produkte zu vermarkten. Weitere Schwerpunkte bilden das Bedienen und Warten der Maschinen sowie die Planung und Durchführung betrieblicher Abläufe.
Bilder und Text: Barbara Ilse
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