Ackerbau-Allgemein

Eine knallrote Tulpe ziert das Betriebsgelände, die Fahrzeuge und auch die Tulpenzwiebelkisten, die dieser Tage die diesjährige Ernte des landwirtschaftlichen Betriebes von Christiane Degenhardt-Sellmann aufnehmen: Tulpenzwiebeln. Auf dem neuesten Video des Bauernverbandes „Börde“ e.V. können sich Interessierte die wirklich besondere Rodetechnik für empfindliche Blumenzwiebeln ansehen.

Anbau und Ernte einer Spezialkultur

Etwa zwei Wochen lang werden die Zwiebeln, die zwischen zwei Lagen Netzen unter Erde und Stroh gewachsen sind und vor Monaten geblüht haben, aus dem Bördeboden bei Schwaneberg geholt. Ein spezieller Roder trennt die von einer braunen Schutzschale umhüllten weißen Tulpenzwiebeln von den Netzen. Es ist eine sehr staubige Angelegenheit, aber so werden eine aufwendige Wäsche vermieden, Energie und Wasser gespart und die empfindlichen Zwiebeln geschont. Die Netze werden aufgerollt, recycelt und wiederverwendet.

Christiane Degenhardt-Sellmann

Wenn Christiane Degenhardt von Tulpen erzählt, hört man die Leidenschaft für diese blumige Spezialkultur heraus. Das ist kein Wunder, wurde sie ihr doch in die Wiege gelegt: Ihre Großmutter hat auf den Messen in Leipzig bereits Preise für ihre Züchtungen erlangt.

Familienbetrieb mit Tradition

Aber die Firmengeschichte reicht noch eine Generation weiter zurück; ihr Urgroßvater hat den Betrieb 1906 in Magdeburg gegründet: Als junger Bursche schoss Ernst Degenhardt einen Fußball in die Scheibe einer Gärtnerei, musste den Schaden dort abarbeiten und entdeckte seine Leidenschaft fürs Gärtnern. Am Anfang seiner Selbständigkeit war die Hauptkultur der Blumenkohl, aber schon mit dem Kauf des Hofes in Schwaneberg begann die Familie mit der Züchtung von Hyazinthen, Lilien, Tulpen und Gladiolen.

Tulpenzwiebeln auf dem Förderband des Roders.

Jetzt werden in dem 350 Hektar großen Betrieb mit Flächen um Schwaneberg auf 35 Hektar Tulpen auch 10 Hektar Krokusse, 20 Hektar Gladiolen sowie Rüben, Mais und Weizen angebaut. Tulpen können nur alle vier Jahre auf einer Fläche angebaut werden. Darum ist die Planung der Fruchtfolgen sehr wichtig. Im Betrieb „Spezialkulturen Christiane Degenhardt“ arbeiten außer der Chefin ihr Mann, ihr erwachsener Sohn, fünf Festangestellte, Saisonarbeitskräfte und ihre Tochter sowie der 10-Jährige Sohn in den Ferien. Die geernteten Tulpenzwiebeln werden im Betrieb eingelagert, dann sortiert und als Stückware verkauft an die Treiberei, die Schnittblumen produziert, und an den Einzelhandel für die Kleingärtner. Schwaneberger Tulpenzwiebeln werden in ganz Deutschland und in den Niederlanden vermarktet.

Direktvermarktung vor Ort und international

Um Ostern blühen die Tulpenfelder in gelb, rot, lila und blau. Bilder davon kennt jeder aus der Presse und dem Fernsehen. Jetzt sind die Pflanzen abgetrocknet und die langen Beete graubraun. Das Pflanzenleben findet unter der Erde statt und rüstet sich nach dem Roden in den Lagern zu neuer Kraft und Blütenpracht im nächsten Jahr.

Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

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