Ackerbau-Allgemein-Ländlicher Raum

Die Rübenplatte liegt noch voll. Bei einem Rundgang sprechen Vertreter der Fabrik und der Zuckerübenanbauerverbände über die diesjährige Kampagne und die Planungen für die kommende Saison: Harm-Hennig Wolters (Chef Agricenter Nordzucker Klein Wanzleben), Tim Haase (Geschäftsführer Maschinenring Haldensleben), Daniel Rein Pflanzenbauexperte der Agrar-Gesellschaft „Börde“ mbH in Rottmersleben), Thomas Seeger Landwirt und Vorsitzender des ZAV Magdeburg e.V.), Cord Linnes (Geschäftsführer des ZAV Magdeburg e.V.) und Johann Meierhöfer (Referatsleiter Ackerbau beim DBV).

Die letzten Abdeckvliese, die noch an den Feldrändern lagen, sind aufgerollt und abtransportiert. Das Rübenlager in der Zuckerfabrik Klein Wanzleben ist leer. 120 Tage dauerte die diesjährige Zuckerkampagne.
152 Mitarbeiter und 28 Saisonkräfte kümmerten sich um die Produktion des „weißen Bördegoldes“. Nebenerzeugnisse, wie Pressschnitzel, Trockenschnitzelpellets und Melasse sind als Futtermittel sehr begehrt. Weitere 29 Mitarbeiter sind in der Bioethanol-Produktion beschäftigt. Hinzu kommen die 12 Azubis im Werk. „Jeder Arbeitsplatz im Werk sorgt für neun nachgelagerte Arbeitsplätze rings um die Fabrik“, berichtet Thomas Seeger, Vorsitzender des Zuckerrübenanbauerverbandes (ZAV) Magdeburg e.V.. Damit verweist er auf die wichtige Funktion der Zuckerfabrik als regionaler Arbeitgeber: Landwirte, Maschinenringbetreiber, Mausfahrer, Spediteure und so weiter.

Ergebnisse stimmen zufrieden

Einer der letzten Rübenlaster der Kampagne in der Zuckerfabrik Klein Wanzleben bei der automatischen Stempelbeprobung.

Das Ergebnis 2021 für das Einzugsgebiet der Fabrik Nordzucker Klein Wanzleben: Der Rübenertrag lag bei durchschnittlich 72,8 Tonnen pro Hektar mit einem Zuckergehalt von 18,5 Prozent. Das ergibt einen Zuckerertrag von 13,45 Tonnen pro Hektar. Die Fachleute bezeichnen die Ernte 2021 als überdurchschnittlich im Vergleich zu den Vorjahren. Besonders positiv bewerteten sie den hohen Zuckergehalt der Rüben.
Der Chef des Agricenters in der Zuckerfabrik Harm-Henning Wolters fasst zusammen: „In der Summe steht die Kampagne 2021/22 für ein erfreuliches und überdurchschnittliches Rübenjahr, sowohl bei den Rübenerträgen, als auch bei der Verarbeitung.
Die Ernte, die Verladung und der Transport verliefen aufgrund des hervorragenden Einsatzes aller Beteiligten und der günstigen Witterungsverhältnisse nahezu reibungslos. Hier gilt der Dank allen Beteiligten.“
Zwischen Anfang Oktober und Mitte November wird die Zuckerrübe nach rund 180 Tagen Wachstum geerntet, da in diesem Zeitraum die Speicherung von Reservestoffen abgeschlossen und somit der Zuckergehalt am höchsten ist. Zu diesem Zeitpunkt liegt das Gewicht der Zuckerrübe in normalen Jahren etwa bei 700 Gramm. Oft lagern Zuckerrüben auch bis zur Abholung am Feldrand in den so genannten Rübenmieten, die gegen Witterungseinflüsse mit Vliesen abgedeckt werden.

Bördeböden prädestiniert für Rübenanbau

Thomas Seeger spricht von der Börde als Gunstregion für Zuckerrüben, denn auf unseren satten Bördeäckern gedeiht sie besonders gut. Hier ist denn auch die Anbau- und Verarbeitungsschiene geschlossen, denn die Zuckerfabrik verarbeitet alle Rüben der umliegenden landwirtschaftlichen Betriebe. Für Landwirte in unserer Gegend ist die Zuckerrübe bedeutungsvoll in der Fruchtfolge. Die Nähe von Anbau und Verarbeitung bis hin zum Ausbringen der Verarbeitungsreste als Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit wieder zurück auf die Felder der Rübenanbauer ist die günstigste Variante in Zeiten, in denen alles so ökonomisch und ökologisch wie möglich konzipiert werden muss. Hier kommt wieder der ZAV ins Spiel. Thomas Seeger dazu: „Der Zuckerrübenanbauerverband ist die Interessenvertretung für die Landwirte. Ohne uns müsste jeder Landwirt selbst mit der Fabrik verhandeln. Für die Landwirte muss sich der Zuckerrübenanbau wirtschaftlich rechnen. Nur dann können wir diese Wertschöpfung in der Region halten.“ Die in letzter Zeit ansteigenden Weltmarktpreise für Zucker können dabei helfen, wenn Verträge variabel gestaltet werden. Jetzt laufen bereits die Verhandlungen über die Ernte 2023. Wie werden sich die Preise entwickeln? Der Landwirt muss letztendlich entscheiden, ob er langfristig verkauft oder die Preisentwicklung abwartet. Er ist Unternehmer.

Text und Fotos: Barbara Ilse

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