Krisensitzung des Vorstandes des Bauernverbandes „Börde“ e. V.
Drei Monate kein Regen auf den landwirtschaftlichen Kulturen in Sachsen-Anhalt bedeutet für viele Bauern bereits jetzt existentielle Bedrängnis. Der Vorstand des Bauernverbandes „Börde“ fand sich deshalb zu einer außerordentlichen Versammlung zusammen, um über die Lage zu beraten. Da es sich beim Vorstand, inklusive ihres Vorsitzenden Urban Jülich, um Landwirte aus dem gesamten Bördekreis handelt, beraten dort Fachleute auf der Basis ihrer täglichen Arbeit. Die ersten Ernteergebnisse zeugen von der anhaltenden Dürre und ihren ersten schlimmen Auswirkungen.
Jörg Claus von der Meine und Claus GbR in Osterweddingen spricht von einer Halbierung der Erträge beim Raps und dem ersten geernteten Weizen. Silke Fischer von der Agrargenossenschaft eG Emden berichtet, dass die erste von drei Weidetierherden nun in den Stall muss, weil kein Futter mehr auf der Wiese steht. Sie spricht von 30 Prozent Verlusten. Proben von Raps und Weizen von einigen Flächen belegten zudem immer noch die Unreife der Körner. Dort muss man noch abwarten. Die Bestände und Erträge seien sehr durchwachsen bestätigt Heidrun Spengler-Knappe von der Spengler/Pätzold GbR in Peseckendorf. Der Mais ginge noch aber das Futtergras sei sehr problematisch. Jörg Stottmeister von der APGmbH Bösdorf/Lockstedt aus Bösdorf bei Oebisfelde geht von 40 Prozent Ernteverlusten aus. Andreas Bonstedt von der Klostergut AH GmbH &Co.KG in Haldensleben betont den sehr geringen Ertrag bei Brotroggen auf den sehr leichten Standorten nördlich von Haldensleben gegenüber allen Vorjahren, etwa 80 Prozent Ernteverlust bei Roggen und die schlechte Qualität durch einen sehr hohen Kleinkornanteil, sowie einen Ernteverlust von rund 40 bis 50 Prozent in bei Weizen, Raps und Wintergerste.
Urban Jülichs Schätzungen zur Kartoffelernte liegen bei 30 bis 50Prozent weniger. Die Pflanzen hätten aufgrund der Wärme weniger Knollen ausgebildet. Der späte Mais würde jetzt, wenn es regnen würde, noch Kolben ansetzen. Ansonsten stecke nicht viel Energie darin. Die Trockenheit soll noch länger anhalten. Nur stellenweise ist wenig Regen angesagt. Gerste, Raps, Weizen, Mais, Kartoffeln werden verarbeitet zu Lebensmitteln oder Energie für uns alle. Wurst, Fleisch und Käse erzeugen unsere regionalen Viehhalter. Das normale Unternehmerrisiko trägt hier der Bauer. Extremwetterlagen mit ihren Folgen wie diese, die sich aus dem weltweiten Klimawandel ergeben, kann ein Landwirt nicht allein schultern. Dem hat die EU längst Rechnung getragen. Es ist Bundes- und Ländersache, diese Mittel rechtzeitig anzufordern, fordern die Vorstandsmitglieder. Die bisher angekündigten Hilfen des Landes sind höchstens imstande einen Aufschub der Verbindlichkeiten zu bewirken. „Diese außergewöhnliche Situation hat nichts mit normaler Agrarwirtschaft zu tun. Treten Sie für die regionalen Bauern ein!“, mahnt Urban Jülich die Politiker auf Landesebene und macht im Namen des Vorstandes des Bauernverbandes „Börde“ e.V. folgende Vorschläge: Wirklich helfen könnte in dieser Lage die frühere Auszahlung der Agrarfördermittel, so dass die Herbstpachtzahlungen davon beglichen werden könnten. Langfristig muss auf Landesebene ein Fond aus den vorhandenen EU-Mitteln für Klimawandel-Folgen aufgebaut werden, der im Notfall schnell und unbürokratisch an Betroffene verteilt werden könnte. Auch die Bildung einer steuerlichen Risikorücklage wäre besonders für die risikobehaftete Landwirtschaft sehr hilfreich. Zudem sollten vertrocknete Blühstreifen von den Prüfern jetzt nicht geahndet werden. Ernteversicherungen halten die Vorstandsmitglieder nicht für empfehlenswert. „Wenn ortsansässige, verantwortlich handelnde Landwirte aufgeben müssen, weil die Politik keine wirklichen Hilfsangebote macht, springen Glückspieler auf, denen egal ist, wie sie den Acker hinterlassen“, so Jülich zusammenfassend.
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