Ackerbau-Allgemein-Bildung + Berufsnachwuchs

„Das Mähwerk anzubauen, dauert doch bestimmt lange. Oder?“ Jan schaut von unten zu dem Mähdrescher und dem großen Mann auf, wartet auf eine Antwort. Thomas Seeger unterbricht seinen Vortrag über die Technikausstattung der Firma und wendet sich dem kleinen Fragenden zu: „Nein, das dauert keine zwei Minuten.“ Jan staunt sichtlich. Alle Jungs der Gruppe hören und sehen interessiert zu, wie Thomas Seeger die Sache mit der Schnellkupplung am Mähdrescher erklärt. Die Mädchen lassen sich zwar auch vor den großen Rädern der Maschinen fotografieren, aber sie können nur schweren Herzens den Besuch bei den Tieren abwarten. Kim fragt immer mal wieder: „Wann gehen wir denn nun zu den Kühen?“

Die Klassenlehrerinnen Petra Harms und Regine Paul sind heute mit ihren beiden 6. Klassen der Magdeburger Comeniusschule, einer Förderschule für Lernbehinderte, auf dem Hof der Agrar-Gesellschaft „Börde“ mbH in Rottmersleben zu Gast. Im Rahmen des „Grünen Klassenzimmers“ einem Projekt des Bauernverbandes werden solche Besichtigungen vom Landesschulamt aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt gefördert. In diesem Fall organisierte der Bauernverband „Börde“ e.V. den Ausflug der Stadtkinder.

„Schon die Busfahrt war ein großes Ereignis für unsere Schüler“, freut sich Petra Harms. „Sie kommen ja allgemein wenig raus“, bekräftigt Regine Paul. Auch die beiden Lehrerinnen erfahren hier einiges über die Abläufe in einem konventionellen Ackerbau- und Bullenmastbetrieb. Geschäftsführer Thomas Seeger erklärt unermüdlich und angepasst an das Niveau der 20 Förderschüler Erntetechnik, Arbeitsbreiten, Werkstatt, Getreidesorten, -lagerung, -vermarktung und vieles andere mehr.

„Kann man die Körner essen?“ „Warum staubt das hier so?“ „Wie alt werden Kühe?“ Die Fragen von Angelina, Jeremy, Benjamin, Aryam, Melissa und den anderen werden auch nicht weniger, als die Kinder durch den Bullenstall gehen dürfen: „Was stinkt denn hier so?“ Thomas Seeger erklärt die Fütterung mit säuerlich riechender Silage. „Warum liegen die da so rum? Der Fachmann erzählt kindgerecht vom Wiederkäuen der Rinder und dem Unterschied zur Menschenverdauung. Warum? Was? Wie?…

Der von Thomas Seeger an der Anlage beleuchtete Kreislauf von der Gülle über die Biogasanlage, die Strom erzeugt und Gärrest als Dünger hinterlässt, interessiert die Jungen und Mädchen eher weniger. Viel neugieriger verharren sie bei den Tieren und ganz besonders bei den Bullenkälbern, die sich noch ängstlich in die Ecke drängen, weil sie erst kurz hier sind. Nach dem Rundgang wieder am Betriebstor angekommen, haben die Schüler gerade noch genug Geduld für ein Gruppenfoto, ein Dankeschön und ein „Tschüß“. Man merkt ihnen an, dass eine Fahrt durch die Börde zur Landeshauptstadt mit dem schicken schwarzen Bus auch ein Höhepunkt im Schulleben ist. Bestimmt werden sie abends viel zu erzählen haben.

Weitere Informationen: Die Agrar-Gesellschaft „Börde” hat ihren Sitz in Rottmersleben in der Magdeburger Börde. Hier befindet sich auch der Betriebs- und Technikhof sowie die Verwaltung. Von dort aus betreiben die Landwirte um Geschäftsführer Thomas Seeger den Ackerbau auf rund 1950 Hektar in den Gemarkungen Rottmersleben, Schackensleben, Ackendorf, Groß Santersleben, Nordgermersleben und Hundisburg. 50 weitere Hektar sind Grünland. In den Gemeinden Klein Rottmersleben und Schackensleben befinden sich die Rindermast-Betriebsteile und die zwei Biogasanlagen der Agrar-Gesellschaft „Börde“, die auch Ausbildungsbetrieb ist.

Text und Fotos: Barbara Ilse

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