Etwa 60 Landwirte, Vertreter von Behörden, Banken, Verbänden sowie Landespolitiker, die sich der Landwirtschaft verbunden fühlen, waren kürzlich der Einladung des Vorsitzenden vom Bauernverband „Börde“ e.V., Urban Jülich, nach Niederndodeleben gefolgt. Jülich begrüßte zu Beginn alle Berufskollegen und Gäste zur alljährlichen Zusammenkunft.
Ein wichtiger Programmpunkt war die Auszeichnung des Ausbildungsbetriebes des Jahres 2023.
Für die Nehring-Isermeyer-Brückner (NIB) Service GbR nahm Geschäftsführer Dr. Klaus Nehring diese Auszeichnung erfreut entgegen. In dem Beckendorfer Landwirtschaftsbetrieb wurden im vergangenen Jahr zwei, in diesem Jahr vier und im kommenden Jahr werden sogar fünf Lehrlinge ausgebildet. Mit der Betreuung durch Ausbildungspaten, der intensiven Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrern, der Bereitstellung von Praktikumsplätzen, der langfristigen Vorbereitung auf die Ausbildung und ganz neu, einem mehrmonatigen Auslandseinsatz in Australien während der Lehre sei Dr. Nehring auf einem sehr guten Weg zur Nachwuchsgewinnung, so Jülich: „Auch mit seinen Aktivitäten auf Social Media ist Dr. Nehring ein Aushängeschild für unseren Berufsstand“, fügte Jülich an.
Urban Jülich übergab die Versammlungsleitung an Angela Bradatsch, Landwirtin aus Burgstall und Vorstandsmitglied. Angela Bradatsch begrüßte ebenfalls alle Anwesenden und gab das Wort an Jülich zurück, der dem Protokoll folgend über die aktuellen bäuerlichen Themen berichtete. Er kritisierte gleich zu Beginn die Verschiebung von EU-Geldern von der ersten in die 2. Säule, was Betriebsergebnisse enorm beeinflussen wird. Jülich appellierte an die Politiker, auf die Verhandlungen zum neuen GAP-Strategieplan aufzupassen, da Wortschöpfung den ländlichen Raum verlassen wird. Er sprach über den Natur -und Umweltschutz, den der Kreisbauernverband mithilfe der Stiftung Kulturlandschaft und dem Kooperativen Naturschutzmodellprojekt wegweisend für Deutschland perfektioniert. Hierzu dankte Jülich dem Land Sachsen-Anhalt und den beteiligten Ämtern für die Unterstützung. Wichtig waren ihm die Themen Ausbildung, der unbedingt nötige Bürokratieabbau, die Dezimierung der Viehbestände bei Schweinen und Kühen durch verschleppte Entscheidungen, die Investitionen schwierig machten und die abgewiesene Klage zur Landesdüngeverordnung. Jülich forderte die Landwirte auf, auf kommunaler Ebene in den Gremien mitzuwirken, um hier die Interessen der Landwirte einzubringen. Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes, Marius Denecke, legte die Grundzüge der Verbandsarbeit des vergangenen Jahres anhand vieler Fotos dar, die deutlich machten, wie wichtig die Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen auf den verschiedensten Ebenen ist.
Anschließend folgte der Bericht der Revisionskommission, den Constanze Diedrich vorlas und den Vorstand damit entlastete.
Susann Thielecke, Vizepräsidentin des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, berichtete von ihrem Amt im Landesbauernverband. Hierbei erläuterte sie die Einschränkungen für Landwirte in Natura2000 Gebieten, den mit der Gießkanne verteilten Geldern für den Ökolandbau, den Problemen der Weidetierhalter mit dem Wolf und den Hürden bei der Planung des neuen Kuhstalls für die Ausbildung in Iden, welcher nun wirklich gebaut wird. Die Brockenbäuerin warb zum Schluss für die Mitgliedschaft im Bauernverband, „um besser gehört zu werden“.
Der Hauptvortrag des Bauerntages wurde von Sabine Hildebrandt gehalten.
Die Referentin in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt bei der EU sprach zum Thema: „Aktuelles zur Agrarpolitik in Brüssel.“ Sie bezeichnet ihre Stellung dort als Horchposten für unser Bundesland und erklärte wie ein Gesetzgebungsverfahren der EU abläuft. Sie formulierte die Zukunft der deutschen Bauern so: „Das Agrarbudget wird schmelzen. Und es wird interessant, wie es bei den neuen GAP-Verhandlungen weitergeht, denn die Begehrlichkeiten sind groß.“ Die diesjährige Antragstellung bezeichnete die Politikerin als „so kompliziert wie noch nie“. Die Maßnahmen müssten für die Bauern aber noch interessant bleiben, sonst drohe der Ausstieg und der EU fehle dann eine Steuerungsmöglichkeit für den Agrarbereich. Tiertransportverordnung, Waldstrategieplan, Bodenmonitoringgesetz, Glyphosatverlängerung und vieles andere mehr, was in Brüssel auf der Agenda steht, handelte sie im Schnelldurchlauf ab, um am Ende für ein Praktikum, auch gern von Studenten der Landwirtschaft, in Brüssel zu werben. Man könne sich bei Interesse immer an sie wenden.
In einer Diskussionsrunde beantworteten die Landtagsabgeordneten Fragen aus dem Publikum und von Urban Jülich zu agrarpolitischen Themen wie der Fleischkennzeichnung, dem Wolfskompetenzzentrum, regionalen Lebensmitteln, Tierhaltung, -transporten, -schlachtung und -importen, dem Emmisionsschutzgesetz, der Genforschung und der Mutterschaf/-kuhprämie.
Es gab viele Informationen für die interessierten Zuhörer beim Bauerntag. Ebenso wichtig ist der Austausch unter den Landwirten, mit der Politik und den Vertretern der Ämter und Kommunen, der an solchen Tagen zwar nur im Hintergrund läuft aber unersetzbar ist.
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