Landwirte lassen sich nicht unterkriegen –
Problemlösungen waren Thema beim Kreisbauerntag des Bauernverbandes „Börde“ e.V.
Rund 100 Landwirte, Vertreter aus Verwaltung, Politik, Umweltverbänden, Banken und so weiter trafen sich kürzlich zum traditionellen Bauerntag in Niederndodeleben. Bördegrün-Chef Urban Jülich, der auch ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreisbauernverbandes ist, hatte dazu in die „Speiserei“ seines Betriebes eingeladen. Er begrüßte rund 50 Landwirte zur internen Stunde des Verbandes. Darin gab es Informationen von Jülich und dem Geschäftsführer des Verbandes, Marius Denecke, zum Arbeitsjahr; den Revisions-, den Geschäfts- und Finanzbericht.
Urban Jülich verwies in seiner Rede unter vielem anderen auf die Hoffeste in der Börde, die den Menschen gezeigt haben, wie moderne Landwirtschaft funktioniert. Er dankte den Betrieben für ihren Einsatz beim Projekt „Grünes Klassenzimmer“, bei dem Schulklassen durch die bäuerlichen Betriebe geführt würden. Auch den Organisatoren und Teilnehmern an den Winterdemos zollte er Anerkennung, seien dadurch doch diverse Erfolge zu verbuchen und auf diesem Wege auch viele landwirtschaftliche Themen nach außen getragen worden. Es dankte seinen Berufskollegen für ihre ehrenamtlichen Tätigkeiten in Ausschüssen, Prüfungskommissionen und überreichte Blumen an verdienstvolle Mitarbeiter. Auch die von den Bauernverbänden gegründete Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, die mittlerweile elf Mitarbeiter beschäftige, hätte sehr gute Arbeit für den Naturschutz mit den Landwirten geleistet und gerade im Bereich Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen viele Projekte umsetzen können. Hier wandte sich Jülich mit einem Statement an die Politik: „Wenn wir für den Hamster gute Sachen auf dem Acker stehen lassen, müssen wir im Gegenzug etwas gegen die Mäuse tun dürfen. Sonst funktioniert das nicht.“

Marius Denecke, Geschäftsführer des Bauernverbands Börde e.V., erläuterte in seinem Geschäftsbericht die zahlreichen Tätigkeiten innerhalb des vergangenen Jahres
Der Geschäftsbericht von Marius Denecke gab anschließend einen guten Überblick über die erfolgreiche Arbeit des Verbandes im vergangenen Jahr. Mit Hilfe von Übersichten, Fotos und Erläuterungen zeigte er auf, was das Hauptamt zu leisten imstande ist. Dazu gehören unendlich viele Stellungnahmen zu Themen wie Gewässerentwicklungskonzepte oder geplanten Baumaßnahmen. Die Mitarbeit des Verbandes ist gefragt zum Beispiel bei lokalen Arbeitsgruppen, dem Wasserhaushaltsgesetz oder der Wolfsstrategie. Beim „Grünen Klassenzimmer“ gäbe es mehr Anfragen von Schulen, als dass sich Betriebe dafür öffneten, rief Denecke ins Gedächtnis. Auch der Prüfungsvorbereitungstag in Poley, von drei Kreisbauernverbänden durchgeführt, hätte den teilnehmenden Azubis allerhand gebracht. Denecke erinnerte zum Beispiel an die Berufsmessen, die Grüne Woche, die agra, den Tag der Regionen, Tage des offenen Hofes und an die Betriebsleitertagungen. Immer sei der Bauernverband präsent. Die 11 000 Bördeschatzkiste, die der Verband gemeinsam mit der Agrarmarketinggesellschaft und anderen regionalen Partnern in den vergangenen Jahren verkauft hat, sei ebenfalls eine besondere Erfolgsgeschichte. Denecke verwies schlussendlich auf die gute Medienarbeit des Verbandes und lud alle Mitglieder ein, in der Geschäftsstelle in Wanzleben vorbeizukommen.
Mit dem traditionellen Rouladenessen begann anschließend der offizielle Teil des Kreisbauerntage an. Hierzu konnte der Vorsitzende Urban Jülich dann noch zusätzlich 50 neue Gäste begrüßen. Darunter waren Mitglieder des Bundestages und Landespolitiker aus verschiedenen Parteien, die sich besonders mit landwirtschaftlichen Themen befassen, Bürgermeister aus der Börderegion, Vertreter von Banken, der Kirche, Institutionen und Verbänden.

In seinem Grußwort würdigte Landrat Martin Stichnoth die Arbeit der Landwirte und die wichtigen Aufgaben des Bauernverbands
Landrat Martin Stichnoth hielt ein kurzes Grußwort, in dem er die fruchtbaren Verbindungen zum Bauernverband beschrieb und darum bat, wieder mal einen landwirtschaftlichen Betrieb besuchen zu können.
Den Hauptvortrag des Nachmittags hielt Professor Doktor Matthias Michael, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Reputationsmanagement. Darin ging es um „das
Reputations- und Krisenmanagement der Deutschen Landwirtschaft“, um Rahmenbedingungen, den problembehafteten gegenwärtigen Zustand, Strategien und Maßnahmen für das professionelle Gewinnen von Vertrauen. Professor Michael erläuterte Gründe für das angeschlagene Ansehen der heimischen Landwirtschaft. Er zeigte Entwicklungen in der Gesellschaft und in den Medien auf und analysierte sie. Anhand von Beispielen, auch Fotos und Videos, legte er dar, wie all das passiert sei und dass auch die Bauern selbst Fehler gemacht hätten. Bei all dem ginge es, wie in vielen Bereichen, um den Aufbau von Vertrauen durch glaubwürdige Selbstdarstellung. Ein von ihm aufgestellter Punktekatalog als Lösungsansatz gab viele Anregungen zur Diskussion.

Prof. Matthias Michael (l.) und Urban Jülich (r.) diskutierten mit den Besuchern des Bauerntags über Vertrauen in Gesellschaft und Landwirtschaft
Der Vortrag umriss viele, mitunter sehr schwierige Aufgaben, denen sich nicht nur der Kreisbauernverband, sondern auch Landesbauernverband und der Deutsche Bauernverband stellen müssen.
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