Allgemein-Ländlicher Raum-Natur + Umwelt-Politik + Förderung

Auf einem 50 Hektar großen Feld, abgesteckt mit jeweils vier weißen Stäben, befinden sich mittendrin verteilt drei kleinere Flächen. Hier stehen auf knapp 40 mal 40 Metern kleine Erbsenpflänzchen in Reih‘ und Glied und warten auf Wärme und Sonnenschein. Das sogenannte Erbsenfenster ist ein Teil einer ganz besonderen Naturschutzmaßnahme, die der Landwirt Andreas von Graeve auf seinen Flächen bei Uhrsleben angelegt hat. Das Modellprojekt zur Durchführung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen nach dem niederländischen Kooperationsmodell wird erstmals in Deutschland hier in der Magdeburger Börde umgesetzt. Insgesamt 27 regionale Landwirtschaftsbetriebe haben sich dabei unter dem Dach der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt zu einer Kooperative zusammengeschlossen. Diese stimmt sich mit den Fachleuten der in der Region arbeitenden Naturschutzbehörden und -organisationen über wirksame Maßnahmen zur Förderung gebietsspezifischer und schützenswerter Arten ab.

Land finanziert Pilotprojekt

600.000 Euro Landesmittel stehen bis 2022 im Rahmen des Projektes bereit. Die folgenden Maßnahmen dienen der Förderung vor allem von Rotmilan, Feldhamster und Insekten:
1. 1.600 Quadratmeter große Erbsenfenster mit Verzicht auf Stickstoffdüngung und Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
2. Streifen mit extensiv angebautem Wintergetreide mit doppeltem Saatreihenabstand ohne Anwendung von Rodentiziden, Herbiziden und Insektiziden
3. Anbau von Sommergetreide ohne die Anwendung von Rodentiziden, Herbiziden und Insektiziden
Die Projektflächen bieten mit ihren lichten Reihen, durch eine veränderte Vegetationsentwicklung und den vielfältigen Pflanzenbestand Lebensraum und Nahrungsgrundlage für Arten der Kulturlandschaft.
Der Landwirt Andreas von Graeve hat auf seinen Äckern insgesamt 12 Erbsenfenster angelegt. Dadurch verringert sich der Flächenertrag, der Bearbeitungsaufwand erhöht sich. Das wird von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt als Kooperative finanziell ausgeglichen.

Integration des Förderansatzes in die Verwaltungspraxis

In der Pilotphase geht es hauptsächlich um die Erkundung von Möglichkeiten, den Projektansatz in die Verwaltungspraxis zu integrieren, Verfahrensabläufe zu hinterfragen und Kooperationen zu entwickeln, um Bürokratieabbau zu ermöglichen und die Effizienz der Förderung zu erhöhen.
Landwirtschaftsministerin Prof. Claudia Dalbert und die Fachgruppe Landwirtschaft der CDU-Landtagsfraktion waren in den zurückliegenden Wochen zum Freilufterfahrungsaustausch nach Uhrsleben und nach Niederndodeleben eingeladen. Dr. Jens Birger, Projektleiter und Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt, erläuterte nach anderthalbjähriger Projektphase die Einsichten und Fortschritte bei der praktischen Umsetzung. Mit dabei waren Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ und Initiator des neuen Konzeptansatzes und der Geschäftsführer des Verbandes Christian Apprecht. Dr. Anne Hochbach von der Unteren Naturschutzbehörde, Sachgebiet Arten- und Biotopschutz begleitet das Projekt fachlich im Auftrag ihrer Behörde. Das Amt für Landwirtschaft und Flurneuordnung und Forsten Mitte ist die zuständige Bewilligungsbehörde. Allesamt sind sie kompetente Partner bei einer neuen Idee, die in ganz Deutschland Schule machen könnte, jeweils mit regional angepassten Maßnahmen, die die Bodenverhältnisse, die schützenswerten Arten und den Naturraum berücksichtigen.

Zur Information: Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) werden den Landwirten von der EU oder den Bundesländern angeboten. Die Teilnahme ist freiwillig. AUKM sehen in der Regel Nutzungsbeschränkungen für die landwirtschaftliche Flächennutzung vor. Im Rahmen spezifischer Länderprogramme gibt es unterschiedliche Maßnahmenangebote. Für jede Maßnahme zahlt man Entschädigungen, die sich nach den Ausfällen durch die eingeforderten Nutzungsbeschränkungen richten. AUKM sind ein wesentlicher Bestandteil des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER), der 2. Säule der gemeinsamen Agrarpolitik der EU und werden aus Länder- und auch Bundesmitteln finanziert.
Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

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