Ackerbau-Allgemein

Innovative Firmen forschen mit pfiffigen Bauern zu alternativen Düngemethoden

Am 10. November trafen sich etwa 70 Landwirte, Züchter, Vertreter landwirtschaftlicher Firmen und andere Ackerpflanzenexperten zum Nacherntegespräch auf dem Stiftungsgut Üplingen. Eingeladen hatten Jörg Hartmann und Horst Düll, die Pächter und Gesellschafter der Stiftungsgut Üplingen GbR sowie die Unternehmen, die auf den über 2000 Parzellen Versuche an Ackerkulturen durchführen.

Zunehmende Trockenheit, Düngemittel/Pflanzenschutzmittelknappheit und -verteuerung sowie politische Reglementierungen drängen die deutschen Bauern zum Umdenken. Es geht nicht mehr um die Steigerung der Erträge, sondern um das Halten des jetzigen Levels und nicht zuletzt das wirtschaftliche Überleben der Betriebe.

Die von verschieden Firmen am Standort Üplingen durchgeführten Versuche haben zum Ziel, die Bodenfruchtbarkeit dauerhaft zu erhöhen und durch methodischeren Einsatz von Düngern, Herbiziden und Fungiziden die dafür benötigten Mengen zu optimieren. Erprobt werden aber auch alternative Mittel, die hier in Langzeitversuchen an den verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen getestet werden.

Einleitend gab Horst Düll einen kurzen Überblick über die allgemeine landwirtschaftliche Arbeit auf den rund 500 Hektar des Stiftungsgutes im Wirtschaftsjahr 2021/2022. Die Winterkulturen seien gut über den Winter gekommen und dann fehlte über Monate der Regen. Langanhaltende Hitzeperioden steigerten die Verdunstung auf den Flächen und den Stress der Ackerkulturen. Düll erläuterte: „Besonders bemerkbar machte sich die Trockenheit für die Sommerkulturen Mais und Rüben und wir haben wirklich Schlimmes befürchtet.“ Trotzdem hätten sie zum Beispiel bei der Gerste eine gute Ernte eingefahren. Die Maisernte sei allerdings sehr schlecht gewesen. „Aber, „so fügte Düll an, „das Gute an der Landwirtschaft ist, dass wir im nächsten Jahr wieder eine Chance haben, dass es besser wird.“

Matthias Klings fasste das vergangene Jahr, insbesondere die Situation während der Ernte zusammen

Pflanzenbauexperte auf dem Stiftungsgut, Matthias Klings, der mit Antje Fuhrmann auf den 18 Hektar Versuchsflächen seit einigen Monaten eine große Hilfe hat, bezifferte die Niederschlagsmenge auf 350Millimeter pro Quadratmeter. Das langjährige Mittel liege bei 563mm/qm, so Klings. Besonders schwierig erwiesen sich die geringen Regenmengen von 80mm/qm in der Hauptwachstumszeit von April bis Juni sowie die hohen Temperaturen, die ab Mai mit durchschnittlich vier Grad Celsius mehr als sonst zu einer sehr hohen Verdunstung auf den Flächen führten. Klings nannte eine Hürde als Beispiel: „Der Raps sei sehr schlecht aufgelaufen und deshalb konnte man den Rapserdfloh nur mit vier bis fünf Insektizidspritzungen Schach halten. Auch der Fungizideinsatz im Getreide musste intensiviert werden aufgrund des Gelbrostes, einer Folge von Trockenstress.“ So hätte auch die Getreideernte bereits drei Wochen eher als in den vergangenen Jahren begonnen.

Versammlungsleiter Marc Deilmann fasste die Probleme der Landwirtschaft hier im Regenschatten des Harzes für die Zukunft ganz kurz zusammen: „Wetter, Wachstum und Wirtschaftlichkeit“. Und gab damit den Staffelstab an den nächsten Redner weiter. Johann Ekenhorst von der „SGL GmbH“ erläuterte das regenerative Versuchsfeld, kurz REG-Feld. Hier will man in Sechsfelderwirtschaft durch eine Fruchtfolge von Körnererbse, Winterweizen, Mais, Winterroggen, Kleegras und Wintergerste mit Untersaaten und Zwischenfrüchten die Bodenbiologie verbessern, die Flächen immergrün halten, ohne Fungizide und Insektizide arbeiten und den Boden so schonend wie möglich bearbeiten, um gesunde Pflanzen wachsen zu lassen. Unter anderem erfolgt hierbei eine Vitalisierung der Pflanzen durch vier- bis fünfmalige Kompostteegaben über die Vegetation hinweg verteilt. Das Experiment läuft insgesamt sechs Jahre; die Hälfte, also die dritte Ernte ist gelaufen. Erste Ergebnisse beziehen sich auf die gründliche 2019er Bodenanalyse.

Johann Ekenhorst, „SGL GmbH“

Ekenhorst resümiert: „Über die drei Jahre konnten wir bereits Humus aufbauen, das Bodenleben vitalisieren und vermehren sowie das Magnesium-Kalzium-Verhältnis positiv verändern. Unser Fazit: Bei gleichbleibendem Ertrag haben wir weniger Stickstoff verbraucht.“

Matthias Mirsch von der Firma „FMC“ untersucht auf den Üplinger Parzellen die Wirkung verschiedener Herbizidmischungen auf unterschiedliche Kulturen. Mirsch spricht von einem Extremsommer, der hinter uns liege und erhöhte Aufmerksamkeit für den Pflanzenaufwuchs erfordere. Ihm bereite besonders die Zunahme von Resistenzen Sorge, die nicht zuletzt auf die Reduzierung von Pflanzenschutzmittelsorten zurückzuführen sei, so Mirsch. „In diesem Trockenjahr ging ohne zusätzliche Fungizidbehandlung nichts, denn die Natur hat uns beim Getreide mit extremem Gelbrostbefall überrascht.“ Weiter mahnte er, dass der Kerbel zunehmend zum Problemunkraut werde, den man rechtzeitig bekämpfen müsse, um seine Verbreitung zu verhindern. Mirsch rät den Landwirten unter anderem zu Herbstbehandlungen mit Pflanzenschutzmittel. Dann zeigten sie die größte Wirkung.

Henning Jaworski von der Firma „Lebosol“ erläuterte die mehrjährigen Versuche mit Biostimulanzien auf die Ackerkulturen. Seine Bilanz: „Das Wurzelwachstum und deren Aktivität, zum Beispiel bei der Gerste, nimmt zu. Wir verbuchen beim Getreide einen Ertragsfortschritt von bis zu 7Prozent. Auch die Qualitäten werden besser. Den hier vorherrschenden Mangel an Phosphor und Kupfer konnten wir zum Teil ausgleichen.“

Er weist aber darauf hin, dass die Düngung mit Nährstoffen nicht zu vernachlässigen sei.

Versammlungsleiter Marc Deilmann nahm diesen Faden auf und wendete das Wort System dafür an: Immer sei alles im System zu sehen. Nichts funktioniere allein.

Stephan Mast von „Nufarm“ brachte den Zuhörern die Herbizidstrategien seiner Firma nahe, die im Üplinger Versuchswesen getestet werden. Auch hier hätten sich die Herbstbehandlungen gegenüber den Frühjahrsbehandlungen hervorgetan. Die angewendeten Mittel hätten sich bei der Gräserbekämpfung im Getreide als wirtschaftlich erwiesen. Bei Klette, Kornblume und Klatschmohn sei eine Nachbehandlung nötig gewesen. Mast ergänzt stolz: „Der gemessene Kornertrag ist unterschiedlich nach Sorten aber immer erfolgreich gewesen.“ Auch Mast warnte vor der Ausbreitung der Hundskerbel, die bei bis zu 80 Zentimeter Höhe ein Problem werde. Resistenzen hätte man schon beobachtet.

Marlene Potthoff und Jenny de Vries, Agrarhandel Roth

Vom „Agrarhandel Roth“ trugen Marlene Potthoff und Jenny de Vries ihre Versuchsergebnisse vor. Hier ging es unter anderem um die Tests mit einem innovativen Bakterienpräparat. Potthoff erläuterte: „Das wärmeliebende natürliche Produkt solle Zum Beispiel beim Raps vor der Blüte und beim Getreide im Mai aufgetragen werden. Die Versuche haben bewiesen, dass beim Getreide zehn Kilogramm Stickstoff eingespart werden und trotzdem die Erträge gehalten werden können.“ Beim Raps konnten die Erträge und Qualitäten allerdings nicht immer beibehalten werden, ergänzte sie. Auch wies die junge Frau auf Nachfrage darauf hin, dass das Mittel immer solo aufgebracht werden solle.

Wichtig bei allen im Test befindlichen Düngern und Hilfsmitteln ist der in den Vorträgen immer wieder erwähnte Hintergrund, dass zunehmende Restriktionen der dunkelgrünen Politik, hohe Preise und Verfügbarkeiten alternative Düngestrategien einen Ausweg zeigen könnten. Man solle jetzt für sich und seine Böden entscheiden, wohin der Weg geht.

Nach den Vorträgen begann bei einem guten Essen das Netzwerken der Fachleute mit den Praktikern.

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