Allgemein-Ländlicher Raum-Natur + Umwelt-Tierhaltung

Das neue Video des Bauernverbandes „Börde“ e. V. zeigt den Weideaustrieb von Rindern ins Große Bruch bei Wulferstedt. 110 Mutterkühe, ihre Färsenkälber und einige Bullen werden dieser Tage nach und nach mit dem Viehanhänger auf die Weiden um Wulferstedt verteilt. Heiko Röder, der mit seiner Mutter die „Brigitte und Heiko Röder GbR“ leitet, führt alle seine Tiere in einer Herdbuchzucht; das Herdbuch ist eine vom Zuchtverband verwaltete geordnete Zusammenstellung beglaubigter Abstammungsnachweise für jedes einzelne Rind.

erfolgreiche Züchterfamilie

In dem 1991 gegründeten Familienbetrieb züchtet Röder Fleckvieh und Charolais-Rinder, von denen bereits einige auf Ausstellungen Preise errangen. Aber die großen hornfreien Tiere sehen alle großartig aus, denn sie stehen im großzügigen Stall auf Stroh und sind vorrangig auf Ausgeglichenheit gezüchtet. Aber zurzeit ist Unruhe in den drei Stallungen und auf den Flächen rund herum und vielfaches lautes Muhen belegt den laufenden Weideaustrieb. Die zu transportierenden Kühe werden mit Gittern isoliert und müssen dann die ungewohnte Schräge in den Viehhänger überwinden. Strohmatten erleichtert den Weg und das zielstrebige aber ruhige Vorwärtstreiben Röders hilft den menschengewohnten Tieren voran.

Rinder pflegen Naturschutzflächen

Alle Rinder kommen auf die Sommerweiden, meistens im Naturschutzgebiet „Großes Bruch“. Seit Anfang April, je nach Wetterlage und Weidezustand werden die Wiederkäuer auf den strombewachten Wiesen in neun, genau ausgeklügelten Gruppen verteilt. Vier große Tiere und ihre Kälber passen jeweils auf den Viehhänger. Bei jedem Abladen von Rindern wird die Rangordnung neu ausgefochten. Alle Tiere rennen drauflos und kleine Rangeleien gibt es auch. Wenn das erledigt ist, nehmen die Rinder den neuen Standort erst einmal gemächlich in Augenschein und kosten vorsichtig am Weidegras. Sie bekommen zu Beginn noch Heu zugefüttert um die Umstellung auf das viele frische Grün für die Kuhmägen zu erleichtern. Tränken werden aufgestellt und mit frischem Wasser gefüllt. Heiko Röder wird seine Rinder nun täglich kontrollieren. „Ja, es ist Arbeit aber diese friedlich grasenden Tiere sind doch ein schöner Anblick“, sagt Röder zufrieden über sein Tagwerk. Er kann wirklich stolz auf seine Züchtungen sein.

Einschränkungen bei Pflege, Düngung, Mahdzeiträumen

Bis Oktober/November bleiben die Rinder hier im „Bruch“, wie die Anwohner das von Gräben durchzogene bis zu 45 Kilometer breite und etwa 80 Kilometer lange Feuchtgebiet kurz nennen. Es wird vom Großen Graben und vom Schiffgraben durchquert, die über Stich-Gräben, Wehre und Schöpfwerke den Wasserstand auf den Wiesen regulieren. Im Naturschutzgebiet gibt es, besonders wegen der Bodenbrüter, ganz strenge Bewirtschaftungsregeln, besonders die Düngung betreffend.
Bei Röders bleiben die weiblichen Tiere zur Reproduktion auf dem Hof, einige männliche als Deckbullen; im Moment sind es vier. Die anderen Rinder werden verkauft oder kommen vom Schlachter zerlegt in die Direktvermarktung am Hof. Dafür ist Brigitte Röder zuständig. Betriebsgründer Bernd Röder ist zwar schon Rentner, aber er hilft seinem Sohn immer noch unermüdlich bei der vielen Arbeit. Auch Lennard, der zehnjährige Sohn, ist gern mit dem Vater bei Sunshine, Carmen, Sandra, Sunny, Carlo und so weiter; alle Tiere haben natürlich einen Namen. Der Betrieb wirtschaftet auf 380 Hektar, 60 Prozent davon ist Grünland. Auf dem Rest wird vorwiegend Futter angebaut, also Weizen, Gerste, Raps, Mais, Luzerne, Rüben und Erbsen.

Zahlen zur Mutterkuhhaltung

In Sachsen-Anhalt wurden für das Jahr 2016 212.233 Rinder in 982 Betrieben mit Mutterkuhhaltung gemeldet. Im Landkreis Börde halten knapp 100 Landwirte etwa 22.000 Rinder in Mutterkuhhaltung beziehungsweise in der Rindermast.

Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

Tags:

Comments are closed