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Es stinkt

Ja, Exkremente haben zum großen Teil unangenehme Gerüche, sei es der Hundehaufen unter der Schuhsohle, das, was wir selbst Richtung Klärwerk schicken oder auch die Ausscheidungen unserer Nutztiere. Aber sie haben wertvolle Inhaltsstoffe, die der Stoffwechsel nach der Verarbeitung von Essen oder eben Futter übriglässt. Diese Nährstoffe wiederzuverwenden für die Produktion von Essen oder Futter im Ackerbau, damit Pflanzen zu ernähren, bedeutet Kreislaufwirtschaft. Die energieaufwändige Produktion von mineralischem Dünger hat ein schlechtes Image, zudem sind beispielsweise die Phosphorvorräte auf der Welt dem Ende nahe. Deshalb wird zum Beispiel der Phosphor aus dem Klärschlamm unserer Gesellschaft nach der Verbrennung aufwendig zurückgewonnen.

Organische Dünger gut für den Boden

Mist, Gülle oder auch die Gärreste aus Biogasanlagen haben nicht nur den energetischen Vorteil. Sie wirken auch vorteilhaft auf den Humusgehalt des Bodens und sein Wasserhaltevermögen. Zudem sind die wesentlichen Nährstoffe, aber auch die Spurennährstoffe in unterschiedlicher Zusammensetzung je nach Tierart zu finden. Und so setzen die Landwirte je nach Bodengehalten und Pflanzenbedarfe mal Schweinegülle, Rindermist oder den mit relativ hohem Phosphorgehalt versehenen Hühnertrockenkot ein. Hobbygärtner haben vielleicht für sich auch schon rausgefunden, dass Erdbeeren besser mit Pferdemist gedeihen oder Gurken viel kräftiger wachsen, wenn sie mit Taubenmist gedüngt sind.

Exkremente wichtig für den Stoffkreislauf

Für eine gesunde Kreislaufwirtschaft bräuchten wir in Sachsen-Anhalt mindestens 3-mal so viele Tiere, wie wir aktuell haben. Da aber Tierhaltung nicht überall auf die gleiche gesellschaftliche Akzeptanz wie Steak und Bratwurst trifft, die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Investitionen eher ungünstig sind, kommen viele organische Dünger aus Gebieten, wo es noch reichlich Tierhaltung gibt. Das mag dem Regionalprinzip nicht so ganz entsprechen. Aber das Emsland liegt sehr viel näher, als die Abbaugebiete für den bei Wohnungsgärtnern beliebten Guano in Südamerika.

Dorfleben ist heute anders

Als in den Dörfern noch mehr Tiere gehalten wurden und die Ställe noch nicht so häufig mit Abluftwäschern ausgestattet waren, war man den Geruch von Jauche und Mist vielleicht auch eher gewöhnt. So ist es verständlich, wenn heutzutage mal der Güllepott vor der Ausbringung aufgerührt wird oder am Feldrand ein Misthaufen auf günstiges Streuwetter wartet, der Gestank Passanten belastet. Spätestens der Duft von frischgebackenem Sonntagsbrötchen entschädigt dann dafür.

Gülle und Mist als Klimaretter

Nach ganz aktuellen Informationen retten Mist und Gülle auch unser Klima. Jedenfalls stellten Bundesumweltministerium und Umweltbundesamt in ihrem Treibhausgasbericht vor, dass die Landwirtschaft ihre Reduktionsziele übererfüllt hat – und das, obwohl auch während Corona weiter in normalem Umfang geackert wurde. Den Grund sieht die Fachbehörde unter anderem im vergleichsweise geringen Einsatz von Mineraldünger.

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