Fachlich begleiteter und langfristig angelegter Feldhamsterschutz auf Bördeäckern
„Ich freue mich, dass eine Hamburger Stiftung und die Berliner Politik in unsere Börde kommen, um sich Feldhamsterschutz anzusehen.“ Urban Jülich, Vorsitzender des Bauernverbandes „Börde“ e.V., weiß natürlich um die Schwierigkeiten, die dieser kleine Nager auf den großflächigen, intensiv bewirtschafteten Äckern der Börde hat, aber die von den Bauernverbänden gegründete Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt kümmert sich gemeinsam mit regionalen Bauern und dem in Schwaneberg beheimateten Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt“ e. V. um den Feldhamster. „Wir freuen uns natürlich über die Aufmerksamkeit, die dem Feldhamster in der Börde zuteil wird. Merkwürdig ist aber schon, dass eine Bundesministerin und eine Staatssekretärin wegen der Feldhamster hierherkommen und niemand in Sachsen-Anhalt etwas davon weiß. Wir hätten wirklich gern mit ihnen gesprochen. Einladungen von uns an das Bundesministerium und direkt an Minister Özdemir wurden wegen anderer Terminverpflichtungen bisher leider nicht wahrgenommen. Es wäre ja vielleicht angebracht gewesen, wenn schon nicht die Landespolitik gewünscht war, wenigstens die kommunalen Verantwortlichen wie Bürgermeister zu informieren – aber das war wohl von Berlin und Hamburg aus etwas zu kompliziert oder nicht gewollt. In der Börde pflegen wir hier einen andern Stil.“
Dr. Jens Birger ist Geschäftsführer der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt. Sein Arbeitsfeld und das seiner Mitarbeiter ist der Natur- und Umweltschutz in unserer Kulturlandschaft. Intakte Lebensräume für wildlebende Tier-und Pflanzenarten zu erhalten und zu schaffen, dafür engagiert sich die Stiftung schon seit Jahren. Sie konzipiert langfristig angelegte, praxisnahe, ökologisch und ökonomisch tragfähige Konzepte und setzt diese gemeinsam mit Landwirten um. Der Schutz des Feldhamsters ist eines der Betätigungsfelder der Stiftung.
Dr. Birger dazu: „Dieser ist Untermieter und Feldnachbar so mancher Landwirte in der Börde, denn er bevorzugt für den Bau seiner Röhren und Tunnel Löß- und Lehmböden. Er ist streng geschützt, sein Überleben ist bedroht. Wir betreiben zusammen mit den regionalen Landwirten in verschiedenen Projekten aktiven Feldhamsterschutz.“
Unter anderem wurde in diesem Jahr das Modellprojekt zur Durchführung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen in Sachsen-Anhalt nach dem niederländischen Kooperationsmodell um die Maßnahme „Ährenernte zum Feldhamsterschutz“ erweitert. Diese Maßnahme wurde durch die am Modellprojekt teilnehmenden Landwirtschaftsbetriebe des Modellprojektes gut angenommen und in diesem Jahr auf 130 Hektar in der Magdeburger Börde umgesetzt. So bleiben nach der reinen Ährenernte auf den Getreidefeldern längere Stoppeln, die den einhamsternden Tieren Deckung und Schutz bieten. Außerdem verbleibt durch den verspäteten Stoppelsturz ab dem 30. September genügend Zeit zur Winterbevorratung besonders für die Feldhamsterweibchen und ihre Jungtiere.
Im Rahmen von produktionsintegrierten Kompensationsmaßnahmen werden von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt gemeinsam mit den Landwirtschaftsbetrieben durch die Einrichtung von zwei Hamstermutterzellen und die Etablierung einer hamsterfreundlichen Bewirtschaftung auf den umgebenden Schlägen für einen Zeitraum von 25 Jahren Voraussetzungen für die Ansiedlung und Festigung stabiler Populationen geschaffen. In diesen Kernzellen entstehen neben Streifen mit Sommer- und Wintergetreide auch strukturreiche Blühstreifen.
Ergänzend zu diesen Maßnahmen wurde in einem gemeinsamen Aufruf vom Bauernverband Sachsen-Anhalt e. V., dem Bauernbund Sachsen-Anhalt e. V., dem Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt“ e. V. und der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt an alle Landwirte Sachsen-Anhalts die Umsetzung freiwilliger Feldhamsterschutzmaßnahmen beworben. Zu Feldhamsterschutzmaßnahmen gehören auch der streifenweise Ernteverzicht und der Anbau feldhamsterfreundlicher Zwischenfrüchte. All diese Schritte schaffen, was dem Feldhamster am meisten fehlt: Nahrung, Deckung und Rückzugsräume.
Besonders wichtig ist Jülich und Dr.Birger, dass all diese Initiativen untereinander vernetzt sind und damit dem Untermieter Feldhamster helfen, das Überleben zu sichern.
Fotos: Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt
Text: Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt und Barbara Ilse
Titelbild: Planungstreffen zur Anlage in Niederndodeleben: Die beteiligten Akteure besprechen die Errichtung der Feldhamster-Mutterzelle und ihre künftige Bewirtschaftung: (Von links) Matthias Haase vom Landschaftspflegeverband „Grüne Umwelt“ e.V. aus Schwaneberg, Jens Birger von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt und Manuel Schmolke vom Landwirtschaftsbetrieb „Bördegrün“ aus Niederndodeleben
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