Allgemein-Natur + Umwelt

Dr. Jens Birger erläutert den Interessierten den auf fünf Jahre angelegten, jetzt vorwiegend braunen Blühstreifen nach drei Jahren, langer Trockenheit und zum Ende des Sommers: „Es gibt erste kleine Gehölze, die sich ausgesamt haben.“


Stephan Randel, Leiter Ackerbau in der auf knapp 2.700 Hektar um Niederndodeleben wirtschaftenden „Agro Bördegrün“ , die mit 50 Mitarbeitern hauptsächlich Getreide Mais und Zuckerrüben anbaut, erklärte kürzlich auf einem Feldtag in der Magdeburger Börde interessierten Landwirten und Fachleuten die praktische Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen.
Unter anderem sagte er: „Da es sich beim Blühstreifensaatgut um Feinsämereien handelt, unsere Technik dafür nicht ausgelegt ist, habe ich das mit der Hand ausgesät. Ein halber Hektar, da wird die Spucke lang.“ Zeitweise hätte es wunderschön geblüht und Wildbienen sowie andere Insekten hätten auf den Flächen ein gutes Nahrungsangebot vorgefunden, aber die Trockenheit setzte den Pflanzen auch hier sehr zu. Vieles funktioniere gut aber manches werde eben erst bei der Umsetzung in den Betrieben sichtbar, resümierte Projektleiterin Katja Zippel vom Deutschen Bauernverband (DBV), der das Verbundprojekt „Lebendige Agrarlandschaften – Landwirte gestalten Vielfalt!“ koordiniert. Das Projekt vereint unternehmensorientierte Landwirtschaft mit ökologisch orientierten Biodiversitätsmaßnahmen. Solche Projekte beweisen das Verantwortungsbewusstsein der Bauern für die Scholle und alles Drumherum. Diese produktionsintegrierten Naturschutzmaßnahmen dienen dem Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt in unseren Agrarlandschaften.

Das Stangenbohnen-Maisgemenge erhöht die Biomasse und den Futterwert.

Auf Schauflächen wurden beim Feldtag verschiedenste Maßnahmen präsentiert, wie das Stangenbohnen-Mais-Gemenge, welche die Bioenergieproduktion befördern oder den Futtermittelwert erhöhen kann.

Naturschutz integriert in intensive Produktion

Sven Borchert, Betriebsleiter der Landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft GbR Groß Germersleben zwischen Oschersleben und Wanzleben zeigte und erklärte Interessierten während des Rundgangs ebenfalls einige seiner Maßnahmen zur Biodiversität: Einen Feldvogelstreifen im Maisfeld und einen Blühstreifen, der über fünf Jahre Insekten, Feldvögeln und Hasen Futter und Unterschlupf bietet. Für Borchert sind nicht nur die im Betrieb umgesetzten Biodiversitätsmaßnahmen maßgeblich, sondern auch die praktische Umsetzbarkeit, also wie diese sich in die betrieblichen Abläufe eingliedern. Das landwirtschaftliche Unternehmen ackert auf etwa 1.700 Hektar. Angebaut werden Getreide, Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps und Mais. In einer Biogasanlage erzeugt man Ökostrom. Auf den Flächen werden keine Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt und auch keine Dünger ausgebracht. Dr. Jens Birger, von der Stiftung Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt und Betreuer des F.R.A.N.Z-Projektes (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft und Naturschutz) konnte an diesem Tag viele Fragen beantworten, denn der Betrieb von Sven Borchert gehört zu den zehn Demonstrationsbetrieben in Deutschland. Dr. Birger erklärte die verschiedensten biodiversitätsfördernden Maßnahmen, die da sind Blühstreifen, Blühflächen, Extensivgrünland, Altgrasstreifen, Feldlerchenstreifen auf Maisflächen, Erbsenfenster, Feldlerchenfester, Feldvogelinsel für Offenlandarten, Sommergetreide mit blühender Untersaat, Extensivgetreide und blühende Vorgewende.

Förderung der Artenvielfalt bringt Anerkennung

Katja Zippel, Projektleiterin des Verbundprojektes „Lebendige Agrarlandschaften“, führte die etwa 40 Wissbegierigen durch den Feldtag.

Der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e. V., Olaf Feuerborn lobte während der Veranstaltung das Projekt, welches im zunehmenden Maisanbau Möglichkeiten zur Biodiversitätsförderung aufzeigt. Die sachsen-anhaltinische Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, Prof. Claudia Dalbert, hob hervor, wie wichtig biologische Vielfalt für das Land bedeutet. „Das Thema beschäftigt die Bürger. Es ist eine Herausforderung und eine Chance für die Landwirtschaft.“
Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des DBV, sieht es als vordringliche Aufgabe seines Verbandes an, alle Initiativen zur Biodiversität in einem Netzwerk zu erfassen.
200.000 Kilometer Blühstreifen legten Bauern 2018 in Deutschland an, wusste Katja Zippel zu berichten. Es werden immer mehr. Landwirte bräuchten für Biodiversitätsprojekte Mut und die Sicherheit, dass sie für ihren Aufwand auch eine Entschädigung bekämen. Katja Zippel begleitet mit ihren Kollegen und Forschern deutschlandweit verschiedenste Maßnahmen aus dem Verbundprojekt „Lebendige Agrarlandschaften“. Sie hofft, dass interessierte Landwirte den guten Beispielen folgen.

Projekt fördert die Zusammenarbeit

Landwirtschaft und Natur bedingen einander und gehören eng zusammen. Bauern produzieren Nahrungs- und Futtermittel sowie grünen Strom. Sie erhalten dabei unsere Kulturlandschaften, die durch viele Jahrhunderte durch die bäuerliche Arbeit geprägt sind. Demzufolge sollten Landwirtschaft und Naturschutz eng zusammen tätig sein. Vorbehalte von beiden Seiten stehen dem lösungsorientierten Dialog manchmal im Wege. Mit diesem Projekt und solchen Vor-Ort-Veranstaltungen soll die Akzeptanz innovativer Naturschutzmaßnahmen innerhalb des Berufsstandes und den Bekanntheitsgrad erhöht werden. Das vom Deutschen Bauernverband koordinierte Verbundprojekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durchgeführt und durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und durch die Landwirtschaftliche Rentenbank gefördert.
Weitere Informationen auf der Internetseite: www.lebendige-agrarlandschaften.de
Text und Fotos: Barbara Ilse

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