Allgemein-Bildung + Berufsnachwuchs

Gemeinhin herrscht das Vorurteil, dass die Landwirtschaft eher konservativ ist und gern an Bewährtem festhält. Mit Blick auf den rasanten technologischen Fortschritt in den Ställen und auf den Feldern beweisen Landwirte ihre Zukunftsfähigkeit. Auch bei der Berufsnachwuchswerbung werden neue Wege eingeschlagen. Angesichts der diesjährigen Absage der größten Bildungsmessen im Land und der Schwierigkeiten größere Personengruppen auf die Betriebe einzuladen, folgte die Ohreland KG Landwirtschaft der Einladung zu einem Video-Chat mit Schulen der Umgebung.
Die Schüler haben Bedarf sich über ihre künftigen beruflichen Ausbildungs- und Karrierechancen zu informieren. Und so organisierte das Bildungswerk der Wirtschaft Sachsen-Anhalt e.V. einen digitalen Berufsorientierungstag. Unternehmen und Schulen hatten die Möglichkeit, sich in einer Videokonferenz zu treffen. Die Unternehmen konnten sich und ihre Ausbildungsmöglichkeiten vorstellen.

Künftige Arbeitskräfte werden gesucht und ausgebildet

(Bildautorin Annelore Koesling): Firmeninhaber Tim Koesling (rechts) mit Johannes Groen, Thorsten Kerzel und dem Auszubildenden Nick Vollrath auf dem Betriebshof in Samswegen.

Die Ohreland KG ist ein landwirtschaftlicher Betrieb in Samswegen und wird von Tim Koesling geführt. Derzeit 40 Mitarbeiter kümmern sich vor allem um etwa 1.200 Kühe, die Milch für die Erzeugung beispielsweise von Joghurt, Käse oder Trinkmilch geben. Die Ausbildung übernimmt der Betrieb für die Berufe Landwirt/in, Tierwirt/in Fachrichtung Rind, Mechatroniker/in für Land- und Baumaschinen und für Fachkraft Agrarservice.
Aus dem Stall erklärte Thorsten Kerzel den Schülern am anderen Ende der Internetleitung, was man in der Ausbildung lernt. Neben der Melktechnik ist die Fütterung der Tiere wichtig, die Gewährleistung von Tiergesundheit und Hygiene aber auch Anatomie, Physiologie und das Verhalten der Tiere. Der Zufall wollte es, dass die Schüler ein frisch geborenes Bullenkalb zu sehen bekamen.

Studienmöglichkeiten in der Nähe für die eigene Karriere

Live-Schaltung vom Arbeitsplatz – Johannes Groen erklärt das Cockpit des Feldhäckslers.

Das Futter für die Tiere wächst auf den umliegenden Wiesen und Feldern. Johannes Groen ist 27 Jahre alt und studiert nach dem Bachelor Agrarwirtschaft derzeit erneut an der Fachhochschule in Bernburg Landwirtschaft, um seinen Masterabschluss zu machen. Er nahm die Schüler mit in die Kabine eines Feldhäckslers, zeigte dort die aufwändige Technik zur Bedienung des Geräts für die Ernte von Gras und Mais. Im Betrieb lernen die künftigen Landwirte alle Arbeiten von der Bodenbearbeitung, über Bestandspflege bis zur Ernte kennen. Es gibt auch Weiterbildungsmöglichkeiten in der Nähe, wie die Fachschule in Haldensleben. So kann man noch Karriere in der Landwirtschaft machen und später mehr Verantwortung für Mitarbeiter und Produktion übernehmen.
Die Jugendlichen konnten auch Fragen stellen und interessierten sich vor allem für die Ausbildungsvergütung. Grundsätzlich ist diese in einem Tarifvertrag geregelt und wird regelmäßig angepasst. In Samswegen bekommt man jedoch einen Bonus für Mehrarbeit in Arbeitsspitzen und eine Belohnung für gute Noten in der Ausbildung.

Digitales Reinschnuppern ersetzt nicht das Ausprobieren im Praktikum

Schon während der Betriebsvorstellung gab es positive Rückmeldungen.

Alle Beteiligten zeigten sich begeistert über die Möglichkeiten der neuen Medien. Doch ersetzen diese nicht das Reinschnuppern in die künftige Berufswelt. Und so lud Thorsten Kerzel die Schüler zu einem Praktikum ein – Gummistiefel sind genug da und man freut sich auf junge Leute, die sich für die Arbeit mit Tieren, Technik und an der Natur interessieren.
Die Videokonferenz fand anlässlich der Europäischen Woche der beruflichen Bildung statt und wurde über das Netzwerk Schule-Wirtschaft als digitales Messeevent organisiert. Das Pilotprojekt trägt den Namen „KickStart2GO: sneak peek“, als Verweis darauf, dass die Schülerinnen und Schüler einen kleinen Einblick (sneak peek) in das Unternehmen erhalten. Zum Auftakt nahmen 6 Schulen und 5 Unternehmen teil, neben dem Bauernverband und der Ohreland KG waren der Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Sachsen-Anhalt e.V., K+S GmbH Zielitz, die IFA Group Haldensleben und FAM GmbH Magdeburg.

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