Agri-Photovoltaik (PV) und Pflanzenkohle aus Biomasse waren die Themen beim Unternehmerfrühstück, zu dem Barlebens Bürgermeister Frank Nase eingeladen hatte.
Rund dreißig Interessierte stärkten sich mit belegten Brötchen, Kaffee und Tee während der aufschlussreichen Erläuterungen der Fachleute und diskutierten die Ergebnisse praxisbezogen.
Fachvortrag von der HS Anhalt
Das erste Thema, Agri-Photovoltaik, stellte Jeannine Dallmann von der Hochschule Anhalt vor. Ausgehend von den EU-Vorgaben, die in Deutschland eine Verzehnfachung des Anteils von erneuerbaren Energien am Energiebedarf bis 2040 fordern, stellte sie die Photovoltaik-Varianten auf Äckern vor und erörterte Vor- und Nachteile anhand von Beispielen in Sachsen-Anhalt, darunter auch die wissenschaftlich begleitete PV-Anlage in Strenzfeld.
Anne Sophie Claus und Hendrik Meine der „Meine und Claus GbR“ in Osterweddingen sehen Agri-PV als zusätzliches Standbein des konventionell arbeitenden Landwirtschaftsbetriebes.
Für Meine ist es effiziente Flächennutzung für bestimmte Bereiche ,auch wenn er PV allgemein als Brückentechnologie bezeichnet. Frau Claus weist mit einem Zitat auf die dreifache Rolle der Landwirte an den Klimaveränderungen hin: Als Mitverursacher, Leidtragender und Teil der Lösung: „Wir Landwirte können hier mitgestalten.“ Sie sieht in Solarparks auch einen Gewinn für die Biodiversität. Meine ergänzt die Aussagen noch mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Für ihn sind die hochgebauten und unterfahrbaren Agri-PV wegen der Baukosten nicht rentabel und auch die vertikalen Anlagen würde er nur mit Blühwiesen ergänzen, auch wenn die Reduktion landwirtschaftlicher Nutzfläche durch die Anlagen nur 15 Prozent beträgt. Seiner Meinung nach sind die Bewirtschaftungseinschränkungen zu hinderlich. In der Gesprächsrunde wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Anlagen nach den EEG-Gesetz 2023 voll förderfähig sind, gesellschaftlich anerkannt und dass PV eben politisch gewollt ist – wiewohl ein Diskussionsteilnehmer kritisch anmerkte, dass sich das auch schnell wieder ändern könne.
Pflanzenkohle aus Pyrolyse
Als zweites Thema stand der „wirtschaftliche Nutzen der Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle in der Landwirtschaft“ auf der Agenda des Unternehmerstammtisches. Hierzu stellten Sebastian Marschall von der RKW Sachsen-Anhalt GmbH und Michél Schnitz von der Eventavantgarde Anhalt e.V. die Technologie Pyrolyse vor, die Marschalls Einschätzung nach jetzt umsetzungsreif ist. Hierbei handelt es sich um ein Klimaprojekt zur Gewinnung von Pflanzenkohle zur Bodenverbesserung aus Biomasse. Im thermischen Umwandlungsprozess entstehen außer wertvoller Pflanzenkohle noch Biogas, Bioöl und Wärme, die in Strom umgewandelt werden kann. Diese Hauptparameter sind in ihren Anteilen frei wählbar. In einem Versuch hat die Hochschule Anhalt im vergangenen Jahr die positiven Einflüsse der Pflanzenkohlegabe für landwirtschaftliche Kulturen und den Humusaufbau nachgewiesen.
Viele Fragen zum Verfahren, zu den Ausgangsmaterialien, zu CO2 Biomasse Zertifikaten, zur Ausbringung, auch zu Masse- sowie Energiebilanzen, bewegten die Zuhörer aus der Praxis. Nicht alle Fragen konnten zur Zufriedenheit geklärt werden und so bedankte sich Bürgermeister Nase erst einmal für die Einblicke, das Interesse und lud zur InterPyro-Nachfolgeveranstaltung am 15. März 2023 ein.
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