Erfindung aus Vahldorf – Blunk macht biologische Schädlingsbekämpfung für den Markt fit
Der Maiszünsler ist ein kleiner Schmetterling, der im Raupenstadium gern im Mais wohnt und dort erhebliche Schäden verursachen kann. Die Raupen überwintern in den Maisstoppeln und verpuppen sich im Frühjahr. Die Falter schlüpfen im Mai und die nächste Generation, pro Falter etwa 500 Insektenlarven, kann sich im Frühjahr über den nächsten frischen Mais hermachen. Sie bohren sich durch Stängel, Blüten und Kolben, schwächen den Stängel, der dann oft abbricht. Es wird geschätzt, dass weltweit etwa vier Prozent der jährlichen Maisernte durch diese bis zu zwei Zentimeter langen Schädlingsraupen zerstört werden.
Der Maiszünsler braucht zur Entwicklung Wärme und so wandert der ursprünglich eher in Süd- und Mitteleuropa, Nordafrika, sowie in Teilen Asiens vorkommende Schädling aufgrund der Klimaerwärmung nun in Richtung Norden voran. Um den teilweise auftretenden Massenvermehrungen Herr zu werden, setzt man in Ungarn zum Beispiel auf Insektizide.
Auch in Baden-Württemberg hat man das Ringen gegen diesen speziellen Schädling aufnehmen müssen. Dort fördert das Land Zünsler-Gegenmaßnahmen. Dabei setzt man auf biologische Bekämpfung: Mit speziellen Drohnen werden Zellstoffkugeln mit Schlupfwespen in verschiedenen Entwicklungsstadien auf die betroffenen Felder ausgebracht. Pro Kugel sind das etwa 1000 Schlupfwespen. Diese mögen die Eigelege des Maiszünslers zum Fressen gern – sie parasitieren diese, sagt der Fachmann.
Eine Mitschuld an der Vermehrung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten trägt auch der zunehmende Anbau von Energiemais in den vergangenen Jahren in Deutschland. Auch in der Börde gab es bereits Schäden durch den Maiszünsler.
Die niedersächsische Firma Biocare GmbH züchtet die Schlupfwespen für den deutschen Markt, stellt die Trichosafeâ genannten Schlupfwespenkugeln und die Kugelwerfer her und fand in Sachsen-Anhalt die Blunk GmbH in Vahldorf als Vertriebspartner. Das ursprünglich aus Schleswig-Holstein kommende Lohnunternehmen hat mittlerweile fünf Standorte und bietet technische Dienstleistungen für den Agar- und Umweltbereich bis hin zu Forst-und Brandschutzarbeiten und der Produktion von Holzhackschnitzeln.
Am Blunk-Standort Vahldorf bei Haldensleben beschäftigte sich der Fachmann für Agrartechnik, Helge Witt, seit 2021 mit dem Thema Maiszünslerbekämpfung. Die Biocare-Drohne schafft es zwar, auf ziemlich großer Fläche die pro Hektar nötigen rund 1000 Kugeln auszubringen. Aber es dauert relativ lange und kostet somit zu viel. Witt probiert und grübelt: „Das Problem ist, dass der Mais bereits 1,2 bis 1,8 Meter hoch ist, zur günstigen Maiszünsler-Bekämpfungszeit im Juni/Juli. Traktoren machen dann auf jeden Fall Schaden an den Pflanzen.“ Aber der Spezialist kennt sich aus mit Pflanzenschutztechnik und verbaute zwei der Kugelwerfer am Spritzgestänge auf einen höhen- und spurverstellbaren „Horsch LEEB VL“. Die selbstfahrende Pflanzenspritze gewährleistet, dass rechtzeitig vor dem Höhepunkt des Maiszünslerflugs die Bestände flächendeckend mit TRICHOSAFE® behandelt werden können. Die bis auf zwei Meter hochfahrbare Spritze kann ihre Arme links und rechts auf jeweils 26 Meter aufklappen, hat also eine Arbeitsbreite von 52 Metern. Bei 15 bis 20 Kilometern pro Stunde schafft sie das pneumatische Kugelwerfen auf 20 Hektar in einer Stunde. Die Kosten für den Landwirt belaufen sich auf 25€ pro Hektar; Hinzu kommen die Kosten für die Kugeln, welche je nach Befall zwischen 37 bis 55 € liegen.
In Sachsen-Anhalt haben Blunk-Mitarbeiter dieses Verfahren schon auf mehreren hundert Hektar erfolgreich eingesetzt und bieten das Verfahren nun mit noch einmal verfeinerter Technik den Landwirten mit Zünslerproblemen an.
Grundlage für die Bekämpfung der Raupen des kleinen Falters ist ein Monitoring im Juni mit Lichtfallen, die aus einer Leuchtstoffröhre und einem Fangnetz bestehen. „Wenn weibliche Schmetterlinge im Netz sind, sollte eine Bekämpfung gestartet werden“ empfiehlt Helge Witt. Auch die Ausbringzeit und Kugelmenge werde danach festgelegt.
Problem rückt immer weiter in Norden vor
Am 23.Juni 2022 wurde zum Beispiel in Bernburg der erste Maiszünsler gesichtet, weiß Witt ohne nachzuschauen. Dort sei das Problem bereits vordringlich; aber auch auf Feldern um Wanzleben und Oschersleben halte der Maiszünsler Einzug. Witt hat deshalb auch nur noch wenig Hoffnung, dass das Thema Maiszünsler an den Bauern der Region vorbei schramme. Sie könnten aber selbst einiges tun, um der Vermehrung wenigstens Einhalt zu gebieten. Der Fachmann Witt nennt es „fehlende Hygiene im Ackerbau“, wenn die Maisstoppeln zu hoch oder nur abgeknickt sind. Sein Tipp: „Die Maisstängel sollten unbedingt unter dem ersten Knoten gehäckselt und anschließend beim Mulchen zerstört werden.“ Und je mehr Landwirte sich daran beteiligten, umso wirksamer seien die Maßnahmen. Witt wünscht sich, dass dem Thema mehr Beachtung geschenkt werde und dass die betroffenen Landwirte Unterstützung bekämen.
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