Ackerbau-Allgemein-Natur + Umwelt

Was für ein Problem haben die Bauern mit den Nitratmessungen? Wird nicht richtig beprobt, in den Laboren unsauber gearbeitet? Nein – es wird einfach an den falschen Stellen gemessen.

Aufgabe ist es den Zustand des Grundwassers repräsentativ abzubilden, also anteilig je nach Flächennutzung als Wald, Acker, Grünland oder Siedlung. Hauptsächlich haben wir Ackerfläche im Land und an vielen Messstellen überhöhte Nitratwerte, die als „landwirtschaftlich genutzt“ markiert sind. Schaut man sich aber die Lage der Messstellen vor Ort an und befragt Alteingesessene, werden andere Ursachen für die Nitratbelastung wahrscheinlicher.
Viele Messstellen liegen an verfüllten Sand- oder Tongruben. Industrieabfälle, Hausmüll oder sonstige Stoffe geben Nitrat ins Grundwasser ab. Manchmal sind es auch wilde Deponien, die einfach zugewachsen sind.
Es gibt aber auch natürliche Einflussfaktoren auf den Nitratgehalt des Grundwassers, wie die Geologie des Untergrunds, daraus aufsteigendes Grundwasser oder auch Robinien, die in ihrem Wurzelsystem Stickstoff sammeln und ans Grundwasser abgeben. Oder manchmal gibt es auch beides.
Schlechte Messwerte gibt es aber auch in der Nähe von Siedlungen. Bei Städten ist sicherlich oft ein marodes Abwassersystem zu vermuten. Bei Dörfern, die erst spät an die zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen wurden, sind es wohl eher alte Sickergruben oder undichte Sammelbehälter, deren Auswirkungen noch heute zu messen sind. Manche Messstellen stehen da, wo früher Ställe oder Lagerplätze standen – natürlich ohne dass da früher dichter Beton drunter war.
Bis die Probleme durch Sickerwasser und die natürliche Grundwassererneuerung weggespült sind, vergehen noch viele Jahre. Denn dafür braucht es viel Niederschlag, der das Nitrat verfrachtet und verdünnt. Wie lange undichte Deponien noch Nitrat abgeben, kann überhaupt nicht gesagt werden.
Auch in anderen Regionen wurden Messstellen herangezogen, wo andere Einflüsse auf schlechte Nitratwerte zu finden sind. Ergebnis ist, dass ein Bild entstanden ist, die Landwirtschaft trägt die Hauptverantwortung für großflächig schlechte Grundwasserqualität. Ergebnis unserer Betrachtung ist jedoch, dass es punktuell vor allem Altlasten bedingte Probleme gibt, in der Fläche jedoch vieles in Ordnung ist. Benachbarte Messstellen beweisen das.
Sicher gibt es problematische Messstellen, wo auch Landwirtschaft hinterfragt werden muss. Insgesamt müssen wir jedoch wieder zu einer realistischen Einschätzung des Grundwasserzustands kommen, brauchen auch in der Fläche mehr Messstellen, abseits von Deponien oder Siedlungen, ohne Einflüsse aus dem Boden oder der Natur. Dann finden auch Einschränkungen Akzeptanz, wenn sie da angeordnet werden, wo sie auch wirklich hingehören.

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