Allgemein-Bildung + Berufsnachwuchs-Tierhaltung

Für knapp 50 Schüler des Werner-von-Siemens-Gymnasiums aus Magdeburg ging es kürzlich zur Exkursion aufs Land. Im Rahmen des Projektes „Grünes Erleben – Bauernhof als Klassenzimmer“ besuchten sie den Liemershof in Ohrsleben, einen Betrieb mit Ackerbau, Schweinemast und Biogaserzeugung.

Schweine sind intelligente und saubere Tiere

Anja Richter organisierte mit ihrem Team diesen Unterrichtstag in der Landwirtschaft. Im Mittelpunkt standen die Schweine, die auf dem Betrieb gemästet werden. „Saudumm“, „Ferkelei“ oder „Schweinerei“ waren Wörter, die den Kindern gleich in den Sinn kamen, als sie nach Sprichworten zu diesen Nutztieren gefragt wurden. „In der Realität sind Schweine sehr intelligente, reinliche und soziale Geschöpfe“, klärte Anja Richter auf. Sie teilen sich ihre Buchten ein, haben einen Bereich zum Fressen und Saufen, einen Liegebereich und auch einen Kotbereich. In den Buchten sind auch Beschäftigungsmaterialien zu finden, an denen die Schweine spielen oder die sie untersuchen und anknabbern können.

strenge Hygienevorschriften

Einblicke in Schweineställe sind oft nur schwer möglich. In Ohrsleben klappte das an diesem Tag aber über den Blick von außen. Im Stall selbst herrschen strenge Hygienevorschriften. Duschen beim Betreten des Stalls, ein sauberer, kompletter Satz Arbeitskleidung inklusive Unterhose und Socken wären anzuziehen und beim Verlassen des Stalls wieder eine Dusche – bei zwei Schulklassen ein zu großer Aufwand. Und so schauten die Sechstklässler von draußen in den Stall und konnten die Tiere beim Fressen, Schlafen und Spielen beobachten.
Die Schweine in Ohrsleben werden als Läufer mit etwa 30 kg Gewicht eingestallt. Der Liemershof nimmt an der Initiative Tierwohl teil. Deshalb steht den Schweinen mehr Platz zur Verfügung als gesetzlich vorgeschrieben. Wenn den Tieren das Futter schmeckt, sie sich wohlfühlen und gesund sind, nehmen sie jeden Tag etwa 1 kg an Gewicht zu.

Futter aus der eigenen Küche

In der Futterküche werden die Komponenten der Futterration gemischt und erhitzt, bevor sie über ein Rohrleitungssystem in die Futtertröge gelangen.

Wie das Futter zubereitet wird und was alles als Futterkomponente auf dem Liemershof verwendet wird, konnten sich die Schüler in der Futterküche anschauen. Neben Getreide werden hier auch Nebenprodukte aus der Nahrungsmittelproduktion zu einem Brei verkocht, der den Schweinen gut schmecken soll. Kartoffelchips, die den Qualitätskriterien der Nahrungsmittelhersteller nicht entsprechen, Brezeln, Kartoffelstücken oder auch Biertreber sind Bestandteile der Futterration.
Nach ungefähr 3 Monaten im Maststall werden die Tiere für ihre Fahrt zum Schlachthof auf betriebseigene Fahrzeuge verladen. Die Nachfrage nach Schweinefleisch verlangt nach mageren Stücken ohne große Fettauflage. Deshalb werden die Tiere bereits mit einem Endgewicht von 120 kg geschlachtet.

Aus Gülle werden Strom und Wärme

Anschließend besichtigten die Schüler noch die Biogasanlage des Betriebes. Anlagenfahrer Michael Globisch erklärte, wie Bakterien aus Gülle und Mais im Inneren der Anlage Gas produzieren, das in einem Motor verbrannt wird. Dieser Motor treibt einen Generator zur Stromerzeugung an und gibt die Wärme in einen Kreislauf zum Heizen der Ställe und der Futterküche ab. Die Gärreste sind wiederum wertvoller Dünger für die umliegenden Felder, auf denen Getreide, Raps oder Rüben wachsen. Obwohl es bei regnerischem Wetter einigen schon „schweinekalt“ war, verließen die Kinder um einige Erfahrungen reicher den Landwirtschaftsbetrieb.
Im Schnitt etwa 50 Schulklassen besuchen jedes Jahr Landwirtschaftsbetriebe aus dem Bauernverband „Börde“. In diesem Jahr konnten pandemiebedingt nur 10 Schulklassen diese praktische Ergänzung zu ihrem Schulunterricht erleben. Dieses außerschulische Lernangebot wird gefördert vom Bildungsministerium über das Landesschulamt aus Mitteln des Landes Sachsen-Anhalt.

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