Ackerbau-Allgemein

Ackerfuchsschwanz, Hundskerbel und Rost

Fieslinge gefährden Ernten – Firmen zeigen Auswege beim Feldtag in Üplingen

Kamille und Hundskerbel im Weizen

Der Hundskerbel ist ein feines einjähriges Kraut und kann Wuchshöhen bis zu 80 Zentimetern erreichen. Er bildet dünne Wurzeln und die Pflanzenteile riechen sehr aromatisch, wenn man sie zerreibt. Stefan Mast vom Pflanzenschutzmittelhersteller „Nufarm“ bezeichnet den Duft als leicht würzig und rät, ihn nicht mit dem gefleckten Schierling zu verwechseln, der stark giftig ist und „nach alten Mäuseköddeln stinkt.“ Der Fachmann erläuterte vor kurzem beim 11. Feldtag auf dem Stiftungsgut Üplingen den rund 60 Interessierten das große Schadpotential des Hundskerbels, denn das Kraut verbreitete sich sehr stark in den vergangenen Jahren auch in der Börde und seine Bekämpfung wird zunehmend zum Problem im Ackerbau, weil wirksame Präparate vom Markt genommen wurden. Hersteller von Pflanzenschutzmitteln forschen an neuen Mitteln oder testen in Versuchen welche Kombinationspräparate zu welchen Ausbringzeiten beste Ergebnisse liefern. Stefan Mast führte durch die Weizen-Versuchsparzellen auf denen Hundskerbel extra eingesät wurde. Vorn gibt es eine völlig unbehandelte Fläche, auf das Kraut den Weizen stellenweise sogar ganz verdrängt hat. Mast, Fachberater für Sachsen-Anhalt, zeigt und erklärt, wie die verschiedenen Wirkstoffkombinationen und -mengen auf den folgenden Parzellen den Hundskerbel im Weizen fast ganz verschwinden lassen, wenn zudem auch die Ausbringzeiten passen und bereits im Herbst Pflanzenschutzmaßnahmen stattfanden. Ein Unterschied von drei Wochen bei der Spritzung der gleichen Wirkstoffkombination erbringt einen deutlichen Unterschied in der Hundskerbelpopulation. Hundskerbel keimt in unseren Breiten ganzjährig und auch wenn es fast ideal aussieht, irgendwo entdeckt Stefan Mast mit seinem Stab durch den kniehohen Weizen striegelnd immer noch ein kleines Pflänzchen Hundskerbel. Mast abschließend: „Der Hundskerbel wird in den nächsten Jahren sicherlich noch stärker an Bedeutung gewinnen. Und wir werden weitere Versuche durchführen.“

Die Versuchsfeldspritze

 

In Gruppen lassen sich die Feldtagsbesucher die unterschiedlichen Versuchsanordnungen von fünf Firmen durch deren Vertreter erklären. Mit unterwegs sind auch Matthias Klinks als Versuchsleiter und Antje Fuhrmann als Versuchstechnikerin, sowie Jörg Hartmann als Chef des Sortenversuchswesens und mit Horst Düll Pächter der Stiftungsgut Üplingen GbR. Der Feldtag gilt in Fachkreisen als netzwerkfördernd und wird rege zum Austausch genutzt, bieten doch Rundgänge, gemeinsames Frühstück und Mittagessen perfekte Gelegenheiten für Gespräche. Hartman formuliert es so: „Wir freuen uns jedes Jahr wieder so viele Gäste auf dem historischen Üplinger Gut begrüßen und interessante Gespräche mit praktizierenden Landwirten führen zu können, denn die Ausstellerfirmen stellen auf unseren 19 Hektar Versuchsflächen modernen innovativen Landbau vor.“

Der Rost führt in den letzten Jahren vermehrt zu Ertragsausfällen beim Weizen

Der Braunrost des Weizens gehört zu den Rostpilzen und ist in den vergangenen Jahren zunehmend auch in der Börde zu einem einflussreichen Schadpilz an den Weizenkulturen geworden – Landwirte können ein Lied davon singen, denn wenn sie keine massiven Ernteeinbußen hinnehmen wollen, müssen sie den Rost bekämpfen. Er siedelt auf grünen Blattfläche und profitiert von häufiger Witterung mit Sonne und Tau ohne starke und anhaltende Niederschläge. In Üplingen forscht die Firma Team Agrar GmbH an der besonders anfälligen Weizensorte Donovan. „Wenn das mit hier funktioniert, funktioniert es auch an den anderen Sorten“, sagt Dr. Michael Neugebauer am Feldrand und erklärt die verschiedenen Spritzungen auf den Weizenparzellen, die ebenfalls mit einer unbehandelten Fläche beginnen. Dann werden auch hier verschiedene Wirkstoffkombinationen und Ausbringzeiten getestet. Ohne Fungizide ginge es nicht aber durch die Zugabe von Bakterien, Pflanzenstärkung und die rechtzeitige Anwendung sowie eine standortgerechte Sortenwahl könne man den Befall eingrenzen.

Die Ackerfuchsschwanzbekämpfung und ihre Grenzen erforschen Fachleute der Firma FMC, die sich mit Pflanzenschutztechnologien beschäftigen. Beim Feldtag in Üplingen stellte Sebastian Ecke Versuchsstrategien gegen das einjährige Süßgras vor, welches in Wintergetreide, Raps und Mais zu einem Ertragsausfall bis zu 25Prozent führen kann. Es galt früher in Mittel- und Ostdeutschland als sehr selten, hat sich in den letzten Jahren aber auch hier etabliert. Ecke rät Landwirten davon ab, nur auf eine reine Frühjahrsbehandlung zu setzen und auch einen Bodenwirkstoff einzusetzen.

Die „sgl GmbH“ informierte am Feldtag über Pflanzen- und Bodengesundheit durch die Gabe von „Komposttee“. Markus Schlich und Marc Deilmann waren vor Ort um die Besucher über die anderen Pflanzennährstoff- und Beratungsangebote der Firma sowie das regenerative Feld mit sechsgliedriger Fruchtfolge zu informieren.

Um Pflanzenstärkung kümmert sich der Düngerhersteller „Lebosol-Dünger GmbH“. In Üplingen testen die Fachleute der Firma, am Feldtag vertreten durch Henning Jaworski und Jörn Lorenz, unterschiedliche Gaben von Flüssigpräparaten über Boden und Blätter in Weizen, Erbsen und Mais. Sie experimentieren auch mit Pulver oder Granulaten, sind dazu auch mit Maschinenherstellern für Ausbringtechnik im Gespräch.

Henning Jaworski zeigt den Interessierten beim Feldtag die Konsistenz des Spezialdüngers

98 Millimeter Regen im Mai – darüber freute sich nicht nur Antje Fuhrmann, die es gern hätte, wenn es nun etwas moderater weiterregnen würde. Ab 25. Juni wünscht sich die Versuchstechnikerin dann durchgehend Sonnenschein für die Ernte.

Ihr Chef Jörg Hartmann freut sich schon auf das genauso traditionsgemäß stattfindende Nacherntegespräch: „Dann werden die Ergebnisse des Versuchsjahres präsentiert und diskutiert.“

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