Maurice Ullmann erklärt den Azubis auf dem Feld noch einmal die Wuchsstadien von Weizen
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Eselsbrücke zur Getreideunterscheidung anhand der Blattansätze am Halm

Hirtentäschelkraut, Flughafer, Melde, Storchschnabel, Phacelia, und Vogelknöterich konnten die angehenden Bauern meist nur mit Hilfe von Fachfrau Marie Saudhof als Ackerunkräuter erkennen und unterscheiden. Die Landwirtschaftsazubis waren sich nach der verunglückten Fragerunde einig, dass sie hier noch einiges nachzuholen haben. Ein Herbarium anzulegen war zwar Teil der Ausbildung, wurde aber von den Lehrlingen überwiegend nicht fertiggestellt. Nicht nur deshalb gab es zum Teil erhebliche Wissenslücken. Auch bei der Getreideunterscheidung zeigten sich arge Fehler, sowohl bei den gezeigten Pflanzen als auch bei den Körnern und Samen im Glas.  Genauso lief es bei den Wachstumsstadien des Weizens. Hier waren die jungen Leute ebenfalls auf Nachhilfe angewiesen. Fachmann Maurice Ullmann gab am Feldrand noch einmal einen Überblick und fragte dazu Aussaattiefen oder die Arbeiten übers Jahr ab, zeigte beginnende Pflanzenkrankheiten, testete das Wissen der Gruppe zu Maßnahmen und Mitteln dagegen, sprach über Aussaattiefen, -stärken, Keimfähigkeit und so weiter – der allerletzte Test vor den Prüfungen.

Fachfrau Marie Saudhof und Kevin Lücke bei den Unkräutern. Saudhof:„Ihr müsst euren Feind kennen, ehe ihr ihn bekämpft“und empfiehlt bei Unklarheiten die Unkrautapp

Die Bauernverbände Salzland, Börde und Nordharz gaben den Lehrlingen im dritten Lehrjahr auch in diesem Jahr wieder die Möglichkeit sich an einem Praxistag auf die Prüfungen, die Anfang Juni beginnen, vorzubereiten. Diese intensive Art der Prüfungsvorbereitung ersannen die Bauernverbände in Coronazeiten, als Zwischenprüfungen einfach weggefallen waren. Die Praxistage haben sich über die Jahre bewährt und so organisierte ihn in diesem Jahr Katharina Elwert, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Salzland e.V. Dafür stellte die Agrargenossenschaft Baalberge eG mit ihrer 100prozentigen Tochtergesellschaft, dem Milchviehbetrieb Agrar Poley GmbH, vor kurzem ihre Maschinen, den Stall und Fachpersonal zur Verfügung. Rund 30 Lehrlinge wurden in drei Gruppen durch die Bereiche Pflanzen- und Tierproduktion sowie Technik geführt, mussten tausende Fragen beantworten, vieles erklären und zeigen.

Katharina Elwert begrüßte die angehenden Bauern, die Fachleute, worunter auch etliche Prüfer waren, die neue Ausbildungsverantwortliche des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten (ALFF) Mitte, Josephine Horenburg, und ihre Kollegen Diana Borchert vom Bauernverband Nordharz e.V. sowie Marius Denecke vom Bauernverband Börde e.V.

Danach verteilten sich die Gruppen auf die drei Themenbereiche in den zwei Betriebsteilen.

Maximilian Meinicke aus Bösdorf-Lockstedt kann die Bestandteile des Kuhfutters gut erklären

Im Kuhstall erfragten Herdenmanagerin Katharina Zimmermann und ihr Stellvertreter, Landwirt Martin Stehr, die betriebseigene Futterzusammensetzung anhand einer Probe. Man sprach auch unter anderem über Silage, Ohrmarken, Kälbchenfutter und dass die Kälber 21 Tag bei der Mutter bleiben. Hier konnten die Lehrlinge Kevin Lücke, Max Meinicke, Jeremy Balkowsky und Hannes Daniel punkten. Es gab wenige Unklarheiten. Bei der Kuhbeurteilung mit Uwe Burkhardt von der Rinderallianz zeigten die zukünftigen Landwirte ebenfalls, dass sie in der Ausbildungszeit aufgepasst hatten. Nur einzelne Punkte auf dem Beurteilungsbogen mussten vertieft werden.

Kevin Lücke und Maximilian Meinicke absolvieren unter Anleitung von Uwe Burkhardt (Rinderallianz) eine Kuhbeurteilung wie sie in der Prüfung zum Landwirt gefordert wird

In Baalberge auf dem Technikhof offenbarte sich wieder einmal, dass die jungen Männer sich viel mit der Landwirtschaftstechnik befasst hatten. Steffen Schmidt, Landwirt und Prüfer, ließ sich von den Lehrlingen an der Spritze erklären, „wo die Brühe langläuft“, wie das Gerät aufgebaut ist, welche Vorbereitungen und Einstellungen abzuarbeiten sind, was wann und mit wieviel gespritzt wird und wie man es ausrechnet. Im Team waren sie stark aber bei speziellen Einzelfragen musste Schmidt schon mal helfen. Auch den Aufbau, die Funktionen und den Weg der Körner an der Drillmaschine ließ sich Schmidt zeigen. Prüfer Sandro Richter war für die Unterweisung am Feingrubber und dem Mähdrescher zuständig. Hier zeigte sich deutlich, wer von den Azubis schon mal auf mit den Maschinen arbeiten durfte. Gegrubbert hatten alle schon mal. Der Drescher hat in den Ausbildungsbetrieben meist einen Stammfahrer, so dass Azubis hier selten zum Zuge kommen. Trotzdem konnten die Lehrlinge auf ein ordentliches Technikwissen zurückgreifen und wissen nun zumindest, wo sie noch mal nachlesen müssen. Sandro Richter gab wie die anderen Fachleute auch noch Hinweise zum Prüfungsablauf: „Einer der drei Prüfer schreibt, lasst euch davon nicht aus der Ruhe bringen und sprecht in ganzen Sätzen.“

Am Feingrubber legt Fachmann Sandro Richter den Azubis noch einmal dar, wie sie in der Prüfung an die Aufzählung und Funktion der Bauteile herangehen sollten

Hannes Daniel, angehender Landwirt, Lehrling bei „Landboden-Osterwieck Agrodienste GmbH & Co KG“ wird Landwirt und hofft, dass er nach der Ausbildung übernommen wird. Es gab noch keine Gespräche dazu, aber „ein paar von den Leuten gehen bald in Rente.“  In seinem Ausbildungsbetrieb werden 1500 Schweine von 30 Kilogramm auf 120 Kilogramm gemästet. Hannes Daniel fühlt sich dort gut aufgehoben und fand die Ausbildung im Betrieb gut: „Da war immer einer, den ich fragen konnte.“ Seine Hauptarbeit bestand darin, Wasser zum Spritzen rauszufahren. „Im Winter war Stallarbeit angesagt. Das mache ich gern.“ Der 19-jährige ist gerade mit seiner Freundin in Heudeber zusammengezogen, bereitet sich auf die anstehende Prüfung vor und freut sich auf mehr Geld als fertiger Landwirt. Jeremy Balkowsky ist auch gern bei den Tieren und war, wie Hannes Daniel, Lehrling in der Klasse „LW21C“ in Salzwedel – zwei Wochen Schule in Salzwedel und dann vier Wochen im Betrieb. Sein Ausbildungsbetrieb ist die „Semundo Agar Urban Jülich“ mit 4500 Mastschweinen. Balkowsky: „Die möchten mich behalten, aber ich weiß noch nicht so genau.“ Für ihn zählt der Stundenlohn. Der Neu-Osterweddinger lobt seinen Ausbilder Timo Försterling. Jeremy Balkowsky konnte unter anderem auf dem Acker drillen, das Maissaatbett vorbereiten und Gärreste fahren. Auch die Stallarbeit findet er gut. Beide jungen Männer wollen erst einmal Geld verdienen. Einen höheren Ausbildungsgrad streben sie nicht an; sie sind froh, dass die Schule endlich vorbei ist.

Hannes Daniel hat eine Spritzdüse ausgebaut und Fachmann Steffen Schmidt fragt ihn nach dem Aufbau ab

Die Agrargenossenschaft Baalberge eG hatte ebenfalls zwei Lehrlinge zum Praxistag auf eigenem Gelände angemeldet: Ben Gutenmorgen und Florian Otto sind kurz vor ihrem Abschluss als Landwirte. Pflanzenbauleiter Dirk Schumacher war 1979 selbst Lehrling hier, wurde zum „Agrotechniker und Mechanisator“ ausgebildet und besuchte anschließend die Ingenieurschule in Naumburg, ist jetzt Diplomagraringenieur (FH). Von ihm ist zu erfahren, dass der Betriebsverbund rund 2400 Hektar Lößboden mit 60 bis 90 Bodenpunkten beackert.

Dirk Schumacher / Pflanzenbauleiter der Agrargenossenschaft Baalberge eG

Schumacher erläutert weiter, dass man hier außer den üblichen Marktfrüchten unter anderem Gemüse, Zwiebeln Kartoffeln und auf rund 50 Hektar auch Hopfen anbaut. Es gibt Biogas- und Photovoltaikanlagen, einen Landhandel, einen Rewe-Markt und eine Küche, die täglich rund 1000 Essen für Schüler und Rentner kocht und ausliefert. Ein zum Verbund gehörender Ökomarktfruchtbetrieb, die Zepzig GmbH, wirtschaftet auf 370 Hektar. Die angeschlossene Agrar Poley GmbH betreut 450 Rinder, wo im Monat rund 35 Kälber geboren werden, 12000Liter Milch am Tag rausgehen und die Milchleistung pro Kuh und Tag bei durchschnittlich 36,2 Liter liegt. Schumacher freut sich schon auf den neuen Azubi, der ab August im Betrieb ist. „Wir haben hier immer Lehrlinge ausgebildet und freuen uns auf die Bewerbungen und bieten auch Praktika an. Der von den Bauernverbänden organisierte Praxistag passte jetzt gut in die Zeit, weil das Gros der Arbeiten durch ist.“

Bevor der Praxistag begann, stellten sich alle Beteiligten zu einem Gruppenbild auf

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