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Jedes Jahr lädt der Kontroll- und Beratungsring (KBR) Schaf- und Ziegenhaltung des Landeskontrollverbandes Sachsen-Anhalt (LKV) zur Versammlung, um seine Mitglieder über die Ergebnisse der Mastleistungsprüfung zu informieren. Neben den tierischen Leistungsdaten, wie Tageszunahmen oder Lämmerverlusten, stehen die Vergleiche der betriebswirtschaftlichen Eckdaten im Fokus des Interesses. Weil die Mitglieder des KBR aus mehreren Bundesländern stammen, wurden auch Vergleiche über Bundesländergrenzen hinaus möglich.

Hauptteil der Einnahmen aus öffentlichen Geldern

Am 9. September fand im brandenburgischen Nauen die Mitgliederversammlung des früher als KBR Lämmermast bezeichneten Zusammenschlusses statt. Anhand der von Karsten Siersleben vorgetragenen betriebswirtschaftlichen Auswertungen wurde deutlich, dass die schafhaltenden Betriebe zu einem übergroßen Teil von öffentlichen Zuwendungen abhängig sind. Je nach bewirtschafteter Fläche tragen Direktzahlungen, Prämien für die Teilnahme an Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen oder Entgelte für freiwillige Naturschutzleistungen oder die Pflege von Deichanlagen zu großen Teilen zum Einkommen der Schäfer bei. Ohne diese Gelder wäre die Schafhaltung allein aus dem Verkauf von Lämmern oder Wolle ökonomisch nicht tragfähig.

Wertschöpfung durch eigene Schlachtung und Vermarktung

In einem weiteren Vortrag ging Wolf Fischer vom Zentrum für Tierhaltung und Technik der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden auf rechtliche Anforderungen zur Schlachtung, Zerlegung und Selbstvermarktung von Fleisch ein. Über die Vermarktung von Schlachtkörpern und Fleisch von Lämmern, Schafen und Ziegen wird ein großes Potential gesehen, Wertschöpfung im Betrieb zu generieren. Den Anwesenden wurde jedoch vor Augen geführt, wie umfangreich die bürokratischen Auflagen sind, wie groß die zu erbringenden Vorleistungen sind, um in die Direktvermarktung von Fleisch einzusteigen.

Exkursion bietet Gelegenheit zum Austausch

Am Ende der Veranstaltung stand eine Exkursion in den Betrieb von Schäfer Helmut Biermann an, der den Aufwand nicht gescheut hat und in eine alte Bausubstanz eine EU-zugelassene Schlachtstätte gebaut hat. Er vermarktet jährlich etwa 2.000 Lämmer direkt ab Hof vor allem an Kunden aus dem nahen Berlin. Mit elektrischer Zange und Entbluten per Kehlschnitt wird so geschlachtet, dass das Fleisch nach den religiösen Vorstellungen der muslimischen Kundschaft produziert wird. Mit dem Aufwand für das Personal, die Fleischbeschau oder die Entsorgung der Schlachtabfälle entstehen zusätzliche Kosten. Mit dem Mehrerlös verbunden ist ein Plus von 20 Euro je Lamm und viel Aufwand für die Vermarktung.

Fachausschuss berät Förderbedingungen

Der Bauernverband wird über den Fachausschuss Schaf- und Ziegenhaltung in einer Sitzung am 7. Oktober die Förderbedingungen aus der letzten Periode der EU-Agrarpolitik auswerten und Forderungen erarbeiten, die in der kommenden EU-Förderperiode zu einer verlässlichen Unterstützung der Schäfereien führen. Der Politik muss kontinuierlich vor Augen geführt werden, wie wichtig vor allem die Landschaftspflege mit Schafen für eine Artenvielfalt in Flora und Fauna ist. Diese Leistung muss auch künftig anerkannt und mit verlässlicher Entlohnung über einfache Programme dauerhaft gesichert werden.
Darüber hinaus bietet die Vermarktungsförderung und die Vereinfachung der zugrundeliegenden rechtlichen Rahmenbedingungen eine große Chance, die Wertschöpfung bei den Schäfern zu erhöhen.

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