Ackerbau-Allgemein

Jens Michelmann stellt im neuesten Video des Bauernverbandes „Börde“ e.V. das Roden seiner Zuckerrüben vor. Er ist 2. Vorsitzender der Agrargenossenschaft Schneidlingen mit Sitz in Groß Börnecke.
1.400 Hektar Acker sind hier unterm Pflug. 120 Hektar davon sind Zuckerrüben. Die muss der eigene Roder auch in diesem Jahr köpfen, aus dem Boden holen, von Erde befreien und vom Bunker auf die abfahrenden Hänger befördern. Sechs Reihen nimmt der vor sechs Jahren gebraucht gekaufte „kleine“ Roder gleichzeitig auf. Er schafft sieben bis neun Hektar Rübenacker pro Tag abzuernten, abhängig von Ertrag und Schlaggröße. Heute erntet der Roder auf einem 25 Hektar großen Schlag. Die Miete ist noch klein, aber gegenüber liegt schon eine enorm große Zuckerrübenmiete mit geschätzten 1.000 Tonnen von 17 Hektar, die in den vergangenen Tagen aufgetürmt wurde und wie auch die heutige Miete nächste Woche zur Zuckerfabrik abgeholt wird.

Für Jens Michelmann hat die eigene Technik Vorteile: „Wir sind mit unserem eigenen Roder unabhängig von Lohnunternehmen und können uns auch das Wetter zur Ernte aussuchen. Das ist Luxus.“
Ein Abfahrer transportiert normalerweise die Rüben auf die Miete am Feldrand. Heute ist noch ein zweiter Abfahrer dabei, denn der Lehrling hat erst gestern seinen Führerschein gemacht und zeigt heute schon mal, dass er es kann. Langsamer als sein geübter Kollege fährt er mit dem Rückwärtskipper an die Miete und macht die Klappe auf, sodass die Rüben auf den Haufen fallen. Es ist heute neblig-feucht. Die Fahrer müssen ab und zu aussteigen und den Hänger von lehmiger Erde freikratzen, damit alle Rüben rausrollen können. Ansonsten wird die Erdschicht auf der Ladefläche immer dicker. Nach dieser Arbeit steigt der Lehrling wieder auf seinen Traktor und fährt zügig zum Roder, dessen Bunker schon wieder entladen werden muss, obwohl zwischendurch der andere Abfahrer schon dran war.
Der Ertrag der im September geernteten Rüben lag bei 440 Dezitonnen pro Hektar (dt/ha). Für so ein trockenes Jahr, wie dieses sei das für die erste Rodung normal. Durch den Zuwachs im nassen Herbst und durch die Sortenwahl hofft Michelmann bei den jetzt geernteten Rüben die 800 dt/ha zu „knacken“, wie er sagt. Meist lagern die Zuckerrüben bis zur Abholung am Feldrand in den so genannten Rübenmieten, die oft bis Weihnachten, dann mit Planen abgedeckt, an den Feldrändern zu sehen sind.
Bevor Anfang April die jetzt zu erntenden Rüben gedrillt wurden, erfolgte die Bodenbearbeitung nach der Getreideernte. Noch im Herbst wurde 40 Zentimeter tief gegrubbert, ein paar Wochen später noch einmal 20 Zentimeter tief, die sogenannte Winterfurche. Je nach Witterung im Frühling erfolgte das Feingrubbern 15 Zentimeter tief. In diesem „Rübenbett“ haben die Samen, die mit einer 12-reihigen Rübenlegemaschine in die Erde gekommen sind, beste Chancen zu solch kräftigen zuckerhaltigen Rüben heranzuwachsen, wie man sie jetzt auf den Mieten der Agrargenossenschaft bei Hecklingen sieht.
Sind die Rüben geerntet, wird mit der Scheibenegge das Rübenblatt eingearbeitet, mit dem Grubber 18 Zentimeter tief durchgezogen und dann kommt die Winterweizensaat nächste Woche in die Erde.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums wurden 2020 in Sachsen-Anhalt auf 48.355,80 Hektar Zuckerrüben angebaut. Die gesamte Ackerbaufläche des Landes Sachsen-Anhalt beträgt 996 132 Hektar. Im Verbandsgebiet des Bauernverbandes „Börde“ werden auf etwa 7% der Ackerfläche Zuckerrüben angebaut und zumeist in der Zuckerfabrik Klein Wanzleben verarbeitet.

Text und Bildmaterial: Barbara Ilse

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