Ackerbau-Allgemein-Bildung + Berufsnachwuchs-Tierhaltung

Ohne Landwirte keine Lebensmittel

Azubi-Praxistag zur Prüfungsvorbereitung nach drei Jahren Ausbildung

Die Landwirtschaftsbetriebe brauchen dringend Nachwuchs; aber der muss gut ausgebildet sein, um den immer höheren Anforderungen des hochspezialisierten und hochtechnisierten, sowie strengen Regeln unterworfenen Berufs zu entsprechen.

Nun stehen nach drei Jahren Ausbildung für die zukünftigen Landwirte aus dem Bereich des Amtes für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten Mitte die Prüfungen an.

Wie bereits im vergangenen Jahr hatten sich die Bauernverbände Salzland, Börde und Nordharz e.V. und die Landjugend Sachsen-Anhalt e.V. für einen Azubi-Praxistag zur Prüfungsvorbereitung zusammengeschlossen. Auf dem Betriebsgelände der Agrargenossenschaft Hamersleben e.G. fanden sich in kürzlich 25 junge Leute ein, die dieses freiwillige Angebot nutzen wollten. Ihre Berufsabschlussprüfungen stehen für die meisten von ihnen im Juni an und so konnten sie in den Bereichen Technik, Tier und Pflanze noch einmal rekapitulieren, was abgefragt werden könnte und etwaige Lücken im Fachwissen ausfindig machen.

Weizen oder Gerste? Maxim Nimmich und Michael Müller schnitten mit einem Messer die Pflanze auf, um festzustellen, dass es Winterweizen im Bestockungsstadium 28/29 ist

Johann Heinrich Herrmann, der im landwirtschaftlichen Betrieb Nehring-Isermeyer GbR in Beckendorf lernt, hat seine Schwachstellen im Pflanzenkundewissen entdeckt. Dort mussten die jungen Landwirte unter anderem Unkräuter und Getreidearten erkennen, Kenntnisse bei Pflanzenschutz und Düngung unter Beweis stellen, Entwicklungsstadien beim Weizen erläutern und die Arbeit nach der Rapsernte für die Winterweizenaussaat darlegen. Hier standen Nadine Börns, Ackerbaureferentin des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt e.V. und Marie Saudhof, Geschäftsführerin der Landjugend Sachsen-Anhalt e.V. , als Ackerbauexperten an einem Hamerslebener Rapsfeld den jungen Leuten als Lehrmeister zur Verfügung.

Wo fließt die Spritzmittellösung hin? Steffen Schmidt ging mit den jungen Männern dem Weg des Wassers in der Pflanzenschutzmittelspritze vom Einfüllen bis zur Düse nach

Sandro Richter fachsimpelte mit den zukünftigen Landwirten anhand einer Saatbettkombination über die Bodenbearbeitung bis hin zum Ausmessen der Saatgutmenge

Den Bereich Technik deckten Sandro Richter vom Büttner Ökoservice und Steffen Schmidt von der Agravis mit ihrem Fachwissen ab. Schmidt verfolgte mit den Prüflingen an einer Pflanzenschutzmittelspritze den Verlauf der Spritzmittellösung vom Wassertank bis aufs Feld. Er versäumte nicht, auf die Verantwortung des sachkundigen Spritzenfahrers hinzuweisen, dass er zum Beispiel bei Fußgängern am Feldrand abschalten solle. Das würde dem Bild der Landwirtschaft gut zu Gesicht stehen, auch wenn man mit dem Pflanzenschutz den Ertrag sichere und damit die regionale Lebensmittelproduktion stärke. Dem anderen Teil der Gruppe erklärte Sandro Richter derweil die Saatbettkombination, wobei er den Kenntnisstand der jungen Männer zum mechanischen Ablauf in der hochtechnisierten Kombimaschine und bei der Abdrehprobe abfragte. Der Fluss des Erntegutes durch den Mähdrescher, bildete hier den Abschluss der Runde Technik.

 

 

Tierbeurteilung mit Astrid Ziem, Lehrerin an der Fachschule Haldensleben

Astrid Ziem von der Fachschule Haldensleben ging mit den jungen Leuten im Stall der Hamerslebener Agrargenossenschaft den Tierbeurteilungsbogen anhand von drei Holsteiner Schwarzbunten durch, sprach dabei über Harmonie, Beckenbreite, Fundamente und befand am Ende Kuh Nummer 283 für am kaufenswertesten. Betriebsleiter Sascha Blaik, ebenfalls Mitglied der Prüfungskommission, sondierte mit den Prüflingen die Futtermittelbestandteile seiner Kühe, fragte das Energie- oder Eiweißfutter ab, diskutierte Mengenanteile und fügte auch die 80 Liter Wasser an, die die Tiere pro Tag benötigen.

Sascha Blaik ließ die Auszubildenden Futtermittelbestandteile bestimmen

 

 

Marius Denecke, Geschäftsführer des Bauernverbandes „Börde“ e. V., Diana Borchert, Geschäftsführerin Bauernverband Nordharz e.V. und ihre Kollegin vom Bauernverband Salzland e.V., Katharina Elwert, sowie die Mitarbeiterinnen aus den Geschäftsstellen halfen, den Ablauf abzusichern.

Alle Spezialisten wiesen die zukünftigen Junglandwirte nachdrücklich darauf hin, dass in den Prüfungen nicht nur Fachwissen abgefragt würde, sondern auch betriebswirtschaftliches Denken wichtig sei. Sie sollten den Prüfern dann Zusammenhänge erklären und nicht nur die Fachbegriffe auswendig lernen.

Johann Heinrich Herrmann, 20 Jahre alt und aus der Lüneburger Heide stammend, hat seine Abschlussprüfungen erst im Herbst und weiß nun genau, wo er noch nachbessern muss. Er ist froh, dass er dieses Angebot nutzen konnte, wird doch seine Arbeitskraft im Ausbildungsbetrieb gerade in diesen Tagen sehr gebraucht. Seinen Ausbildungsbetrieb bezeichnet der Abiturient als sehr gut strukturiertes Unternehmen, welches ihm einen älteren erfahrenen Mitarbeiter als Mentor zur Seite gestellt hat, von dem er lernt und mit dem er täglich arbeitet. Johann Heinrich möchte anschließend in Göttingen Agrarwissenschaften mit dem Schwerpunkt Technik studieren.

 

Werde Landwirt!

Man sollte Interesse an Natur und Agrartechnik, Pflanzen und Tieren haben. Gebraucht werden ebenso technisches Geschick, Organisationstalent, Selbstständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Körperliche Arbeit, betriebswirtschaftliches Denken und unternehmerisches Handeln gehören ebenso zum Berufsbild des Landwirts.

Der Landwirt ist ein anerkannter Ausbildungsberuf, dessen Ausbildung sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule erfolgt und in der Regel drei Jahren dauert. Die Lehrlinge erfahren alles über das Bearbeiten von Böden und den Anbau von Feldfrüchten sowie Düngung, Pflanzenschutz, Ernte, fachgerechte Lagerung und Verwertung pflanzlicher Produkte. Zudem werden Kenntnisse über das Halten, Füttern und Versorgen von Nutztieren vermittelt. Auszubildende lernen, Normen bei der Lebensmittelproduktion zu kontrollieren sowie landwirtschaftliche Produkte zu vermarkten. Weitere Schwerpunkte bilden das Bedienen und Warten der Maschinen sowie die Planung und Durchführung betrieblicher Abläufe.

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