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Bösdorfer Milchviehhalter projektieren mit ihrer Molkerei an der Zukunft der Landwirtschaft

Von 4000 Betrieben wurde die Agrar Produktionsgesellschaft Bösdorf-Lockstedt als einer von drei Firmen ausgewählt, um an einem zukunftsweisenden Projekt der Deutschen Milchkontor GmbH (DMK) teilzunehmen. DMK ist eines der größten deutschen Molkereiunternehmen. Aus diesem Grund besuchte auch Staatssekretär Gert Zender den Landwirtschaftsbetrieb Betrieb von Jörg Stottmeister in der Nähe von Oebisfelde.

Seit zwei Jahren läuft das Net-Zero Programm in drei sehr unterschiedlichen Milchviehbetrieben in Deutschland. Projektende ist 2025. Es geht um die Senkung der schädlichen Kohlendioxid- und Methanemissionen durch Verbesserung im Futter- und Ackeranbau, der Energieerzeugung und im Betriebsmanagement.

Chef Jörg Stottmeister, Herdenmanager Eric Wilke und Juniorchef Markus Stottmeister vor einem Melkroboter

Bei Jörg Stottmeister und seinem Sohn Markus stehen 280 Milchkühe in den Ställen. 1400 Hektar Fläche, davon 40 Prozent Grünland, beackern sie. Energie wird über eine Biogasanlage und Sonnenkollektoren auf den Stallflächen erzeugt.

Einer der ca. 15 Mitarbeiter ist Herdenmanager Eric Wilke, der Herr über die Milchkühe. Er begleitete mit den beiden Stottmeisters den Stallanlagenrundgang von Staatsekretär Zender, der CDU-Landtagsabgeordneten Sandra Hietel-Heuer, Projektmitarbeitern der DKM und des Bauernverbandes „Börde“ e.V. sowie einigen Medienvertretern. Den Interessierten wurde alles erklärt und jede Frage von einem der drei Bauern beantwortet, während der Tross vorbeiging an Kühen, die auf warmen Liegematten auf das nächste Melken warten, bei den hübschen Kälbern verweilte, dem riesigen Bullen lieber von fern zusah und zu den drei Melkautomaten, die gut für Fotos von hochtechnisierter Landwirtschaft taugten. Gespräche drehten sich um die Automatisierung, die Lebenszeit von Kühen oder das Mais-Bohnengemisch, was weniger Stickstoff benötigt. Es ging um die geplante Produktion von Pflanzenkohle, die Optimierung der Biogasanlage oder auch um das Filtern von Gülle, um sie schnell verfügbarer für die Pflanzen zu machen. Themen waren auch Wetter, Wolf, Milchmengen, Landschaftsschutzgebietsauflagen und die ausufernde Bürokratie.

Henry Hashagen, DKM-Projektverantwortlicher, beglaubigte denn auch dem Bösdorfer Betrieb bereits vor Projektbeginn ein hohes Niveau. Er sei klimatechnisch, bei den Tieren und der Milchleistung bereits gut aufgestellt gewesen. So könne man nun im Projekt an kleinen Stellschrauben versuchen, es noch besser zu machen. Er nennt Beispiele, unter anderem einen Futterzusatz, der den Methanausstoß verringert. „Um ökonomisch zu wirtschaften, ist der Futterzusatz zu teuer aber über das Projekt kann nun die Wirksamkeit kostenneutral getestet werden“, so Hashagen. Man könne ebenso Co2– neutrale Düngemittel ausprobieren. Aber am Ende müsse auch die Ökonomie stimmen, fügte der Fachmann an; die Firmenchefs nickten. Hashagen erinnerte zudem auch die Moorthematik hier am und im Drömling. In das Programm sind außerdem das Thünen-Institut als wissenschaftlicher Partner eingebunden, außerdem die KWS-Züchtung, Tierärzte und andere Experten. Die Ergebnisse sollen anschließend den 3097 anderen Milchlieferanten als Ansporn dienen.

Landwirt Jörg Stottmeister (re.) erklärt Agrarstaatssekretär Gert Zender die Anzeige am Melkroboter

Agrarstaatssekretär Zender zeigte sich sehr interessiert an dem DMK-Net-Zero-Programm und am Einblick in die Praxis eines Milchviehbetriebes. Er gab zu, dass es langweilig sei, über Landwirtschaft in den Akten im Büro zu lesen. Zender lobte den Betrieb von Stottmeister als Vorzeigebeispiel in Sachsen-Anhalt für leistungsfähige Landwirtschaft. Die Meinung der Gesellschaft in Deutschland über die Landwirtschaft bezeichnete er als „etwas verrutscht“. Da werde über die Bauern so geredet, als wenn sie auf Teufel komm raus ohne Rücksicht wirtschaften würden. „Kein Bauer trägt mehr auf seinen Acker auf, wenn es nicht nötig ist, denn das kostet alles Geld.“ Natur- und Klimaschutz ginge nur mit den Bauern gut. Sie funktioniere aber nur, wenn sie auch ökonomisch darstellbar sei, fügte Zender an und setzte hinzu: „Wie die Bauern sich für den Klimaschutz einsetzen sieht man doch hier.“ Herdenmanager Eric Wilke brachte seine Wünsche direkt an Zender vor: „Den Betriebsablauf stören besonders die vielen Doppel- und Dreifachkontrollen durch unterschiedliche Behörden. Das ist doch unnötig!“ Wilke hätte gern auch eine zentrale Stelle, die die Direktvermarktung im Land berät und Jörg Stottmeister erinnerte Zender und Hietel-Heuer noch einmal daran, endlich den Papierkrieg einzudämmen.

Sandra Hietel-Heuer lobte das Programm des DMK, das Engagement des Betriebes, die gute Mischung von Landwirtschaft und Klimaneutralität und beide Politiker versprachen, sich weiter für die Belange der Landwirte in den Gremien einzusetzen. Zender verwies abschließend noch auf eine Bürokratieabbau-Arbeitsgruppe im Ministerium, der die Landwirte ihre Bedrängnisse vorbringen sollen.

 

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