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Früher mäanderten Ohre und Beber fröhlich durch die Landschaft. Auf ganz alten Karten kann man das gut sehen. Jetzt sind die Flüsse und ihre Nebenarme oft begradigt, die Ufer ordentlich befestigt und steil abfallend – kurz gesagt einfach unnatürlich.

Ohre, Beber, Garbe, Olbe, Wanneweh und andere Zuflüsse oder Bäche durchfließen hauptsächlich den Landkreis Börde, den Altmarkkreis, zum Teil auch das Stadtgebiet Magdeburg und ein wenig auch den Landkreis Gifhorn in Niedersachsen.

Nun sollen, wie es die Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL) vorsieht, alle Fließgewässer in einen naturnahen und durch Artenvielfalt geprägten Zustand, mit einer guten Wasserqualität versetzt und nachhaltig gesichert werden. Bis 2027 müssen demnach auch in Sachsen-Anhalt alle Gewässer einen „guten ökologischen und chemischen Zustand“ aufweisen. Dazu werden sogenannte Gewässerentwicklungskonzepte (GEK) erstellt.

In dieser Woche wurden in Bornstedt erste Analysen und Planungen zum Gewässerentwicklungskonzept „Ohre/Beber“ mit den Akteuren an den Flussläufen, besonders den Landwirten aber auch Anglern, besprochen. Eingeladen hatte die Landgesellschaft Sachsen-Anhalt, welche mit der Projektsteuerung vom für die GEK verantwortlichen Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) beauftragt wurde. Moderiert wurde die Versammlung von Lars Appelt von der Landgesellschaft. Viele Unklarheiten bewegten die Zuhörer in diesem Zusammenhang, hat man doch Unsicherheiten in Bezug auf die Flächennutzung und den Wasserhaushalt der Ackerflächen.
Bereits Anfang März trafen sich schon einmal rund 50 Experten in Schackensleben zu einer GEK-Vorstellung. Damals waren nur Vertreter der Kommunen, der unteren Naturschutzbehörden, von Naturschutzverbänden, Bauernverbänden, Forstämtern, Biosphärenverband, Wissenschaftler und andere geladen. Diesmal in Bornstedt stand der Dialog mit den Bauern im Vordergrund.

Jörg Schickhoff vom Planungsbüro IHU Geologie und Analytik erläuterte die weitere Vorgehensweise

Karl-Heinz Jährling (LWH) und Jörg Schickhoff vom Planungsbüro IHU Geologie und Analytik erläuterten auch diesmal das Projekt: Das Projektgebiet umfasst insgesamt eine Fläche von 1 602 km². Die im GEK zu bearbeitenden Projektgewässer belaufen sich auf eine Länge von 279 Kilometern. Ziel des GEK ist demnach die Wiederherstellung oder Erhaltung der natürlichen Funktionsfähigkeit der Flüsse, der Landschaft ringsherum, inklusive der Überschwemmungsgebiete mit möglichst geringen Eingriffen, kurz gesagt naturnah, dynamisch und nicht homogen. Dazu wird im Rahmen des GEK der Zustand ermittelt. Die Planungsbüromitarbeiter untersuchen Flussläufe, Wasserlebewesen, Wasserpflanzen und Fische sowie chemische und physikalische Parameter. Auch unüberwindbare Wanderbarrieren für Fische und Kleinlebewesen im Gewässer werden erfasst. Es gilt im GEK aufzuzeigen, wo Gewässer naturnah gestaltet und unterhalten werden können sowie Vorschläge für geeignete Maßnahmen zur naturnahen Gewässerentwicklung zu unterbreiten. Die Maßnahmen müssen hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit unbedingt mit den regionalen Akteuren abgestimmt werden. Dazu dienten diese ersten Sitzungen der „Projektbegleitenden Arbeitsgruppe GEK „Ohre/ Beber“. Die Arbeit begann im Januar 2024 und wird im Dezember 2024 abgeschlossen sein. Die öffentliche Auslegung erfolgt ab Oktober. Erste Ergebnisse und Einzelheiten zum GEK sind für alle, besonders aber die auf den flussnahen Flächen arbeitenden Landwirte, auf der Internetseite www.gek-ohre-beber.de nachzulesen.  Jährling empfiehlt jedem, hier seine Betroffenheit festzustellen und Ideen einzubringen. Auf der Internetseite gibt es auch die interaktive Karte, auf der Hinweise eingearbeitet werden können. Das GEK ist als Konzept mit einer Prioritätenliste gedacht, ein Werkzeugkasten, aus dem Firmen oder Kommunen später einzelne Stücke als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Flächenversiegelungen entnehmen können.

Jörg Schickhoff vom leitenden Planungsbüro steht aber auch für alle Anfragen, Probleme und Hinweise zum Projekt zur Verfügung unter der Mailadresse: schickhoff@ihu-stendal.de.

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